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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gestrige Ausgabe der ›Times picayune ‹.«
    Sie stimmte eifrig zu. »Ja, ruf ihn gleich an. Hast du etwas dagegen, wenn ich von diesem Apparat aus mithöre?«
    »Aber nein, natürlich nicht.« Kester rannte die Treppe hinunter. Sie nahm den Hörer des Nachttelefons auf und wartete, während Kester von unten aus Sebastians Büro in New Orleans anläutete.
    Sebastians Stimme hatte einen müden Klang, aber er sprach so schnell, als stände er unter einem hetzenden Druck. Die Baumwolle sei seit gestern im Fallen, sagte er. Sie falle immer noch. An den drei Baumwollbörsen der Welt: in New Orleans, New York und Liverpool – sei die Lage ernst. Verschiedene Makler, Millionäre selbstverständlich, hätten bereits große Summen investiert, um die Preise zu unterstützen.
    Eleanor stand unter dem merkwürdigen Eindruck, Sebastians Stimme habe einen ihr wohlbekannten Ton, so, als ob sie sie viele Male gehört hätte; was unmöglich war, denn sie kannte ihn kaum.
    »Aber wo, um alles in der Welt, liegt der Grund?« fragte Kester.
    »Kurz folgendes«, sagte Sebastian, »wenn in Europa ein allgemeiner Krieg ausbräche und der Absatzmarkt demzufolge geschlossen würde, so würde Amerika die ganze Baumwollernte aufnehmen müssen. Das können wir natürlich nicht. Normalerweise gehen zwei Drittel der Gesamternte nach Europa. Ist das alles, was du wissen wolltest? Dann gestatte, daß ich auflege; wir arbeiten wie die Verrückten.«
    Eleanor hörte zu wie versteinert. Stimmen dieser Art kannte sie doch. In einer Art erschreckender Gedankenassoziation dachte sie an das Deichbaulager. Kesters Stimme zerschnitt ihre verlorenen Betrachtungen:
    »Aber, was denkst du – –«
    »Wir hoffen, daß es eine vorübergehende Krise ist«, unterbrach Sebastians Stimme. »Sie werden da drüben schließlich Wäsche und Kleider brauchen, ob sie nun Krieg haben oder nicht. Aber entschuldige, Kester, ich muß abbrechen.«
    Die Hörer fielen in die Gabeln zurück. Einen Augenblick blieb Eleanor noch auf ihrem Bett sitzen. Sie konnte ihr Herz klopfen hören. Das alles mochte nicht so wichtig sein, wie es im Augenblick schien, aber sie zitterte. Und plötzlich wußte sie auch, wo sie die Stimme, die wie Sebastians Stimme klang, gehört hatte: Sie glich den Stimmen der Männer auf dem Strom, wenn sie sich mit unterdrückter Angst zuriefen: ›Ich denke, er wird halten, was?‹ – dann nämlich, wenn der Strom langsam stieg, einen schrecklichen Meter nach dem anderen; wenn ihre Augen zu brennen begannen und sie der entsetzlichen Anstrengung gedachten, den Deich gegen alle Gewalt zu halten, und ihn nun beinahe brechen sahen. »O Gott, o mein Gott, hilf!«
    Eleanor sprang unwillkürlich auf und begann sich anzukleiden, in der gleichen verzweifelten Eile, mit der in solchen Situationen die Männer die schweren Sandsäcke auf die Höhe des Deiches geschleppt hatten.
    Während sie die Wendeltreppe hinunterstürzte, rief sie Kester zu, daß sie bis zum Abendessen nicht mehr gestört werden möchte. Sie legte ihre Hauptbücher heraus. Obgleich sie nicht gewollt hatte, gab sie sich heimlich zu, daß sie doch schon mehr oder weniger mit einem Baumwollpreis von zehn Cents gerechnet habe. Jetzt fragte sie sich verzweifelt, wieviel sie bei dieser Situation überhaupt noch erwarten könne. Sie hatten sich auf alles vorbereitet; sie hatten das Geld beiseite gelegt zum Egrenieren der Baumwolle, zur Bezahlung der Pflückerlöhne und der Lagerraummiete, um die Baumwollballen bis zur Verschiffung sachgemäß zu stapeln. Im Gegensatz zu einigen leichtsinnigen Pflanzern (zu denen im vorigen Jahr auch Kester gehört hatte), hatten sie nicht bis zur letzten Minute gewartet, alle diese Einzelheiten vorzubereiten. Alles, was menschlicher Geist und menschliche Arbeitskraft auszurichten vermochten, war auf Ardeith geschehen, und das von einem gnädigen Himmel gesandte Wetter sorgte zum Überfluß noch dafür, daß die einzige außerhalb ihrer Kontrolle liegende Voraussetzung erfüllt wurde.
    Sie arbeitete, bis sie zum Abendessen gerufen wurde. Danach ging sie zu ihren Büchern zurück und befahl Cameo, ihr ein Kännchen Kaffee zu bringen.
    Um elf Uhr blickte sie auf und sah Kester an, der vorgab, die Zeitung zu lesen. Schultern und Rücken schmerzten ihr vor Anstrengung und Müdigkeit; ihre Stimme hatte einen blechernen Ton.
    »Im äußersten Falle können wir mit siebeneinviertel Cents pro Pfund durch den Herbst kommen, Kester«, sagte sie.
    Er sprang auf und runzelte die

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