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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sollte, bat Roger Tante Judith nach Silberwald. Sie brachte Emily mit, war aber höchst ungehalten über dieses Benehmen Marthas. Emily hatte noch niemals solche nervösen Zustände gehabt, und wenn sie auch nicht Marthas Schönheit besaß, war sie doch vernünftig und verständnisvoll.
    Judith saß an Marthas Bett und hielt ihre Hand. Nachdem alles vorüber war und Martha erschöpft und entzückend bleich und lieblich in die Kissen zurückgesunken war, stand Judith auf und überließ Roger ihren Posten neben dem Bett. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Emily wartete.
    »Hier ist ein Glas Sherry«, sagte ihre Schwiegertochter. »Sicher kannst du einen Schluck Wein vertragen. Wie geht es dir denn?«
    »Danke, liebes Kind. Ich brauche wirklich eine Stärkung. Ach, sie hat zum Gotterbarmen gestöhnt.«
    »Daran zweifle ich nicht. Jetzt wollen wir aber wieder nach Hause fahren.«
    »Glaubst du nicht, daß sie uns nötig hat?«
    Emily zuckte die Schultern. »Meiner Meinung nach wird sie die ganze Nacht ruhig schlafen. Und später darf Vetter Roger nie wieder ein Wort über seine armen Verwandten fallen lassen.«

20
    G ewöhnlich teilten sich Philip und David in die Verwaltung der Pflanzung. Philip betreute die Baumwollfelder, und David hatte die Verantwortung für die Zuckerplantage. Emily war ebenso begeistert über die Zuckerkulturen wie ihr Mann. Selbst nachdem sie Kinder hatte, denen sie einen Teil ihrer Aufmerksamkeit widmen mußte, ritt sie häufig auf die Felder, und sie konnte über die Ernteaussichten ebenso sachverständig urteilen wie er. Judith bewunderte sie deshalb. David wäre auch sehr bald einer Frau überdrüssig geworden, die sich in ihrer Unterhaltung nur auf Kleider und Kinder beschränkte. Sie war froh, daß Emily vernünftig genug war, das einzusehen.
    Als David heiratete, hatte Philip ein Stück Land westlich vom Fluß gekauft und ein Boot mit einer Anzahl Neger auf die andere Seite geschickt, um es zu bearbeiten. Eines Abends, als David und Emily auf der hinteren Veranda saßen, sprachen sie über die Ernte, die dieses Land bringen würde. Judith kam auch mit ihrem Strickzeug auf die hintere Galerie.
    »Ich habe eben David gebeten, daß er einen weißen Aufseher hinüberschicken soll«, sagte Emily, als Judith sich zu ihnen setzte. »Die Neger tun nicht viel, wenn sie nicht unter scharfer Aufsicht stehen.«
    »Das habe ich zuerst auch geglaubt«, erwiderte David, »aber sie scheinen doch ganz gute Erfolge drüben zu haben. Vater wollte einmal einen Versuch mit einem Negeraufseher machen und hat dazu den besten Zuckerarbeiter eingesetzt, den wir auf der Plantage haben.«
    »So? Wer ist es denn?« fragte Emily.
    »Ein gewisser Benny. Er ist noch jung, aber äußerst tüchtig. Seine Mutter hat im Herrenhaus gearbeitet, als ich noch ein kleiner Junge war. Später hat der Vater ihr die Aufsicht über die Negerkinder gegeben, solange die Eltern tagsüber auf den Feldern arbeiten. Benny ist nahezu weiß und hat viel mehr Verstand als die gewöhnlichen Sklaven.«
    Emily nickte nachdenklich. »Wenn die anderen Schwarzen genügend Achtung vor ihm haben und ihm gehorchen, mag das ein sehr guter Gedanke sein.«
    »Er scheint sich recht gut zu bewähren«, meinte David.
    Judith ging ins Haus zurück. In ihrem Zimmer blieb sie vor dem Spiegel stehen und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe. Das also war aus Benny geworden! Sie hatte ihn seit vielen Jahren nicht erwähnt und ihn auch nicht mehr gesehen seit jenem Nachmittag, an dem der kleine Philip das gelbe Fieber bekommen hatte. Aber als David seinen Namen aussprach, wußte sie, daß sie ihn nicht vergessen hatte und daß sie ihm immer noch grollte. Allem Anschein nach hatte Philip dieses Zuckerland um Bennys willen gekauft. Sie sagte sich, sie könne nur froh sein, daß dieses Problem sich so einfach gelöst hatte. Aber sie war nicht froh. Alles, was an die Zeit erinnerte, die Bennys Geburt vorausging, schmerzte sie tief. Aber wenn sie auch in all diesen vielen Jahren der Unruhe in ihrem Herzen nicht hatte Herr werden können, dachte sie bitter, so hatte sie doch wenigstens gelernt, den Mund zu halten. Sie sprach nicht von Benny, selbst dann nicht, als David ihn ein Jahr später eines Abends beim Essen erwähnte.
    »Vater, ich möchte dir etwas über das Zuckerfeld jenseits des Flusses sagen.«
    »Was stimmt denn nicht?« fragte Philip.
    »Der Zucker gedeiht sehr gut, aber diesen Benny, den wir als Aufseher hinübergeschickt haben, müssen wir wieder

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