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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Töchterchen wäre weniger klug. Denn es war Cornelia beispielsweise aufgefallen, daß bisher niemand etwas darüber gesagt hatte, daß sie wieder zur Schule gehen solle. Sie ging aber sehr gern zur Schule und beklagte sich deshalb, alle anderen Kinder würden mittlerweile viel besser lesen können als sie. Eleanor wußte nicht recht, was sie tun sollte. Vor ihr stand die heikle Aufgabe, Cornelia darauf vorzubereiten, daß sie ihr altes Sehvermögen nie wieder erlangen werde. Sie hätte damit gern noch ein Weilchen gewartet, aber Cornelia drängte, sie wolle zur Schule, und Kester erklärte schließlich, man solle es ihr sagen. Und eines Tages sagte er es ihr ohne jede Vorbereitung.
    Es war an einem Sommernachmittag. Kester und Eleanor saßen in der Bibliothek und diskutierten die Vorzüge der Schule, die Cornelia zukünftig besuchen sollte. Cornelia huschte unbemerkt durch die Halle und fing mit ihrem verfeinerten Gehör das Wort ›Schule‹ auf. Sie kam herein und fragte, ob sie nun wieder zur Schule gehen dürfe.
    »Du kannst doch jetzt nicht zur Schule gehen«, sagte Eleanor lächelnd, »es sind ja große Sommerferien.«
    »Oh!« sagte Cornelia, holte sich eine Fußbank herbei und setzte sich. »Dann darf ich aber nach den Ferien wieder gehen?« fragte sie. »Bis dahin kann ich bestimmt wieder richtig sehen.«
    Kester und Eleanor tauschten über ihren Kopf hinweg einen Blick. Kester lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Hör zu, Cornelia«, sagte er im Ton ruhiger Überlegenheit, »du wirst im Herbst in eine andere Schule gehen, ein Stück am Strom hinauf.«
    »Am Strom hinauf? Aber warum denn? Warum muß ich in eine andere Schule gehen?«
    »Weil das eine besondere Schule ist. Du wirst dort eine Menge Dinge lernen, die die meisten Jungen und Mädchen niemals lernen.«
    »Eine besondere Schule? Aber ich mag meine alte Schule so gern«, protestierte Cornelia. »Ich möchte mit den Kindern zusammengehen, die ich kenne.«
    Kester fuhr fort, ihr Einzelheiten von der neuen Schule zu erzählen. Sie werde dort Kenntnisse erwerben, mit denen sie all ihre Freunde beschämen werde. Er versuchte, ihr diese Aussicht schmackhaft zu machen, und Cornelia wurde tatsächlich allmählich warm dabei, während Eleanor zum hundertsten Male Gelegenheit erhielt, Kesters Takt und Feingefühl zu bewundern.
    »Es wird dir da sehr gefallen«, fuhr Kester fort, »du wirst lernen, auf der Schreibmaschine zu schreiben, ohne auf die Tasten zu sehen –«
    »Wie Mutter?«
    »Vielleicht sogar schneller als Mutter. Du wirst Klavier spielen lernen –«
    Cornelia war noch etwas verwirrt.
    »Aber um solche Dinge zu lernen, warum kann ich da nicht zu Hause bleiben wie andere Leute auch?«
    Eleanor biß sich auf die Lippen, aber Kester zögerte keinen Augenblick mit der Antwort: »Weil deine Augen nicht so sind wie die Augen anderer Leute, Cornelia.«
    »Aber werden sie denn nicht wieder ganz gesund?« Sie starrte ihn an.
    »Nein, Cornelia«, sagte er, ihren Blick festhaltend.
    Cornelia starrte ihn an, fassungslos offenbar; sie trug im Augenblick keine Brille. Jetzt nahm sie sie aus dem Etui und setzte sie auf. Wieder sah sie den Vater durch die Gläser hindurch an und nahm die Brille dann langsam wieder ab. »Du meintest, ich würde nie wieder ganz richtig sehen?« fragte sie. »Nie wieder?«
    »Nein«, sagte Kester, »nie wieder.«
    Cornelia riß die Augen weit auf und sah sich mit einem Ausdruck ratloser Verblüffung im Zimmer um. Sie kniff die Lider ein wenig zusammen und versuchte durch die Wimpern zu sehen. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen; sie machte den kläglichen Versuch, sie durch Blinzeln zu verdecken. Eine Träne tropfte auf ihre Hand. Sie wischte sie weg und saß ein Weilchen ganz still.
    Kester langte nach Eleanors Hand, ergriff sie und legte seine andere Hand darüber. Sie wagten weder sich zu bewegen noch zu sprechen. Sie sahen Cornelia an und warteten. Es war, als seien sie unversehens in eine sehr intime Szene hineingetappt und vermöchten sich nicht mehr zurückzuziehen und es bliebe ihnen nun nichts weiter übrig, als mit Anstand zu versuchen, sich so wenig wie möglich bemerkbar zu machen. Cornelias Lebenserfahrungen waren noch sehr gering; sie wußten nicht, wieweit sie sich an ihr früheres Sehvermögen erinnerte und wie stark sie den Kontrast zwischen ihrer früheren und ihrer jetzigen Situation selber empfand. Mit der Kindern eigentümlichen Schmiegsamkeit hatte sie seit der jähen Veränderung ihrer

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