Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Revolution hat sich wie ein Steppenbrand über ganz Europa ausgebreitet, und während sie diesem Tyrannen Napoleon huldigen, mussten wir anderen vor diesen Flammen flüchten, im Exil leben und versuchen zu überleben, während wir vergeblich darauf warten, zurück nach...« Fast wäre Prinzessin Clarice der Name ihres Landes entschlüpft, aber sie fing sich gerade noch rechtzeitig und seufzte nur verärgert.
Robert hätte schwören können, dass sie sich sogar auf die Zunge biss. Er bewunderte ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Gleichzeitig verstärkte sich seine Überzeugung, dass er eine ausgezeichnete Wahl getroffen hatte.
Millicent und Prudence jedenfalls waren von der Heftigkeit der Prinzessin sichtlich beeindruckt.
Doch als Prinzessin Clarice den Blick hob, war ihre Miene gefasst und ruhig.
Sie besaß also verborgene Tiefen und geheime Leidenschaften. Robert war klug genug, das nicht zu vergessen. Er konnte es nicht riskieren, sein Spiel zu verlieren, weil sie einen Wutanfall bekam.
»Aber, Lady Prudence«, fuhr die Prinzessin fort, »wir sprachen gerade über Euer Gewand. Ich habe einige silberne Borten in meiner Kammer, die in London gerade absolut en vogue sind. Wenn Ihr möchtet, zeige ich Euch, wie Ihr sie platzieren müsst, damit sie die bestmögliche Wirkung erzielen. Mit Eurem dunklen Haar und Eurem blauen Gewand bietet das gewiss einen frappierenden Anblick.«
»Na gut«, erwiderte Prudence einlenkend, beobachtete die Prinzessin aber scharf, als hätte deren Wutausbruch sie verunsichert.
Millicent schob den Arm unter den von Prudence. »Mein Seidenschal ist das I-Tüpfelchen für deine Garderobe«,
meinte sie aufmunternd. »Wollen wir sehen, wie er dazu passt?«
»Geht nur. Ihre Hoheit und ich werden auch ohne Eure kompetente Hilfe den Ball besprechen können. Wir lassen Euch wissen, was wir entschieden haben.« Niemand würde je erfahren, dass er vorhatte, die Prinzessin für einen schändlichen Plan zu missbrauchen. Es hing so viel davon ab, dass er gelang, denn sein Scheitern würde bedeuten, dass der Mann, dem Robert sein Leben verdankte, vermutlich leiden müsste und am Galgen endete. Und Robert selbst würde langsam im Schlund der Hölle versinken.
Andererseits… manchmal hatte er das Gefühl, dass er längst dort schmorte.
Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor und bot der Prinzessin seinen Arm an. »Wir werden dort umherspazieren, wo man uns sehen kann, und so sämtlichen Gerüchten über eine verbotene Romanze vorbeugen.«
Prinzessin Clarice legte zart ihre Hand auf seinen Arm. »Das bezweifle ich.« Millicent betrachtete sie eindringlich. »Nicht, solange du der begehrteste Gentleman hier bist.«
»Das bin ich nur im Augenblick«, gab er zu. »Die Ankunft der anderen Gentlemen wird mich schon bald in den Schatten stellen.«
»Das«, warf Millicent ein, »möchte ich ebenfalls stark bezweifeln.«
»Larissa hat dich zur Partie der Saison erklärt«, meinte Prudence mit einem anzüglichen Lächeln. »Und sie prahlt damit herum, dass sie dich einfangen wird.«
Prinzessin Clarice lächelte.
Millicent zog Prudence aus der Tür und in den Flur. »Prue, du bist so eine Klatschbase!«, schalt sie ihre jüngere Schwester.
Robert gefiel es weder, der Gegenstand von Prinzessin Clarice’ Belustigung zu sein, noch mochte er seine Rolle als Trophäe, die Miss Larissa Trumbull erbeuten wollte. »Sie interessiert mich kein bisschen«, stellte er klar.
»Das habe ich mir auch nicht vorstellen können.« Prinzessin Clarice besaß den Anstand, ihre lächelnden Lippen hinter den Fingern zu verbergen. »Allerdings könnte ich auch nicht behaupten, dass Ihr weggesehen habt, als sie ihre... Waren feilbot.«
»Ihre...? Oh.« Die Offenheit von Prinzessin Clarice verblüffte ihn. Nur sehr wenige Ladys hätten auf den ausladenden Busen in dem viel zu weiten Dekolletee angespielt, den Miss Trumbull ihm so einladend vor die Nase gehalten hatte. Andererseits war kaum eine Lady mit Prinzessin Clarice zu vergleichen. »Miss Trumbull hat Brüste wie ein Kuheuter.«
Prinzessin Clarice schnappte schockiert nach Luft.
Er hatte sie also auch überrumpelt. Gut. Es war ihm lieber, wenn sie nicht zu selbstsicher wurde. »Bei diesem Anblick musste ich an das Dorf denken.« Er führte Prinzessin Clarice in den Flur und bog in die entgegengesetzte Richtung ab, in die Millicent und Prudence gegangen waren. »An Freya Crags. Freya ist ein altnordischer Name für Lady. Das Dorf verdankt seinen Namen den
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