Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
wir die Südost-Wechselbank da haben, wo wir sie haben wollten, laß uns irgendwohin gehen und ein bißchen feiern.«
Sie wollte gar nicht, aber er hatte sich so als Meister der Situation gezeigt und so viel mehr erreicht, als ihr jemals möglich gewesen wäre, daß sie einwilligte. Lächelnd sah sie zu, wie er seine Siegesfeier damit einleitete, daß er sich einen Whisky-Soda mischte.
Aber je mehr der Abend dann vorrückte, je mehr begannen sich bei Eleanor Kesters Pläne zu festen Vorstellungen zu verdichten. Ohne Zweifel hatte er heute großartig operiert, aber nun benahm er sich so, als ob er die Schlacht um Ardeith, die doch noch vor ihnen lag, bereits gewonnen hätte. Er strahlte vor Freude und trank erheblich mehr französischen Cognac, als ihm vernünftigerweise guttun konnte. Dabei steigerte er sich fortgesetzt in eine sieghafte Stimmung hinein und begann immer großartigere Pläne für die vollkommene Erneuerung des Plantagenbetriebes zu entwickeln. Während er auf solche Weise den Sieg schon im voraus feierte, begann Eleanor sich Aufzeichnungen über die Einzelheiten der von ihm herausgesprudelten Pläne zu machen. Da sie entschlossen war, sich selbst mit ihrer ganzen Kraft für die Durchführung dieser Planungen einzusetzen, mußte sie schließlich wissen, worauf es ankam, und sie fand, daß die gegenwärtige Freudenstunde sich genausogut wie jede andere Zeit dafür eignete, sich die erforderlichen Kenntnisse zu verschaffen.
Als sie Kester am nächsten Morgen weckte, stöhnte er verzweifelt und behauptete, sein Kopf sei ein aufgeblasener Ballon, in seinem Magen quirlten Korkstücke herum und sein Hirn sei völlig gelähmt. Und es sei kein Zweifel daran, daß er den Großvater aller Kater der Welt im Nacken sitzen habe.
Eleanor zitterte vor Erbitterung und Ingrimm. Sie stand neben seinem Bett und schrie auf ihn ein. Sie sagte ihm alles, was sie von ihm hielt, ins Gesicht, und, wahrhaftig, im Augenblick hielt sie nicht viel von ihm. Als die Uhr schließlich viertel vor zehn zeigte, raffte sie ihre Notizzettel zusammen, dankte dem Himmel, daß sie während der Nacht die notwendigsten Vorkenntnisse gesammelt hatte, und ging kurz entschlossen allein zur Bank.
Sie sagte Mr. Robichaux, Kester habe am Abend unglücklicherweise eine verdorbene Auster gegessen und liege mit bösen Verdauungsstörungen im Bett. Mr. Robichaux, der für dergleichen Verstimmungen offenbar Verständnis hatte, führte sie, höflich sein Bedauern ausdrückend, in ein Konferenzzimmer, wo sie von einer Gruppe bereits wartender Herren empfangen wurde.
Die Herren machten einen ernüchternd geschäftsmäßigen Eindruck. Eleanors Mut sank, und ihre Verwirrung wuchs. Wenn ich jetzt den Verstand einer Fledermaus hätte, würde ich aufgeben und ihn seine Plantage verlieren lassen, dachte sie erbittert. Warum, um alles in der Welt, tue ich das überhaupt? Ist es meine Sache, mich um die Zukunft von Ardeith zu kümmern? Aber, dachte sie seufzend, während sie sich auf dem ihr angebotenen Sessel niederließ, der Himmel mag mir vergeben, ich kümmere mich um Kester!
Obwohl sie nun ihr Bestes tat, um den versammelten Herren zu erklären, was Kester gestern Mr. Robichaux erklärt hatte, so fehlte ihr nicht nur dessen Charme, sondern auch sein sachverständiges Wissen. Und wie sollte es anders sein? Sie hatte ja schließlich nicht jeden Tag über Baumwollkultur sprechen hören; sie mußte sich ganz auf ihren Instinkt verlassen. Und die Bankdirektoren erwiesen sich denn auch als durchaus nicht so von ihren Ausführungen beeindruckt, wie Mr. Robichaux am Vortage gewesen war. Aber Mr. Robichaux stand glücklicherweise noch unter dem Eindruck von Kesters nachwirkendem Zauber; er griff ihr deshalb sehr nachdrücklich unter die Arme und gab seiner Überzeugung Ausdruck, daß die Erzeugungsmöglichkeiten der Plantage alle wünschenswerten Sicherheiten für die darauf ruhenden Hypotheken böten. Die Herren hörten seinen Ausführungen mit ziemlich zweifelhaften Gesichtern zu, und einer von ihnen fragte schließlich geradezu: »Wer bürgt uns für die tatsächliche Durchführung der hier entwickelten Pläne?« Eleanor sah ihm kühl und ruhig ins Gesicht. »Ich«, sagte sie.
Und siehe da, die Herren schienen von ihrer kühlen und nüchternen Sachlichkeit nicht weniger beeindruckt, als es Mr. Robichaux durch Kesters liebenswürdigen Eifer gewesen war. Der Mann, der die Frage an sie gerichtet hatte, lächelte zurückhaltend.
»Sie scheinen eine gute
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