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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gegeben hatte, genauso bereitwillig, wie sie einem Kind ein Stück Kandis gegeben hätte, um es ruhig zu halten. Das Gefühl, betrogen zu sein, zu wissen, daß man insgeheim über sie lache, bereitete ihr fast physische Übelkeit. Der bloße Gedanke an eine solche Möglichkeit brachte sie zur Weißglut. Heute hatte sie eingewilligt, die Baumwolle abzustoßen; wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie Ardeith verlieren, und sie hatte Kester, der letzten Endes die Schuld an dieser Entwicklung trug, kein Wort des Tadels oder auch nur der Kritik gesagt. Und dies also war nun seine Dankbarkeit! Nein, es war zuviel!
    Die Sonne war schon untergegangen, als er zurückkam. Sie hörte die Hufschläge des Pferdes auf der Allee; gleich darauf kam er die Verandatreppe heraufgestürmt.
    »Hallo!« rief er, als er das Wohnzimmer betrat. »Sag mal, Eleanor, findest du nicht, daß es draußen zu kalt für Cornelia ist? Dilcy sagte, du hättest sie hinausgeschickt.«
    Eleanor wandte sich ihm zu. »Du hattest mir versprochen, Isabel Valcours Haus nicht mehr zu betreten«, sagte sie, »ich konnte nicht annehmen, daß du dich statt dessen mit ihr im Pfirsichgarten treffen würdest.«
    Kester war ruckhaft stehengeblieben, als sie zu sprechen begann. Er warf jetzt die Tür hinter sich ins Schloß. »Du bist der größte Dummkopf, den ich je in meinem Leben gesehen habe«, sagte er.
    Eleanors Brust wogte auf und ab vor Erregung. »So«, sagte sie, »ich bin also ein Dummkopf, wenn ich wissen möchte, warum du mir ein Versprechen gabst, das du nicht zu halten beabsichtigtest?«
    »Großer Gott, Eleanor, kann ich dafür, wenn ich jemand auf einer öffentlichen Straße begegne?«
    »Leider bist du ihr nicht nur auf einer öffentlichen Straße begegnet«, sagte Eleanor.
    Kester stand mit dem Rücken der Tür zugewandt und sah sie an. Seine Antwort hatte die kühle Klarheit, die Ärger stets in seiner Sprache auszustrahlen pflegte: »Isabel fuhr die Straße entlang. Sie hielt an, rief mich an und fragte, ob sie ein paar Pfirsichblüten haben könne. Ich ging mit hinein, um ihr zu helfen, welche abzuschneiden.«
    »Du warst nicht dabei, Blüten zu schneiden, als ich dich sah.«
    »Ist es ein Verbrechen, sich auf eine ganz allgemeine harmlose Unterhaltung einzulassen?« fragte er.
    »Harmlose Unterhaltung!« Sie lachte böse auf. »Ich frage mich, worüber du dich schon mit ihr unterhalten konntest.«
    »Das ist einfach, wir sprachen von Sylvia. Sie erzählte mir, daß Sylvia neuerdings herumrenne und jedermann frage, ob er helfen wolle, Puppen für belgische Kinder auszustatten. Ich hatte ihr einmal erzählt, daß sie für eine Gelatinefabrik Propaganda gemacht habe.«
    »Gelatine?« fragte Eleanor. »Die Sache mit Sylvias Gelatinereklame war nach Weihnachten. Hast du denn Isabel während des Winters getroffen?«
    Nun wurde Kester wütend. Wut äußerte sich bei ihm nicht wie bei Eleanor, die eine Flut unüberlegter Worte heraussprudelte; er sprach dann im Gegenteil leise, mit einer schneidenden Stimme, die überzeugender als jeder Temperamentausbruch wirkte. Gewiß, sagte er, er habe Isabel mehrere Male während des Winters gesehen. Isabels Haus liege an der Uferstraße unweit der südlichen Grenze von Ardeith. Sie könnten nichts dafür, wenn sie einander gelegentlich begegneten. Sie habe seinen Rechtsanwalt zu Rate gezogen, und es sei die natürlichste Sache von der Welt, daß sie ihm davon erzählt habe. Isabel brauche einen Berater. Ihr Vater sei während ihres Aufenthaltes in Deutschland gestorben, und sie habe niemanden, mit dem sie sprechen könne. Es sei da, nebenbei, um seine eigenen Angelegenheiten gegangen. Er habe das Eleanor gegenüber nicht erwähnt, weil er Eifersuchtsszenen dieser Art hasse und sie habe vermeiden wollen. Es sei ihm klar gewesen, daß sie bei dem lächerlichsten und geringfügigsten Anlaß über ihn herfallen werde.
    Eleanors Zorn war über seinen Worten noch gestiegen. Ihre Stimme zitterte, als sie sagte: »Wirst du fortfahren, mit ihr zusammenzutreffen?«
    »Ich werde tun, was ich will«, sagte Kester, »ich bin nicht auf dem Sklavenmarkt gekauft.«
    Eleanor hatte ein Gefühl, als müsse ihr Kopf jeden Augenblick springen. Ihre monatelange Arbeit, ihre verzweifelte Sorge um Ardeith, ihre Angst, als sie sich endlich entschließen mußten, die Baumwolle zu verkaufen, all die unendlichen Strapazen und Enttäuschungen, die sie hinter sich hatte, das alles kam jetzt zusammen und fiel über sie her. Sie begann zu

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