Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
gestellt, die ich nicht erfüllen kann. Unangemessene und unmögliche Forderungen.« Um ihm unmissverständlich klarzumachen, dass sie von seinem albernen Plan und nicht von seinen eitlen Küssen sprach, setzte sie hinzu: »Ihr versteht hoffentlich, dass ich niemanden darstellen kann, den ich nicht einmal kennen gelernt habe. Schon gar nicht aus Gründen, die ich nicht verstehe.«
»Also habt Ihr über mein Ansinnen nachgedacht?«, fragte er glatt.
Sie zügelte Blaize und drehte sich zu Hepburn um. »Ich bin eine Prinzessin«, sagte sie langsam und hoheitsvoll und hob die Hand, als er etwas erwidern wollte. »Ich weiß, dass Ihr mir nicht glaubt, aber es ist die Wahrheit, und ich kenne meine Pflicht. Ich bin meiner Stellung verpflichtet, und diese Pflicht erlaubt es mir nicht, mich zu verkleiden, um jemanden zu täuschen oder hereinzulegen.«
»Das tut sie durchaus, wenn Ihr keine Wahl habt.« Seine Stimme klang wie eine Peitsche.
Er trieb sie in eine Ecke, aus der sie nicht entkommen konnte, und das wollte sie nicht zulassen. Sie musste sich irgendwie herausreden. Es musste doch einen Weg geben. »Falls ich das tun würde, wäre ich verkleidet und könnte nicht selbst auf dem Ball erscheinen. Welche Lüge würdet Ihr Euren
Gästen auf die Nase binden, wenn ich, die Prinzessin, die Ihr allen vorgestellt habt, die Prinzessin, die Ihr praktisch erpresst habt, an Eurem Ball teilzunehmen, plötzlich nicht erschiene?«
»Ihr werdet daran teilnehmen.« Er trieb Helios dichter an sie heran. »Als Prinzessin.«
Sie atmete gereizt aus. »Wolltet Ihr nicht, dass ich eine Perücke trage und mich verkleide?«
»Beides kann man sehr einfach ablegen.« Hepburn ließ sie keine Sekunde aus den Augen. »Ich werde nicht zulassen, dass es auch nur den geringsten Zweifel an Señora Menendez’ Anwesenheit auf dem Ball gibt.«
»Warum ist es so wichtig für Euch, dass sie kommt? Ist es so bedeutsam, Eure Gäste mit ihrer Anwesenheit zu beeindrucken?«
»Natürlich«, antwortete er bedächtig. »Das ist der erste gesellschaftliche Empfang, den ich seit meiner Rückkehr aus dem Krieg gebe. Der Status meiner Familie hängt entscheidend von dem Erfolg dieses Balles ab.«
»Lügner.« Sie glaubte ihm kein Wort.
Er musterte sie anerkennend. »Ihr seid wahrhaftig sehr intelligent.«
Seine Bewunderung freute sie, und das war nicht klug. Sie durfte sich nicht erweichen lassen und bei seiner Farce mitmachen. Sie konnte es nicht. Wenn jemand sie erkannte, war sie verloren.
Und Amy ebenfalls.
Aber Clarice wusste, wie sie ihre Weigerung an den Mann bringen konnte: mit Humor, ohne ihn abzuweisen und vor allem, ohne dass er das wahre Ausmaß ihrer Verzweiflung witterte. Natürlich könnte sie ihn mit einem kleinen Flirt ablenken, das war sicher auch eine gute Idee, allerdings durfte
sie es nicht übertreiben. Letzte Nacht hatte er sie immerhin ohne die geringste Provokation geküsst. Sie wollte das nicht noch einmal erleben, diese... wundervolle Leidenschaft. Sie erkannte einen Abgrund, wenn sie an einem stand, und das hier war ein bodenloser Abgrund.
Sie näherte sich ihm und lächelte, so dass ihre Grübchen deutlich hervortraten. »Mylord«, sagte sie leise und verbindlich, »was Ihr von mir verlangt, ist unmöglich. Wenn ich dabei ertappt würde, wäre ich ruiniert.«
Er gab jedoch keinen Zentimeter nach. Im Gegenteil, er schob sein Kinn noch störrischer vor, und sein Blick wurde kälter. »Ihr werdet nicht ertappt. Das würde ich niemals zulassen.«
Sie versuchte, mit Vernunft zu argumentieren. »Bei solchen Scharaden besteht immer die Möglichkeit eines Scheiterns.«
»Bei dieser nicht.«
Ihr Herz schlug schneller, und ihre Handflächen wurden feucht. Er war gefährlich. Gefährlich und unerbittlich. Auch verrückt? Trotzdem musste sie sich weigern. Sie musste es einfach. »Mylord, ich kann das nicht tun.«
Er sah zu Boden, als wollte er seine Gedanken vor ihr verbergen. Dann hob er den Blick und sah sie an, als suchte er etwas in ihrem Gesicht. »Ist das Euer letztes Wort?«
Das Unbehagen, das sie schon bei ihrer ersten Begegnung empfunden hatte, verstärkte sich. »Es geht nicht anders.«
»Vor etwa einem Monat«, antwortete Hepburn, »habe ich von einem Pferd gehört, einem höchst beeindruckenden zweijährigen Hengst in Gilmichael. Es war das Pferd des dortigen Richters, halb Araber und halb Beaumontagneduine, eine seltene Rasse, und dazu von höchst ungewöhnlicher Farbe und Lebhaftigkeit.« Sein liebenswürdiger
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