Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
lange bevor sie im letzten Januar zur Bank gefahren waren, wäre alles nicht halb so schlimm.
    Sie fuhr fort, Kringel und Figuren zu zeichnen. Die erste Abzahlung auf das Kapital würde nicht vor dem nächsten Herbst fällig werden. Achttausend Dollar würden ausreichen, um die in diesem Jahr fälligen Zinsen zu bezahlen, obgleich dann nicht ein Penny für die Bezahlung der gekauften Düngemittel verbleiben würde und ebensowenig für die angeschafften Geräte und die länger zurückliegenden Rechnungen. Achttausend Dollar – das war keine überwältigend große Summe, und doch bedeutete sie die Brücke zwischen Existenz und Zusammenbruch. Sie wurde daran erinnert, was Benjamin Franklin einmal gesagt hatte: »Willst du den Wert des Geldes kennenlernen, geh und versuche dir welches zu borgen!«
    Kesters Schwager, der Mann Alices und sein Bruder Sebastian hatten bei dem Börsensturz selber so hohe Verluste erlitten, daß sie nicht helfen konnten, auch wenn sie es gewollt hätten. Kesters Vater, der von den Pachterträgnissen des Zuckerlandes lebte, hatte gewohnheitsmäßig den letzten Penny verbraucht. Ihr eigener Vater – sie vermochte den Gedanken nicht zu Ende zu denken; die Vorstellung, hier Hilfe zu erbitten, ließ sie sich krümmen. Zudem würde es auch für Fred Upjohn eine beträchtliche Härte bedeuten, achttausend Dollar in bar mit nur einer Woche Kündigungsfrist flüssigzumachen.
    Ihr eigenes kleines Einkommen ging längst für laufende Haushaltsausgaben drauf, es ging so schnell weg, wie sie es erhielt. Um ein Haus wie Ardeith in Ordnung zu halten, brauchte man selbst bei sparsamster Wirtschaftsführung eine Menge Geld. Sie mußte unwillkürlich lächeln über die Ironie, die darin lag, daß sie hilflos inmitten einer prunkvollen Umgebung saß.
    Die Vorstellung ließ einen Gedankenblitz in ihr aufzucken. Sie stieß mit dem Federhalter so hart auf das Papier, daß die Feder zerbrach. Impulsiv sprang sie auf.
    »Wohin willst du?« fragte Kester.
    »Meine Schlüssel holen. Ich werde es dir dann zeigen.« Dabei war sie bereits an der Tür. Sie stürmte die Treppe hinauf, holte ihren Schlüsselbund und eine Taschenlampe aus ihrem Schlafzimmer und stürmte wieder hinunter und noch eine Treppe tiefer, hinab in die unter dem Haus errichteten Kellergewölbe, in denen die Wertsachen von Ardeith in sicheren Tresoren ruhten. Sie ließ die Taschenlampe aufblitzen und sah sich um.
    Kester hatte gesagt, daß jeder Teelöffel im Hause verpfändet sei; das war natürlich übertrieben. Da gab es noch einige Dinge, an die niemand gedacht hatte: einige Flaschen uralten französischen Cognacs, die einen erheblichen Wert verkörperten; sie lagen hier seit Generationen und zeugten davon, daß die Larnes schon immer Sinn für erlesenes Raffinement in der Lebensführung hatten; Juwelen und Kleinodien, die von den Damen längst vergangener Jahrzehnte bei festlichen Gelegenheiten getragen worden waren – mit einigen dieser Stücke hatte sie sich selbst dann und wann schon geschmückt.
    Eleanor nahm die Flaschen aus dem Bord und wischte die Spinnweben ab, um die Etiketten lesen zu können. Sie verstand nicht viel von französischen Cognacs, aber sie sagte sich, daß ein Ding, das nicht mehr ersetzt werden konnte, seinen Wert haben mußte. Sie kniete sich auf den Boden des Gewölbes, ohne Rücksicht darauf, daß der Staub ihren Rock beschmutzte, und begann den Safe aufzuschließen, der mit Hilfe mehrerer Schlüssel geöffnet werden mußte; es handelte sich um ein schon vor langer Zeit konstruiertes Schloß. Sie tappte im Halbdunkeln herum und fand eine silberne Tasse, die einem Larne-Baby einer vergangenen Generation geschenkt worden war. Cornelia wetzte ihre Zähnchen auch an einem Silbertäßchen, das einmal ihrem Urgroßvater gehört hatte. Eleanor las im Schein ihrer Taschenlampe: ›Cynthia, 6. Juni 1849‹. Ohne weiter darüber nachzudenken, wer diese Cynthia gewesen sein mochte, setzte sie die Tasse auf den Boden und begann weiter zu suchen. Sie fand Bündel von Dokumenten: Heiratsurkunden, Testamente, Verträge über Land- und Sklavenkäufe; das alles hatte im Augenblick keinen realisierbaren Wert, sie beachtete es deshalb kaum. Sie fand große und schwere Ohrringe, verschiedene Broschen, einen juwelengeschmückten Schmetterling, der vermutlich angefertigt war, um die Locken einer Dame zu schmücken, und ein Medaillon, in dem sich eine Haarlocke befand, die von einem Kinde stammen mochte; der für ein Bild vorgesehene

Weitere Kostenlose Bücher