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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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niemand zu sagen vermöchte, wann die Einstellung der Verschiffung zu einem neuen Preissturz führen würde.
    Sie saßen mehrere Abende nebeneinander und sprachen darüber. Verkauften sie ihre Baumwollbestände zu acht Cents für das Pfund, würde der Ertrag gerade ausreichen, die dringendsten Rechnungen zu begleichen, aber es würde kein Penny verbleiben, um an die Abtragung der zwanzigtausend Dollar zu denken, die die Bank zu beanspruchen hatte und die aufgebracht werden mußten, wenn sie länger als bis zum 1. Dezember auf Ardeith bleiben wollten. Es konnte keine Rede davon sein, daß die Plantage bei einer Umstellung auf Gemüsebau im ersten Jahr zwanzigtausend Dollar abwerfen würde. In der äußersten Verzweiflung erwogen sie schließlich den Gedanken, Fred Upjohns Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber Eleanor kannte den Betrieb ihres Vaters genug, um zu wissen, daß es ihm unmöglich sein würde, zwanzigtausend Dollar in bar aufzubringen. Bei der allgemeinen Krisenlage der Banken würde Fred eine derartige Summe nur flüssigmachen können, wenn er seine Deichbaumaschinen und sein Haus verpfändete, was ihn praktisch in die gleiche Situation brächte, in der sich Kester und Eleanor gegenwärtig befanden. Eleanor kannte den langen und hartnäckigen Kampf, den ihr Vater durchgefochten hatte, um seine heutige Stellung zu erringen; sie war deshalb eher gewillt, eine persönliche Niederlage einzustecken, als ihrem Vater einen solchen Schritt zuzumuten.
    »Ich zweifle, daß Vater uns entscheidend helfen könnte«, sagte sie. »Die jüngeren Kinder gehen noch zur Schule. Er hat kein Recht, ihre Zukunft um meinetwillen aufs Spiel zu setzen.«
    »Du meinst: um meinetwillen!« berichtigte Kester. »Natürlich hat er das nicht. Er kann nicht riskieren, alles zu verlieren, was er sich erarbeitete, nur weil du dir in den Kopf setztest, mich zu heiraten.«
    »Wieviel Geld hast du noch?« fragte Eleanor nach einer Weile.
    »Ich habe« – Kester zog seine Geldbörse heraus und zählte – »elf Dollar, vierunddreißig Cents.«
    »Und ich besitze noch ungefähr sechs Dollar im Portemonnaie und zweiunddreißig Dollar auf meinem Bankkonto«, versetzte Eleanor.
    »Und das ist alles«, sagte Kester.
    Er setzte sich und legte ein Bein über das andere. Sie sah die Sohle seines Schuhes; sie bedurfte dringend der Reparatur. Sie hatten ihre Baumwolle zurückgehalten, weil es ihr letzter verkäuflicher Besitz war, mit dem sich alle ihre Hoffnungen verbanden. Aber die Situation, der sie sich jetzt gegenübersahen, übertraf alle früheren Befürchtungen. Es ging nicht mehr um die Möglichkeit, Ardeith zu retten, es ging um die Sicherung der einfachen, nacktesten Lebensnotdurft. Die offenen Rechnungen bei den örtlichen Kaufleuten würden Eleanors persönliches kleines Einkommen auf Monate hinaus verschlingen. Ihre Augen trafen sich in verzweifelter Frage.
    »Wir müssen die Baumwolle verkaufen«, sagte Kester.
    »Ja«, sagte Eleanor.
    Sie saßen sich in traurigem Schweigen gegenüber und sahen sich an.
    Am Morgen setzte sich Eleanor an die Schreibmaschine und schrieb Sebastian einen Brief, worin sie ihm mitteilte, daß sie ihre Baumwollbestände verkaufen wollten. Kester, der selbst nicht mit der Maschine schreiben konnte, saß daneben und sah ihr zu. Eleanor begann den Brief viermal von neuem. Es war ein ganz einfacher Brief, nur wenige Zeilen lang, aber sie war so nervös, daß ihr ständig Fehler unterliefen; ihre Hände weigerten sich, die Befehle auszuführen, die ihr Hirn ihnen erteilte. Sie riß den vierten falsch begonnenen Bogen aus der Maschine, zerknüllte ihn zu einem Ball und warf ihn in den Papierkorb. Kester trat dicht hinter sie und umarmte sie wortlos. Sie hielt still, und mehrere Minuten lang verharrten sie so schweigend. Schließlich sagte Eleanor:
    »Und was sollen wir nach dem 1. Dezember beginnen?«
    »Ich denke, daß wir imstande sein werden, fünfzig oder hundert Morgen zu halten«, sagte Kester. »Ich werde als Ein-Maulesel-Farmer neu beginnen.«
    »Und wenn wir nicht einmal das halten können?«
    Er zuckte die Achseln: »Ich weiß es nicht.«
    Eleanor legte ihre Hände in die seinen. Kester drückte sie und ließ sie dann plötzlich los. Er ging zum Fenster und starrte hinaus auf die schwingenden Moosketten an den Eichen und auf die Azaleen mit ihren leuchtenden, zerbrechlichen Blüten.
    »Ardeith!« sagte er. »Philip Larne hat hier eine Blockhütte gebaut. Er pflanzte Indigo an.«
    »Kester! Bitte, hör

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