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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Österreich Beistand zu leisten, wenn du bedenkst, welchen Druck wir vor gar nicht so langer Zeit auf Spanien ausgeübt haben.«
    »Ja, das war spaßig«, sagte Eleanor und lächelte. »Ich war eben acht Jahre alt und trug einen Knopf am Schulkleid, auf dem ›Denkt an Maine‹ stand.«
    »So einen Knopf trug ich auch«, sagte Kester. »Ich war mächtig gespannt und wütend, daß ich noch zu jung war, um in die Armee einzutreten. San Juan's Berg und Hobson's Auslese – erinnerst du dich? Und: ›Schreit nicht Hurra, Jungens, die armen Teufel können sterben!‹«
    Sie nickte und sah wieder in die Zeitung. »Die Österreicher haben sich ziemlich viel Zeit gelassen«, sagte sie, »der Erzherzog ist schon vor einem Monat ermordet worden.«
    »Ja, jeder hat nicht dein Tempo«, bemerkte Kester trocken.
    Am folgenden Nachmittag kamen sie früh von den Feldern zurück, denn die Baumwolle blühte prächtig, und es gab wenig zu tun; man mußte sie nur im Auge behalten. Die Sonne brannte, und Kester erklärte, daß er gedächte, eine Stunde in einem kalten Bad zu verbringen. Als Eleanor bald darauf aus ihrem Badezimmer kam, glühend vom kalten Wasser, rief sie über die Halle hinweg nach ihm:
    »Steckst du noch in der Wanne?«
    »Ja, und ich gedenke auch bis zum Sonnenuntergang hierzubleiben«, rief er zurück.
    »Willst du das Neueste über das Trara in Europa lesen?«
    »Ja, bring mir die Zeitung. Ich lese sie hier.«
    Sie brachte sie ihm und ging in das Kinderzimmer, um Cornelia aufzunehmen, die aus ihrem Mittagsschläfchen erwacht war und brüllte. Nachdem sie das Baby in seine eigene kleine Badewanne gelegt hatte, hörte sie Kester nach ihr rufen. Sie rief zurück, daß sie beschäftigt sei.
    Sie hatte Cornelia im Schoß und bestreute sie mit Talkumpuder. Lächelnd sah sie zu, wie das Kind sich mit seinen eigenen kleinen Zehen beschäftigte. Da erschien Kester in der Tür. Er hatte einen Bademantel angezogen und hielt die Zeitung in der Hand. »Eleanor, hast du das gesehen?« fragte er.
    »Was gesehen?«
    Kester machte einen langen Schritt auf sie zu und rannte dabei fast Dilcy um, die eben Cornelias frische Sachen heranbrachte. Er hielt die Zeitung Eleanor dicht vor die Augen. Sie sah auf und las:
    ›DUNKLE KRIEGSWOLKEN ÜBERSCHATTEN EUROPA! Österreich ruft seine Armee gegen Serbien auf. Der Deutsche Kaiser steht fest hinter seinem alten Verbündeten!‹
    »Guter Gott, Kester!« Eleanor nahm Cornelia auf einen Arm, sprang auf und entriß ihm die Zeitung, denn zwischen einem Bilde des Kronprinzen Alexander von Serbien und einem anderen der Französin Madame Cailleux sah sie einige weitere auffallende Textüberschriften:
    ›WELTMARKT DEMORALISIERT – – EUROPÄISCHE BÖRSEN – WALLSTREET … BAUMWOLL-TERMINE SCHWER GEFALLEN!‹
    Dilcy kam angerannt: »Mein Gott, Miß Elna, ist jemand tot?«
    »Nimm das Kind, Dilcy«, sagte Eleanor mechanisch, ohne aufzusehen. Sie begann den Artikel unter den Überschriften zu lesen. Der einzige Satz, den sie klar herauszulesen vermochte, lautete: ›SCHARFE ABWEICHUNGEN WURDEN BEI DEN BAUMWOLLNOTIERUNGEN IN NEW YORK UND NEW ORLEANS VERZEICHNET.‹
    Sie ließ die Zeitung sinken. Kester stand noch neben ihr, die Hände in den Taschen des Bademantels, als erwartete er, sie vermöchte ihm zu erklären, was sie ebensowenig begriff wie er selbst.
    »Komm in mein Zimmer, Kester«, sagte Eleanor.
    Sie gingen hinein und schlossen die Tür hinter sich. Eleanor setzte sich und drehte nervös die Schnur ihres Bademantels zwischen den Fingern. »Was denkst du?« fragte Kester.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Was hat diese Erzherzogsaffäre mit dem Preis der Baumwolle zu tun?«
    Er zuckte die Achseln: »Alles, was ich weiß, zeigte ich dir in der Zeitung.«
    Eleanor drehte einen Knoten in die Schnur; Kester begann unruhig auf und ab zu gehen und redete mit unsicherer Stimme vor sich hin. Dies möchte eine zeitweilige Wirtschaftskrise sein, sagte er nach einer Weile. Internationale Komplikationen pflegten den Markt stets zu beeinflussen und unsicher zu machen.
    Sie sprachen darüber, und der Nebel vor ihren Hirnen begann sich allmählich zu klären; sie wurden wieder optimistischer. »Jedenfalls«, sagte Eleanor, »ist jetzt erst Juli. Vor dem Septembermarkt werden wir ohnehin nicht fertig. Bis dahin wird sich das wieder normalisiert haben.«
    »Ich werde Sebastian anrufen«, sagte Kester, »er ist ja Baumwollmakler und wird also am besten wissen, was heute los war. Dies ist die

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