Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
einherschreiten und wie eine Sirene lächeln. Lord Tardew wird krank sein vor Liebe zu Euch.«
Millicent lachte.
Clarice lachte nicht. »Das ist mein Ernst.« Sie stand auf und legte Millicent aufmunternd die Hand auf die Schulter. »Denkt darüber nach!« Sie drehte sich um und wollte die Laube verlassen.
Sie hörte, wie Millicents Schuhe auf den Bohlen scharrten, als sie ebenfalls aufstand. »Prinzessin Clarice, nein!« Ihr Ton war mindestens ebenso gebieterisch wie der von Clarice. Die Prinzessin drehte sich langsam um. »Es ist mir ebenfalls ernst!«, erklärte Millicent. »Konzentriert Euch auf Prudence. Helft mir bei der Vorbereitung des Balles. Und vor allem
bitte ich Euch um Eure Freundschaft! Aber versucht nicht, mein Leben in Ordnung zu bringen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.«
13
Auch eine Prinzessin fängt mehr Fliegen mit Honig als mit Senf.
DIE KÖNIGINWITWE VON BEAUMONTAGNE
D ie Ställe lagen friedlich und verschlafen in der Sonne, während die Pferdeknechte ihrer Arbeit nachgingen. Clarice eilte zum Ende der Stallungen, weil sie es kaum erwarten konnte, Blaize zu sehen und seine samtenen Nüstern zu streicheln. Er verlangte nichts weiter von ihr als eine feste Hand am Zügel und liebevolles Striegeln nach einem ausgiebigen Ritt. Er stieß sie niemals aus Furcht weg oder ließ sie boshaft an sich herankommen, um ihr dann wehzutun. An diesem Ort machte nichts Sinn, außer Blaize. Er war, dachte sie, im Unterschied zu dem anderen Hengst in diesem Haus, eben ein vernünftiges Tier.
Doch als sie Blaize’ Box erreichte, war sie leer.
Panik drohte ihr den Hals zuzuschnüren. Sie sah sich hastig nach ihm um, aber die anderen Pferde hatten weder sein strahlendes kastanienbraunes Fell noch seinen eleganten Bau.
Wo ist er?
Blaize hasste Männer. Wenn einer der Pferdeknechte versuchen sollte, Blaize Bewegung zu verschaffen, würde ihr Hengst den Mann zweifellos angreifen. Aber hinter dieser
nachvollziehbaren Sorge schwang eine stärkere, weit weniger logische Angst mit: Waren sie gekommen, um ihn ihr wegzunehmen?
Sie ging zu den Koppeln, während sie sich nach rechts und links umsah, eine Erklärung suchte, nach Blaize Ausschau hielt. Als sie ins Freie trat, blinzelte sie in dem grellen Sonnenlicht und sah... den Hengst. Er stand gesattelt und bereit vor ihr.
Hepburn, dieser verdammte Hepburn, hielt das widerspenstige Pferd am Zügel und tätschelte seine Nüstern.
Ihre Erleichterung entlud sich in Wut. Offenbar war Hepburn nicht verletzt. Ebenso offenkundig war Blaize in Sicherheit. Und ganz offensichtlich verstanden sich die beiden glänzend. Clarice wünschte, sie hätte ihre Zeit nicht darauf verschwendet, sich um diese beiden dickköpfigen Kerle Gedanken zu machen. Sie riss Hepburn die Zügel aus den Händen. »Was macht Ihr da?«
»Ich warte auf Euch.« Er wirkte so unbeteiligt wie immer, als hätte es die letzte Nacht und die gestohlenen Küsse nicht gegeben.
Also gut. Dieses Spiel konnte sie mitspielen. Letztendlich war die letzte Nacht auch nicht so wichtig. Unerlaubte Leidenschaft war eben genau das: unerlaubt. Und so etwas würde sich nicht wiederholen. Es würde sich ganz bestimmt nicht wiederholen.
»Ihr habt Euch verspätet«, erklärte er.
Als hätten sie sich für einen gemeinsamen Ausritt verabredet! Sie musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Woher wusstet Ihr, dass ich zu den Stallungen wollte?«
»Intuition.«
Intuition? O nein, dieser... Mann hatte keinen Funken Intuition in seiner Seele. Er hat mich beobachten lassen! »Mir
gefällt Eure Art von Intuition nicht«, erwiderte sie. »Verschont mich bitte in Zukunft damit!«
Er senkte scheinbar fügsam den Kopf. »Wie Ihr wünscht.«
Seine kühle Kapitulation verstärkte ihr Unbehagen nur. Ein Mann wie Hepburn gehorchte nicht, es sei denn, er hatte einen triftigen Grund dafür. Und Clarice fürchtete sich davor, diesen Grund zu erfahren.
Sie sah sich auf dem Hof um. Hepburns Pferd, Helios, stand gesattelt an einem Aufsitzblock.
»Ich habe mich nicht verspätet.« Sie schlug Hepburns Hand aus, als er ihr beim Aufsitzen helfen wollte. »Ich bin genau auf die Sekunde pünktlich zu meiner einsamen, ungestörten Verabredung mit meinem Pferd gekommen.«
Er zuckte mit den Schultern, als würde ihn ihr bissiger Humor verwirren, drehte sich um und schwang sich in den Sattel. »Ihr mögt den Morgen nicht. Das hätte ich nicht erwartet.«
Sie bestieg Blaize ebenso geschickt. »Was wollt Ihr
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