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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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erhoben zum Ausgleich für die ausfallenden Zolleingänge. Die allgemeinen Lebenshaltungskosten stiegen auf diese Weise beträchtlich. Obwohl sie im Augenblick eine kleine Atempause hatten, fühlte sich Eleanor wie ein Patient, der nur noch mit Anstrengung atmete. Noch immer war keine Antwort auf die Frage gefunden, was im nächsten Frühjahr angepflanzt werden sollte, um die zwanzigtausend Dollar zahlen zu können, die im nächsten Herbst bei der Bank fällig waren.
    Diese Unsicherheit belastete sie bei aller inneren Entschlossenheit zum Durchstehen zuweilen in nur noch schwer erträglicher Weise. Ihre oder vielmehr Kesters Freunde suchten sie immer wieder aufzuheitern; sie meinten, man könne schließlich nicht immer unter einem Bahrtuch leben. Es war wahr: Ihre Heiterkeit, soweit überhaupt davon gesprochen werden konnte, hatte einen hysterischen Zug bekommen; sie glich insoweit einer der belagerten Städte in Übersee. Kester meinte, Tanzen sei weniger nervenzerrüttend als das ständige ruhelose Aufundabschreiten, das sie sich angewöhnt hatte. Und Eleanor gab schließlich nach. Sie aßen bei den Sheramys zu Abend und gingen mit Violet Purcell zu einem Picknick. Sie besuchten eines Sonntagsabends auch die drei Durham-Mädchen und nahmen hier ein ziemlich trauriges Mahl ein. Die alten Damen hatten gewohnheitsmäßig ein Gedeck mehr für ihre Schwester Kate aufgelegt, die vor vierzig Jahren durchgebrannt war, ihren ehrbaren Eltern und aller Schicklichkeit zum Trotz. Dieses traurige Geschehen hatte die Schwestern so betrübt, daß sie ihrer Lebtage nicht damit fertig wurden. Einer sonderbaren Gefühlsregung folgend, taten sie nun seit Jahren so, als sei das Ereignis gar nicht wirklich.
    Kesters Cousine Sylvia kam, um ihnen Eintrittskarten für eine Ballveranstaltung zu verkaufen, die der Jagdklub in der Stadt inszenierte, und zwar zum Nutzen der jüngst ins Leben gerufenen Bewegung Kauf-einen-Ballen. Dieser Gründung lag der Gedanke zugrunde, den gespannten Baumwollmarkt dadurch zu entlasten, daß jeder, der etwas Geld übrig hatte, veranlaßt werden sollte, einen Ballen Baumwolle zum Standardpreis von 50 Dollar zu erwerben. »Das ist eine höchst ehrenwerte Sache«, erklärte Sylvia, »und niemand wird dabei einen Penny verlieren, denn die Makler meinen, daß der Baumwollpreis gleich nach dem Krieg auf zwölf Cents ansteigen wird. Jeder, der seinen Ballen behält, wird also am Ende zehn Dollar daran verdienen.«
    »Oh«, sagte Eleanor, »wirklich?«
    »Ja, ganz gewiß!« Cousine Sylvia flatterte durch das Wohnzimmer. »Habt ihr schon euren Ballen gekauft?« fragte sie.
    Eleanor knirschte; sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich glaube, wir haben schon Baumwolle genug liegen, Sylvia«, sagte Kester, ein böses Lachen verbeißend.
    »Aber liebster Kester, es geht doch um das Prinzip der Sache!« beharrte die Cousine.
    »Leider können wir uns keine Prinzipien leisten«, sagte Eleanor.
    »Aber Eleanor, so etwas darfst du nicht sagen!« Sylvia war nicht zu erschüttern. »Präsident Wilson hat einen Ballen gekauft, obgleich er ihn sicherlich nicht braucht. Alle möglichen Leute haben Ballen gekauft; sie legen sie auf ihre Hinterveranden.«
    »Es ist unglaublich«, knurrte Kester. »Da erbetteln diese Leute ihre Almosen ausgerechnet bei den Leuten, die die eigentlichen Opfer dieser Zustände sind!«
    »Und viele der führenden Kaufleute von New Orleans und anderswo haben Ballen gekauft«, fuhr Sylvia unerschüttert fort; »sie legen sie vor ihre Häuser auf den Bürgersteig, mit einem Schild versehen, auf dem steht: ›Erworben von der Gesellschaft Soundso. Haben Sie schon Ihren Ballen gekauft?‹«
    »Wenn ich nur wüßte, worauf das Ganze eigentlich hinaus soll?« sagte Eleanor. »Das ist doch einfach idiotisch. Die Baumwolle bleibt ja auf diese Weise immer noch in Amerika und verkommt völlig sinnlos, ohne daß der Markt davon im geringsten berührt wird.«
    »Oh, Eleanor, du verstehst das nicht.« Sylvia öffnete ihre Handtasche und holte eine Handvoll Knöpfe heraus. »Wir geben für jeden gekauften Ballen einen solchen Knopf«, sagte sie. »Sie werden an den Kleidern der Damen und an den Rockaufschlägen der Herren getragen. Sieh her, es steht darauf eingeprägt: ›Ich habe einen Ballen Baumwolle gekauft. Haben Sie auch schon einen?‹«
    Zitternd vor unterdrückter Heiterkeit ergriff Kester einen Knopf. »Ich sehe«, rief er aus, »in der Tat, ausgezeichnet! Hör zu, Sylvia, ich verspreche dir, einen

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