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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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alles hingeben, was sie besaß, und die Schlacht um Ardeith dennoch verlieren, war ihr noch nie gekommen; der Mut und die Ausdauer, die ihr geholfen hatten, die schwere Arbeit der letzten Monate zu bewältigen, hatten ja weitgehend auf ihrem fröhlichen Selbstvertrauen basiert. Sie hatte immer geglaubt, es könne einem Menschen nichts Ernsthaftes geschehen, so er nur wach sei und unverdrossen seine Pflicht erfülle. Leute, die im Lebenskampf unterlagen, waren entweder zu träge oder zu dumm, um ihren Weg zu machen. Und nun war es plötzlich so, als ob all ihr Können und all ihre Einsatzbereitschaft nichts bedeuteten. Sie ging in ihrem Schlafzimmer auf und ab und grübelte über einen Weg nach, der aus der verzweifelten Situation herausführen möchte. Der Verlust von Ardeith würde einen furchtbaren Schlag für ihr Selbstvertrauen bedeuten, freilich wurde sie auch über all dem Nachdenken immer wieder daran erinnert, daß ja nicht sie, sondern Kesters Leichtfertigkeit das Unglück verschuldet habe. Alle Baumwollpflanzer litten unter dem Schock, den der europäische Krieg verursacht hatte, aber diejenigen, die bisher gut gewirtschaftet hatten, sahen sich wenigstens nicht dem völligen Ruin gegenüber. Obwohl sie sich entschlossen hatte, Geduld mit Kesters Fehlern zu haben, spürte sie unter der Zerreißprobe, der ihre Nerven ausgesetzt waren, jetzt von Tag zu Tag mehr, wie wenig Talent sie für eine derartige Eigenschaft hatte.
    Fred Upjohn schrieb ihr und fragte an, ob der jähe Zusammenbruch des Baumwollmarktes die Plantage etwa in eine schwierige Situation gebracht habe, und wenn ja, ob es irgend etwas gäbe, womit er ihr helfen könne. Sie gab Kester den Brief. Er las ihn ruhig und aufmerksam und setzte sich an seinen Schreibtisch. Im Laufe des Tages brachte er ihr die Antwort, die er geschrieben hatte. Sie lautete:
    ›Dein lieber Brief an Eleanor zeigte mir wieder einmal, klarer als je zuvor, was für einen prachtvollen Vater sie hat. Ich hoffe, Deine Sorge ist noch etwas verfrüht. Einstweilen haben wir ja noch keine Baumwolle zu verkaufen. Wir hoffen, daß die Verhältnisse sich wieder normalisieren und daß die Börsen zum Herbst wieder öffnen werden.‹ Den weiteren Inhalt des Briefes bildeten private Mitteilungen über Eleanor und das Kind. »Soll ich den Brief so abschicken?« fragte Kester.
    »Ja«, sagte Eleanor, »schick ihn ab.«
    Sie lasen aufmerksam die Zeitungen, weniger um das Kriegsgeschehen zu verfolgen, als um nach Anzeichen zu forschen, ob die Handelssperre für Baumwolle aufgehoben würde. Die Deutschen waren auf dem Wege nach Paris, und die Russen stießen durch Ostpreußen auf Berlin vor. Eleanor hegte den verzweifelten Wunsch, die eine oder andere Armee möchte ihr Ziel erreichen. Es war ihr gleichgültig, welche, sie hoffte nur, daß damit der Krieg zu Ende ginge und die Meere wieder frei würden. Während des ganzen September arbeiteten Kester und sie verbissen, um die Baumwollernte hereinzubekommen. Sie schafften die versandfertigen Ballen in das Lagerhaus, das sie vor drei Monaten so frohlockend gemietet hatten. Es waren insgesamt neunhundertzweiunddreißig Ballen geworden, mit einem Gesamtwert von nahezu 50.000 Dollar nach dem Stand vom letzten Juli, gegenwärtig allerdings nicht einen Cent wert.
    Sie fuhren nach New Orleans und sprachen mit Mr. Robichaux. Der Bankier bedauerte die Situation sehr, sah aber keine Möglichkeit, an den getroffenen Vereinbarungen etwas zu ändern. Die Banken waren einfach nicht in der Lage, den Baumwollpflanzern über die Krise hinwegzuhelfen. Eleanor war zunächst über die Empfindungslosigkeit des Mannes empört, aber im weiteren Verlauf der Unterredung wurde ihr klar, daß Robichaux unter der Last, die ihm auferlegt war, fast zusammenbrach. Seine Stimme war mehrere Male, während er mit ihnen sprach, nahe daran, zusammenzubrechen. »Überschätzen Sie unsere Möglichkeiten nicht«, sagte er. »Danken Sie Gott, daß Sie sich die Geschichten nicht anhören müssen, die mir im Laufe der letzten Wochen hier erzählt wurden. Ich habe hier gesessen, habe zugehört und bin mir wie ein gefühlloser Mensch vorgekommen, weil ich beim besten Willen keine Hilfe anbieten konnte. Ich habe einigen Leuten schließlich aus meiner eigenen Brieftasche geholfen, nicht so großen Pflanzern wie Ihnen selbstverständlich; kleinen Farmern, die ihre Ernten mit einem Maulesel einzubringen pflegen, ehrenwerten, ordentlichen Männern, die nicht mehr weiter wußten. Ich habe sie

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