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Lotterie der Liebe

Lotterie der Liebe

Titel: Lotterie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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konnte nur er der Eigentümer der dreißigtausend Pfund sein. Das musste sie ihm sagen. Außerdem hatte sie sich noch nicht bei ihm für die Handschuhe bedankt, was sehr ungehörig war.
    Sie bemerkte, dass ihre Mutter das Gespräch mit den anderen Damen beendet hatte. Alle starrten erstaunt zu ihr herüber. Sie legte die Hand auf den Arm, den der Earl ihr gereicht hatte.
    “Sehr gern, Lord Tallant. Ich bin entzückt.”
    Man begab sich auf die Tanzfläche.
    “Vielen Dank für die Handschuhe”, sagte Amy etwas schüchtern. “Sie sind wunderschön.”
    “Mir behagte es nicht, dass Sie gestopfte Handschuhe tragen”, erwiderte Jonathan. Er sah ihre auf seinem Arm liegende Hand an. “Wie ich sehe, tragen Sie mein Geschenk heute Abend nicht. Gefällt es Ihnen doch nicht so gut?”
    “Oh, aber sicher.” Amy warf ihm einen Blick zu. “Ich fand nur, es sei nicht ganz schicklich.”
    Er lächelte. Einen Moment lang legte er die Hand auf ihre. “Es gibt sehr viele Dinge, die weitaus unschicklicher wären. Wenn die Handschuhe Ihnen zusagen, Miss Bainbridge, dann pfeifen Sie auf die Konvention, und ziehen Sie sie an.”
    Das Orchester stimmte einen Walzer an. Mit dem Earl of Tallant zu tanzen war in einer Hinsicht leicht, in anderer schwierig. Bis zu diesem Moment war Amy sich nie der Nähe eines Mannes so gewahr gewesen, und diese Erkenntnis überwältigte sie. Sie wusste nicht, ob sie sich sittsam von Seiner Lordschaft fern halten oder sich bei dem, was ein sündhaft sinnliches Erlebnis zu werden versprach, in seinem Arm entspannen sollte.
    Er löste das Problem für sie, indem er sie näher zu sich zog. Ihre Wange streifte seine Schulter, und einen Moment lang war sie sicher, dass seine Lippen ihr Haar berührt hatten. Sie musste die Augen schließen, um sich zu fassen, während sie mechanisch die Tanzschritte ausführte. Sie fühlte sich erhitzt und verletzlich und war zutiefst erstaunt über das, was mit ihr geschah.
    “Dass wir zusammen tanzen, scheint eine Menge Leute in höchste Verblüffung versetzt zu haben, Miss Bainbridge.” Der Earl hatte leise gesprochen, und seine Worte klangen ein wenig belustigt. “Es tut mir leid, dass ich Sie zur Zielscheibe aller Blicke gemacht habe, es sei denn, Sie wollen das sein.”
    Sie schaute sich um und merkte, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Alle Gäste starrten sie an. Ihre Mutter war so rot im Gesicht, dass Amy befürchtete, sie könne einen Anfall bekommen. Irgendwie stärkte das allgemeine Entsetzen der Menschenmenge sie jedoch innerlich, denn sie fand deren Bestürzung lächerlich. Sie schaute Seine Lordschaft an.
    “Ich begreife nicht, warum man sich so aufregt”, sagte sie. “Wir tanzen doch nur, Mylord.”
    “Wie wahr. Vielleicht sollte ich Sie aufklären, Miss Bainbridge. Zum einen ist da die Tatsache, dass ich selten mit Debütantinnen tanze, und wenn ich das tue, dann nimmt man allgemein an, ich hätte vor, die junge Dame um ihren guten Ruf zu bringen.”
    Amy zog die Augenbrauen hoch. “Dann haben wir nichts zu befürchten, denn ich bin keine Debütantin.”
    Sie hörte den Earl lachen. “Vielleicht hätte ich mich der Deutlichkeit zuliebe etwas anders ausdrücken sollen. Wie soll ich es sagen? Wenn ich mit irgendeiner Dame tanze, Miss Bainbridge, nimmt alle Welt an, dass ich vorhabe, sie zu verführen.”
    Amy lächelte. “Wie eigenartig. Das wäre für Sie doch sehr ermüdend, Mylord. Stimmt das wirklich?”
    “Nein”, antwortete er bekümmert, “aber Klatsch hält sich selten an die Wahrheit, Miss Bainbridge.”
    “Gleichviel, die Tratschmäuler müssen irgendwann einen Grund zum Reden gehabt haben, Mylord.”
    “Jetzt haben Sie mich erwischt.” Jonathan lächelte. “Ich nehme an, jedes Gerücht enthält ein Körnchen Wahrheit. Sind Sie sicher, Miss Bainbridge, dass Sie sich mit mir ganz sicher fühlen?”
    “Meinen Sie, weil der Walzer ein zügelloser und gefährlicher Tanz ist?”
    “Oder meinetwegen.”
    Sie riss die Augen auf. “In einem überfüllten Ballsaal habe ich keine Angst um mich, Mylord.”
    “Sehr vernünftig. Aber Sie enttäuschen mich, Miss Bainbridge. Wie soll ich meinen Ruf als Lebemann aufrechterhalten, wenn Sie sich so beharrlich weigern, ihn zu berücksichtigen?”
    “Zweifellos wird Ihnen ein Weg einfallen, Mylord”, antwortete sie. “Sie schaffen es zwar nicht, mich einzuschüchtern, aber es gibt ein Dutzend junger Damen in unserer Nähe, die unübersehbar willens sind, von Ihnen verschreckt zu

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