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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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meisten von ihnen, daß die Dinge sehr bald wieder in die Reihe kommen würden. Niemand von den Gästen kannte das gefährliche Stadium der Situation von Ardeith, demzufolge war auch von keinem besonderes Mitgefühl zu erwarten, und je mehr der Abend fortschritt, je froher wurde Eleanor darüber. Sie fand kaum Gelegenheit, sich eine Stunde hinzusetzen. Obwohl sie bereits seit sechs Uhr früh auf war, hielt sie mit zäher Willenskraft durch; sie vergaß fast, ob sie müde war oder nicht; sie trank vor dem Abendbrot Sazeracs und Highballs, mehr als sie je zuvor an einem Abend getrunken hatte. Und das erstemal in ihrem Leben rauchte sie eine Zigarette. Das verschaffte ihr ein seltsam leichtes Gefühl im Kopf.
    Es war drei Uhr morgens, als die Gäste gingen. Sie riefen begeistert, daß sie einen wunderbaren Abend verlebt hätten, und Kester übe nun einmal einen bösen Einfluß auf sie aus, da er sich ausgerechnet an einem Donnerstagabend Leute einlade und so reizend traktiere, wo doch morgen ein Arbeitstag sei. Aber eben die unerwarteten Partys auf Ardeith hätten es in sich; das sei schon immer so gewesen.
    Als sich die Tür hinter dem letzten Gast schloß, blieb Eleanor einen Augenblick still in der Halle stehen. Denn plötzlich begannen die letzten Kräfte sie zu verlassen; sie sank an der Treppe zusammen. Ihr wurde noch bewußt, daß jedes einzelne Glied ihres Körpers seinen besonderen Schmerz ausstrahle und daß ein fürchterliches Dröhnen ihren Kopf zu sprengen drohe.
    Kester sprang zu und half ihr auf. »Fühlst du dich besser?« fragte er.
    Sie nickte. Er legte den Arm um ihre Taille und führte sie die Treppe hinauf. Kester war leicht betrunken, aber sie sagte ihm kein böses Wort; es schien so unwichtig.
    Obgleich sie so entsetzlich müde war, ging sie doch nicht gleich schlafen. Als sie dann schließlich doch im Bett lag, immer noch zu aufgeregt, um einschlafen zu können, wurde sie von den Gedanken gequält. Sie konnte sich nicht helfen: Wenn Kester sich in normalen Zeiten richtig um seine Plantage gekümmert hätte, wäre das Fallen der Preise nicht ein so entsetzliches Unglück.
    Es war nahezu elf Uhr vormittags, als sie durch Cornelias Krabbeln vor der Tür geweckt wurde. Das Zimmer war stickig heiß und dunkel. Sie erinnerte sich, daß jemand in der Frühe auf Zehenspitzen im Raum gewesen war und die Vorhänge zugezogen hatte, damit sie nicht durch die Sonne gestört würde. Sie schlüpfte aus dem Bett, zog ihre Hausschuhe an und ging zur Tür. Dilcy kam eben aus dem Kinderzimmer, um Cornelia zu holen. An der Außenseite ihrer Tür fand sie einen Zettel, auf den Kester mit Bleistift geschrieben hatte: ›Mrs. Eleanor nicht wecken!‹
    Sie lächelte. Der Gute! Er nahm Rücksicht auf sie, ganz so, als ob er nicht selbst ebenso lange aufgewesen wäre. Die Tür seines Zimmers stand offen, und sein Bett war leer. Sie fragte Dilcy nach ihm.
    »Master war unten ganze Zeit«, sagte Dilcy. »Wünschen Mrs. Eleanor ihren Kaffee?«
    »Ja«, sagte Eleanor, »bring ihn nur.« Sie ging in ihr Zimmer zurück und begann sich anzukleiden. Dann trank sie den Kaffee; essen mochte sie nichts; es war ihr zu heiß. Alter Gewohnheit folgend, zog sie das Reitkleid an, obwohl es eigentlich schon viel zu spät war, um noch auf die Felder zu reiten.
    Kester saß unten, las in der Zeitung und trank eisgekühlten Tee. Er sprang auf, als sie hereinkam. »Hallo, Liebling«, rief er, »wie fühlst du dich?«
    »Gut. Und du bist schon auf? Wie lange hast du denn geschlafen?«
    »Komisch!« sagte er, »ich wachte wie gewöhnlich um sechs Uhr auf.«
    »Es war nett, daß du die Vorhänge zuzogst«, sagte sie, »ich danke dir.« Sie küßte ihn und zauste ihn im Haar. »Steht irgend etwas Wichtiges in der Zeitung?«
    Er zuckte die Achseln. »Der Panamakanal ist ab 15. August für den Welthandel geöffnet. Als ob das irgendeinen Menschen noch interessiert; jetzt, wo ohnehin kein Handelsverkehr mehr durchgehen wird.«
    »Ich hatte den Kanal völlig vergessen. Erinnerst du dich, wie wichtig er noch vor vier Wochen war?«
    »Da du nun einmal dafür angekleidet bist – wollen wir einen Blick auf die Baumwolle werfen?« fragte er.
    Sie sah ihn verwundert an. »Ich habe gut geschlafen, Kester, und fühle mich sehr wohl. Aber wenn du schon seit sechs Uhr auf bist –«
    »Oh, mir geht es ausgezeichnet«, versicherte er.
    Sie ließen die Pferde bringen und ritten hinaus. Der Himmel schien weißglühend vor Hitze, aber Kester meinte, es liege

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