Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
und acht lebendige Kinder haben!« Sie hatte so schnell gesprochen, daß ihre Worte sich überstürzten. Ihre Aussprache war so merkwürdig, daß Caleb sie kaum verstehen konnte. »Aber ich haben noch nie allein mit einem jungen Mann gesprochen vor heute morgen – oder vielleicht denken Sie, ich sein kein gutes Mädchen, weil ich ohne Dueña auf Anhöhe laufen?«
    Als die Sonne verschwand und es unter den Gewölben beim Cabildo-Haus dunkel wurde, hielt Caleb sie plötzlich in den Armen und küßte sie in glücklicher Verwirrung. Einen Augenblick gab Dolores nach, aber dann stieß sie ihn fort, sprang auf und hielt ihre Mantille dicht zusammen.
    »Madre de Dios! Ich sollen doch wissen, was Sie von mir denken – nein, so sein ich nicht!«
    Sie lief von ihm fort, aber er holte sie ein und hielt sie zurück.
    »Dolores, mein armes, liebes Kind, ich habe nichts Schlechtes von dir gedacht! Es geschah nur, weil du so schön und so unglücklich bist – bitte, komm zurück und sage mir alles. Hat dich denn noch niemand geküßt?«
    Sie schlug die Augen nieder.
    »Nein«, erwiderte sie leise.
    »Bitte, komm zurück und setze dich. Concepción – oder wie sie sonst heißt – wird uns nicht verraten.«
    Nach kurzem Zögern kehrte sie zu der Eisenbank zurück. Eine Weile blieb sie schweigsam, und obwohl sie im Dunkeln so verführerisch aussah, daß er sie zu gerne wieder geküßt hätte, wagte er es doch nicht.
    Schließlich begann sie zu sprechen, als ob sie ihm nun traute. Sie erzählte ihm, daß ihr Vater schon vor ihrer Geburt vom König von Spanien nach Havanna geschickt worden war. Sie wohnten dort in einem großen Haus und hatten Diplomaten aus den drei Ländern zu Gast, die wegen des Flußtals und der jenseits liegenden Inseln immer miteinander in Streit lagen. Von diesen hatte sie Englisch und Französisch gelernt außer ihrer spanischen Muttersprache.
    »Aber sie sagen, mein Englisch sein sehr schlecht«, entschuldigte sie sich lächelnd.
    »Ach, es klingt entzückend«, erwiderte er. »Erzähle nur weiter!«
    Ihr Vater war vor drei Jahren gestorben. Sie wurde nach Neuorleans gebracht, wo ihr Onkel ein Mitglied des spanischen Cabildo war. Er hielt es für richtig, sie mit einem alten Mann zu verheiraten, der gut zu ihr sein würde. Was konnte ein armes Mädchen wie sie sonst erwarten, wenn sie nicht ins Ursulinerinnenkloster gehen wollte?
    »Und sie sagen, ich würde eine sehr schlechte Nonne werden«, erklärte Dolores.
    Er stimmte ihr zu, obwohl er kaum wußte, was von einer Nonne außer beständiger Keuschheit verlangt wurde. Aber allein das würde schon ein Unglück für Dolores sein. Sie erschien ihm nicht weniger bezaubernd, obwohl er inzwischen entdeckt hatte, daß sie einen Zahn in der oberen Reihe verloren hatte. Um diese Lücke zu verbergen, verzog sie beim Lachen den Mund so sonderbar. Das gelang ihr ausgezeichnet.
    Sie sah, daß er es bemerkt hatte, und bedeckte die Seite ihres Gesichtes mit der Hand.
    »Ich bin in Havanna einmal vom Pferd gefallen.«
    »Ach, darauf kommt es gar nicht an«, versicherte er.
    »Es sein verflucht unangenehm.«
    »Was sagst du da?« rief Caleb betroffen.
    Sie schrak zusammen. »Was haben ich gesagt?«
    »Du sagst –« Er lachte. Ihr Englisch war so fehlerhaft, daß man sich nicht darüber aufregen durfte. Nun mußte er ihr natürlich eine Erklärung geben. »Nette junge Mädchen, die englisch sprechen, nehmen niemals das Wort ›verflucht‹ in den Mund.«
    »Ach, es tun mir leid. Die Männer im Haus meines Vaters haben es gesagt.«
    »Das kann ich mir denken. Aber zerbrich dir deshalb nicht den Kopf.«
    »Sein es sehr schlechte Wort?«
    »Ja.«
    »Ach, ich sein so traurig! Ich werden es nicht wieder sagen.«
    Er wollte gerade wiederholen, daß es nicht so schlimm wäre, als Concepción auf der Straße zwischen der Kathedrale und dem Cabildo vorüberkam. Dolores stand auf und ging zu ihr. Caleb wartete, während die beiden sich auf spanisch unterhielten. Schließlich kehrte Dolores zurück.
    »Sie sagen, Zeit für Abendgebet sein vorüber. Ich müssen nach Hause gehen. Ich sein schon zu lange fort.«
    »Kommst du morgen wieder zur Messe?« fragte er begierig. Sie lächelte ihm über die Schulter zu.
    »Ja.«
    Caleb sah sie danach jeden Tag. Er kaufte so viele Sklaven, wie er sich vorgenommen hatte, und veranlaßte, daß sie nach Silberwald geschickt wurden. Alan Durham hatte genügend Aufträge für Flachboote gesammelt und wollte nach Hause zurückkehren, aber Caleb

Weitere Kostenlose Bücher