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Lotta schlaeft - endlich

Lotta schlaeft - endlich

Titel: Lotta schlaeft - endlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylin Lenbet
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Ihnen das alles zu lange dauert. Nur zwingen Sie Ihr Kind zu nichts, wozu es noch nicht reif ist. Denn wirklich selbstständig wird ein Kind erst, wenn es zuvor erfahren hat, dass seine Bedürfnisse und Ängste ernst genommen werden.
Keine Angst vor dem Verwöhnen
    „Mach das bloß nicht – damit verwöhnst du dein Kind nur!“ „Das kannst du ihm nie wieder abgewöhnen!“ Ja, ja, schon gut – wer hat sich das nicht schon mindestens ein Dutzend Mal anhören dürfen. Und dann lassen einen diese bescheuerten Ermahnungen nicht einmal kalt. Die Angst vor dem Verwöhnen steckt tief in uns. Unser Kind soll schließlich eigenständig und stark werden und kein Weichei. Schon im zarten Babyalter wird daher munter drauf los trainiert – das eigenständige Einschlafen, das selbstständige Durchschlafen, das eigenständige Beruhigen etc. Nur wahre Empathisten schaffen es, dem Selbständigkeitsdruck zu widerstehen.
    Aber verwöhnen wir ein Baby tatsächlich, wenn wir ihm seine Grundbedürfnisse erfüllen? Ich meine jetzt nicht Windeln wechseln, füttern und warm halten. Sondern sein Bedürfnis nach körperlicher Nähe und emotionalem Beistand – erwiesenermaßen genauso wichtig wie Windeln wechseln und Co. Was ist eigentlich „verwöhnen“?
    Verwöhnen ist, wenn Sie Ihrem Kind ständig bei Dingen helfen, die es schon alleine kann. Verwöhnen ist auch, wenn Sie Ihr Kind immerzu mit Dingen überhäufen, die es gar nicht nachgefragt hat. Und verwöhnen ist, wenn Sie dauernd auf die Wünsche (und Wünsche sind keine Bedürfnisse) Ihres Kindes eingehen, obwohl Sie selbst dazu gar keine Lust haben. Das alles ist erst im fortgeschrittenen Babyalter bzw. ab dem Kleinkindalter möglich. Sie verwöhnen Ihr Baby also nicht, wenn Sie ihm zum Einschlafen das geben, wonach es sich sehnt und was ihm das Einschlummern erleichtert. Sie erfüllen ihm ein Grundbedürfnis.
Wenn Bedürfnisse übergangen werden
    Es gibt ganz unterschiedliche Praktiken, wie man Babys das selbstständige Einschlafen beibringt. Da gibt es die sanften – hier wird Schritt für Schritt und behutsam auf das Ziel hingearbeitet. Die Bedürfnisse des Babys werden ernst genommen, was auch bedeuten kann, dass das Projekt „alleine Einschlafen“ auf Eis gelegt wird. Und dann gibt es die Methoden, wo ganz klar das Ziel im Vordergrund steht und die Bedürfnisse der Babys – sagen wir – eine untergeordnete Rolle spielen.
    Als besonders heftig empfinde ich die Schlaflernprogramme nach dem amerikanischen Schlafforscher Dr. Richard Ferber. In Deutschland haben vor allem Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth mit ihrem Bestseller-Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ diese Methode populär gemacht. Bei dieser Methode handelt es sich um eine Konditionierungsmaßnahme auf der Basis von Angst und negativem Stress. Nach einem genauen Plan werden die Kinder von ihren Eltern zur Schlafenszeit alleine in ihrem Zimmer zurückgelassen. Die Eltern dürfen dabei auf keinen Fall vor Ablauf der vorgegebenen Zeit zu ihren Kindern zurückkehren, auch wenn diese um ihr Leben schreien.
    WISSEN
    Schreien lassen hinterlässt Narben
    Ein Baby kann seine Gefühle noch nicht selbst regulieren. Dazu hat es seine Eltern, die seinen Gefühlszustand lesen und dementsprechend beeinflussen können – fühlt sich das Baby unwohl und es weint, beruhigen sie es. Auf diese Weise lernt ein Baby nach und nach, mit den eigenen Gefühlen umzugehen.
    Erlebt das Baby Stress und Angst und seine Bezugspersonen stehen ihm nicht bei, schüttet sein Gehirn Stresshormone aus, die Bildung neuer Nervenzellen wird gehemmt und die Nervenbahnen innerhalb des limbischen Systems verengen sich. Die negative Erfahrung wird so direkt in die Schaltkreise des Gehirns eingebrannt, und auch wenn das Baby noch nicht über ein richtiges Gedächtnis verfügt: das Erlebte wird gespeichert – und zwar im emotionalen Gedächtnis.
    Hier werden Eltern dazu gebracht, Ihren Instinkt in die Tonne zu werfen. Ihnen wird weisgemacht, dass ein Kind lernt, sich selbst zu beruhigen und in den Schlaf zu finden, wenn man es sich selbst überlässt, ein fataler Irrglaube. Was es lernt, ist, dass seine Eltern ihm nicht helfen, obwohl es mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, darum bittet. Es lernt, dass seine Eltern es nicht ernst nehmen. Deshalb hört es auch irgendwann auf, um Hilfe zu rufen und schläft ein. Kinder sind schließlich anpassungsfähig – das nennt man Überlebenstrieb. Vordergründig sieht alles schick aus –

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