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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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du mußt auch heute zur Schule gehen wie ein braver Junge. Morgen kannst du dann, wenn die Schule aus ist, dir für deinen Dollar Stoff zu zwei Hemden kaufen. Eins trägst du und das andere ist in der Wäsche.«
    Fred sperrte vor Erstaunen den Mund auf. Seine Augen strahlten vor Freude. Noch niemals hatte er einen ganzen Dollar in der Hand gehalten. Oh, gewiß, er würde das Mehlsackhemd noch einen weiteren Tag lang tragen. Dann bekäme er ja ein besseres. Ein blaues Hemd und ein weißes vielleicht, alle beide neu!
    Zum Abendbrot kratzte Corrie May die letzte Hafergrütze zusammen. Sie hatte nichts weiter mehr im Hause. Wenn jene Mrs. Price ihr nicht auch noch den zweiten Dollar zahlte, den sie Corrie May schuldete, so wußte sie nicht, wovon sie den Rest der Woche leben sollten. Aber Fred bekam ein paar gute Hemden jetzt; er durfte sich nichts daraus machen, wenn er den Leibgurt für wenige Tage enger schnallen mußte. Am nächsten Morgen bereitete sie ihm Kaffee zum Frühstück; mehr hatte sie nicht. Als er davongetrabt war, fühlte sie sich so froh und heiter, daß sie ihren eigenen Hunger vergaß; auch des Tages Arbeit fiel ihr trotz allem leichter als je zuvor.
    Als sie ihn aus der Schule kommen hörte, ließ sie ihre Waschbütte im Stich und lief ihm entgegen. Kaum war er ihrer ansichtig geworden, so brach er von neuem in Tränen aus wie ein kleines Kind.
    »Was ist denn jetzt wieder los?« wollte sie wissen.
    Fred trat ins Zimmer, warf seine Schulbücher und die Tafel aufs Bett, hockte sich daneben und schluchzte weiter. Corrie May hatte ihre liebe Not, sich zusammenzureimen, was passiert war. Er heulte immer lauter. Schließlich verlor sie die Geduld: »Hast du denn den Verstand verloren? Neun Jahre bist du alt und benimmst dich so kindisch.«
    Allmählich bekannte er seine Sünden. Ein paar der größeren Jungen blieben gewöhnlich noch beisammen, wenn die Schule aus war, und wetteten auf alles mögliche unter der Sonne, natürlich gegen Geld. Fred hatte niemals mithalten können; er war von jeher ohne einen Cent in der Tasche zur Schule geschickt worden. An diesem Tage nun hatte ihn der Hafer gestochen; er hatte seinen Dollar überall herumgezeigt. Darauf hatten ihn die größeren Bengel eingeladen, sich nach der Schule an ihrem Wettvergnügen zu beteiligen. Fred war der Versuchung erlegen und hatte sein Geld bis auf das letzte rote Kupferstück verspielt.
    Corrie May fühlte ein solches Mitleid mit dem Unglücksraben in sich aufsteigen, daß sie beinahe selbst in Tränen ausgebrochen wäre. Aber dann fiel ihr ein, daß das wohl kaum die richtige Art und Weise wäre, den Sohn zu erziehen; sie schüttelte ihn heftig an den Schultern, obgleich sie es beinah umbrachte. Sie gab sich Mühe, ihn anzufauchen:
    »Du bist der schlimmste Nichtsnutz, der mir jemals vorgekommen ist. Und ich kann dir nur sagen, ich schäme mich, einen solchen Sohn zu haben: mit den anderen Lümmels Wetten abzuschließen! Ist dir ganz recht, daß du dein Geld verloren hast. Du verdienst ja gar nichts Besseres. Und wenn du nicht auf der Stelle mit deinem Geheul aufhörst, dann bekommst du eins hinter die Ohren. Du verdienst nichts Besseres und nichts anderes, als Hemden aus Mehlbeuteln zu tragen. Halte endlich den Mund!«
    Fred verstummte.
    Am nächsten Morgen nahm sie ihn bei der Hand und schleppte ihn zur Schule. »Jetzt gehst du hier hinein!« sagte sie ihm vor der Schultür, »und lernst mir alles, was du lernen sollst. Der Herr im Himmel weiß, daß dir noch der Verstand fehlt! Sieh zu, wie du ihn dir erwirbst!«
    Doch am Nachmittag des gleichen Tages unternahm sie nochmals einen Vorstoß zu jener Kundin, Mrs. Price, und bekannte ihr, daß sie keine Krume Brot mehr im Schrank hätte. Fast wider Erwarten gelang es ihr, der stöhnenden Schuldnerin auch noch den zweiten Dollar zu entreißen. Dann ging sie hin und erstand für das Geld einen Laib Brot und einige Pfund Bohnen und obendrein ein wenig Baumwollstoff zu einem Hemd. Sie eilte nach Hause und plättete einen Stapel Wäsche, der einer anderen Dame, einer gewissen Mrs. Harris, gehörte. Sobald sie damit fertig war, lieferte sie das frische, zum Teil noch warme Leinen ab, obgleich es erst für den bevorstehenden Samstag bestellt war. Mrs. Harris erklärte sich außerstande, ihr die Wäsche vor dem Ende der Woche zu bezahlen. Doch Corrie May versuchte es mit dem Vorschlag, ob nicht der Blumengarten gejätet werden müßte; bald käme der Frühling – und dann brauchte Mrs. Harris

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