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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Kester. Wir haben uns immer geliebt. Aber ich glaube, es ist vor allem, weil wir wissen, wie schwer es ist, das zu erringen, was uns beide bindet, und wie leicht es ist, es zu verlieren. Und wie unendlich kostbar es ist!« Sie lehnte den Kopf wieder gegen seine Schulter. Ein paar Augenblicke lang schwiegen sie, dann sagte Eleanor: »Ich hätte dich gerne noch etwas gefragt.«
    »Frage, Liebste.«
    »Hat sie – vorgeschlagen, daß du auf dem Baumwollamt arbeiten solltest?«
    »Ja, das hat sie.«
    »Hat sie dich daran erinnert, was du alles über Bodenbearbeitung, Schädlingskontrolle und Pflanzungsmethoden weißt? Hat sie dir gesagt, man würde auf dem Amt froh sein, einen Mann mit deiner Erfahrung und deinen Fähigkeiten zu bekommen?«
    »Wie kannst du das wissen?«
    Sie lächelte etwas versonnen: »Ich glaube, ich bin ein wenig klüger geworden. Ich habe nicht viel gelernt, aber ich weiß wenigstens, daß ich nicht alles weiß.« Sie lehnte ihren Kopf wieder gegen seine Schulter. Er strich ihr mit einer liebenden Handbewegung das Haar aus der Stirn und küßte es. »Du dachtest, ich brauche dich nicht!« flüsterte sie.
    Sie hatte das kaum gesagt, als ein starkes Gefühl der Ruhe und des Friedens sie überkam. Und ein wenig wehmütig fragte sie sich, ob Kester wohl wisse, wie elend und vom Schicksal geschlagen sie sich gefühlt hatte, bis zu dem Augenblick, da er seine Arme um sie schlang.
II
    D er Arzt verschrieb Cornelia die ihrer Sehschärfe entsprechenden Augengläser, riet aber dringend dazu, jede unnötige Belastung der Augen zu vermeiden, sie am besten in eine Spezialschule zu schicken, deren Unterrichtsmethode mehr auf mündlichen Unterricht eingestellt sei. Cornelia, mittlerweile schon an den Gebrauch der Gläser gewöhnt, protestierte nicht gegen die Brille, wehrte sich aber dagegen, als Eleanor ihr ein Lederetui umhing und ihr erklärte, sie müsse die Gläser immer bei sich führen.
    »Brillen sind für alte Damen!« sagte sie trotzig, fügte sich aber den dringenden Vorstellungen Kesters und Eleanors. »Gut«, sagte sie, »ein Weilchen will ich sie tragen, bis ich wieder wie früher sehen kann.«
    Weder Kester noch Eleanor brachten es jetzt schon fertig, ihr zu sagen, daß sie nie wieder wie früher sehen würde. Obwohl sie das Brillenetui immer bei sich trug, trug sie die Gläser doch nur selten, und einstweilen ließen die Eltern sie denn auch noch gewähren. Als sie aber wieder mit ihr nach Ardeith kamen, stellten sie sogleich fest, daß Cornelia Mammy und Dilcy nur aus nächster Nähe zu unterscheiden vermochte. Und als Violet Purcell kam, um sie zu besuchen, stand sie am Fenster, sah hinaus und sagte: »Da kommt eine Dame die Treppe herauf, Mutter.« Und erst als Violet hereinkam, das Zimmer durchquerte und dicht auf sie zutrat, rief sie erstaunt: »Hallo, Miß Violet!«
    Dennoch war das Unglück nicht ganz so groß, wie sie befürchtet hatten. Denn Cornelia wußte sich zu helfen, das heißt, sie half sich wahrscheinlich, ohne selbst zu wissen, daß sie es tat. Sie waren noch keinen Monat wieder zu Hause, da stellten Kester und Eleanor fest, daß es nicht mehr anginge, in Cornelias Nähe etwas zu erörtern, was für ihre Ohren nicht bestimmt war. Ganz offensichtlich hatte sich Cornelias Gehör außerordentlich geschärft. Während des Winters, da ihre Augen umnachtet waren, mochte das geschehen sein. Jedenfalls hörte sie jetzt auf ähnliche Weise, wie andere Menschen sahen, und ihr Gehör ersetzte bemerkenswert gut ihre mangelnde Sehfähigkeit. Sie waren überrascht und beglückt, das zu beobachten.
    Ihrem Versprechen gemäß nahm Eleanor Cornelia zum Einkauf mit in die Stadt. Cornelia schwelgte in ihren neuen Kleidern und lächelte, wenn Freunde und Bekannte ausriefen: »Was für ein süßes kleines Mädchen!« Oft wurde sie gefragt: »Wo hast du nur die wundervollen Augenwimpern her?« Darauf pflegte sie erstaunt zu antworten: »Sie wachsen aus mir heraus.« Eleanor erschien das als eine intelligentere Antwort, als die törichte Frage sie verdiente. Sie fürchtete manchmal, Cornelia möchte eine eitle kleine Person werden, und mühte sich deshalb, sie vor gar zu vielen Komplimenten zu schützen, aber sie konnte wenig dagegen tun. Doch Cornelia war zweifellos auch ein kluges Mädchen, sie schien Bemerkungen über ihre eigene Schönheit nicht viel anders aufzunehmen als etwa entsprechende Bemerkungen über die Schönheit der Eichenallee.
    Aber manchmal wünschten die Eltern fast, ihr

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