Lost Vampire - Das Ende der Welt
unternommen hatte.
„ Auf der Suche nach Wüstengeistern, Ifrits, Djinns – die Dämonen des Orients“, erklärte er wild gestikulierend. „Und natürlich als Beschäftigung gegen die Langeweile.“
Sie grinste amüsiert zu Sams Geschichten und es fiel ihr nicht allzu schwer. Der Mann war ein guter Erzähler. Nur näher nachzufragen, was es mit ihm genau auf sich hatte, und wie ernst er es mit den Dämonen meinte, kam ihr nicht über die Lippen. Sie war sich nämlich alles andere als sicher, wie viel der Besucher über George wusste und welche Antworten sie hätte hören wollen. Ehe sich ein guter Punkt zum Nachfragen bot, lag die Strecke schon hinter ihnen.
Erst überrascht vom neuen Anhängsel, nahmen ihre Freunde Sam schnell in ihren Kreis auf. Sie hatten in der alten Feuergrube des Rastplatzes ein loderndes Feuer entfacht und schon damit angefangen, Marshmellows und Würstchen auf Stöcken zu grillen.
„ Hey, ich bin Sam“, stellte er sich mit einem einnehmenden Grinsen vor. „Und ihr müsst zu Tode gelangweilt sein in dieser gottverlassenen Geisterstadt.“
Erst lachte die Runde, dann pflichtete Charlotte ihm ernsthaft bei und die anderen nickten. „Vielleicht kann ich euch aushelfen, wenn ihr mir helft, ein paar Budweiser aus dem Auto zu tragen“, war das Stichwort, welches Peter und Ben überzeugte. Es waren nur ein paar Meter bis zu Evers Wagen, doch als die beiden Jungs – jeder ein Sixpack in der Hand – mit Sam zurückkamen, schienen sie bereits auf dem halben Weg zur großen Freundschaft mit dem mysteriösen Sam zu sein.
„ Solltet ihr wirklich schon trinken?“ George warf die naheliegende Frage in Richtung Issys jüngerem Bruder Peter. Er erntete einige wenig begeisterte Blicke und Ever fühlte sich ein bisschen schuldig, da sie gerade eine Flasche von Ben entgegennahm.
„ Ich würde das Zeug selbst mitbringen, wenn meine Eltern nicht so ein Adlerauge darauf hätten“, meinte Ben missmutig und öffnete den Verschluss einer Flasche mit einer zweiten. Sie wusste, dass Ben nicht sonderlich glücklich war. Während seine gleichaltrigen Freunde über das ganze Land verteilt studierten, saß er in der Steppe Arizonas fest und sollte „Toms Bar & Grill“ übernehmen.
„ Genau“, setzte Peter hinterher. „Wenn du und meine Schwester zu langweilig seid zum Trinken, dann ist das eure Sache.“
„ Halt die Klappe und sei froh, dass ich dich überhaupt mitnehme, Peter“, gab Issy bissig zurück. Sie hatte sich mit Ever und George auf den Baumstamm gesetzt, der ein bisschen weiter vom Feuer weg lag. Es schien in den letzten Wochen so, als ob ihre beste Freundin sich als einzige wirklich gut mit dem Vampir verstand. Die restliche Gruppe hatte kein Problem mit ihm und sie kamen klar, doch Ever merkte den Unterschied.
„ Leute, Leute!“, beschwor Sam mit nachdrücklicher Stimme. „Alkohol ist nicht dazu da, um darüber zu streiten! Er ist dazu da, uns näher zusammenzubringen.“
Sie lachten, stießen mit dem Fremden an und der Abend nahm seinen Lauf. Charlotte betonte gestikulierend, dass sie unbedingt hinter Evers Geheimnis kommen musste, attraktive Männer aus dem Nichts heraufzubeschwören. Es dauerte etwas mehr als zwei Bier, bis sie mehr oder minder auf Sams Schoß saß, während dieser sich mit Peter und Ben in ein Gespräch über fahrbare Untersätze jeglicher Art verwickelte. Ever erntete böse Blicke der Jungs dafür, dass Sam sein Motorrad zurücklassen musste und sie wusste in diesem Moment, dass es die richtige Ansage gewesen war.
„ Kein Grund, ihnen noch mehr Anlass zur Bewunderung zu geben“, flüsterte sie über George hinweg zu Issy, die zustimmend grinste.
Dann waren die Freundin und der Vampir wieder in ein Gespräch über italienische Künstler versunken, von dem Ever nur Bruchteile verstand. Ever hatte miterlebt, wie Issy schon sehr früh ihre kreative Ader entdeckte und wusste, dass sie unter einem Mangel an Gleichgesinnten litt. George war mit seinem Wissen ein gefundenes Fressen. Ever konnte mit europäischer Kunst und Geschichte weitaus weniger anzufangen, war aber froh, dass die beiden sich dadurch so gut verstanden.
An diesem Abend wirkte George allerdings nicht ganz bei der Sache und seine Antworten waren deutlich knapper als sonst. Das musste Sams Verdienst sein. Ever stieg mal hier, mal dort in die Unterhaltungen ein. Zu Anfang versuchte sie noch, ein Auge auf Sam zu haben, doch mit fortschreitender Uhrzeit ließ sie sich treiben. Sie verfolgte
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