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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bildete eine wundervolle Umrahmung für ihre blendendweißen Schultern und die vollkommene Linie ihres Halses. Ihr Haar schimmerte in einem seltenen Goldton; es umrahmte in gefälligen Wellen das klassische Oval ihres Kopfes. Zu dem feingeschnittenen Gesicht stand das fast herausfordernde Lächeln, das um ihre Lippen spielte, in einem sonderbaren Mißverhältnis.
    Man hätte Eleanor nicht sagen müssen, daß diese Frau aus fremden, fernen Bereichen in diese Stadt am Mississippiufer verschlagen worden sei; sie hätte es sogleich gesehen. Sie erschien ganz und gar als Ausländerin, verloren in ihrer gegenwärtigen Situation und doch schon so weit Herrin der Lage, um sie mit gelassener Heiterkeit zu betrachten. Sie tat Eleanor plötzlich leid, schien der europäische Krieg doch augenscheinlich das erste Ereignis, das diese Frau unvorbereitet gefunden hatte. Gleichzeitig sah sie sich dankbar gemahnt, daß auch das Leben anderer Menschen durch den plötzlichen Bruch der bisherigen Weltordnung empfindlich in Mitleidenschaft gezogen und aus der Bahn geworfen wurde.
    Sie mußte Isabel nur für einen kurzen Augenblick angesehen haben, denn sie hörte jetzt Violet sagen:
    »Wir haben eben einiges über die Schrecken des Krieges aus erster Hand gehört. Entschuldigt bitte, ihr kennt euch wohl noch nicht: Mrs. Larne – Mrs. Isabel – wie war doch Ihr Name?«
    »Schimmelpfeng«, sagte Isabel mit einem undurchsichtigen Lächeln.
    »Also«, sagte Violet, zu Eleanor gewandt, »du hast es gehört.«
    Eleanor lachte: »Ja, aber – vergeben Sie mir – ich kann es nicht aussprechen.«
    »Oh!« Isabels Stimme war süß wie ihr Gesicht, »beunruhigen Sie sich deswegen nicht. Ich habe auch über einen Monat gebraucht, um meinen eigenen Namen richtig aussprechen zu können. Sie sind Mrs. Kester Larne?«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich gut an Kester. Ist er hier heute abend?«
    »Ja, er ist irgendwo. Aber lassen Sie sich nicht unterbrechen. Sie sprachen über den Krieg?«
    Isabel zuckte die Achseln, als hätte sie gar nichts dagegen, das Gespräch über diesen Gegenstand abzubrechen. Aber Klara Sheramy zwitscherte:
    »Sie hat uns von den Abenteuern erzählt, die sie bestehen mußte, um aus Europa herauszukommen. Es war schrecklich spannend. Bitte, fahre fort, Isabel.«
    Isabel gab nach. »Ja, es war wirklich entsetzlich«, sagte sie. »Ganz Europa scheint mit galvanischem Strom geladen, das ist die einzige Bezeichnung, die mir einigermaßen passend erscheint. Du erwachst eines Morgens und stellst fest, daß jedes Dorf sich in ein Mobilisationszentrum verwandelt hat. Überall kleben leuchtende rosa Plakate, auf denen der Krieg und die ersten Kriegsverordnungen proklamiert werden.«
    Eleanor nahm ein Glas Punsch, das Bob Purcell ihr reichte. »Sprich weiter, Isabel«, sagte Bob, »wo warst du? In Deutschland?«
    »Nein, in Italien, Gott sei Dank! Wäre ich in Deutschland gewesen, dann wäre ich vermutlich immer noch dort. Italien war praktisch neutral, und trotzdem ist es fast ebenso schlimm dort, wie in anderen Ländern. Die Straßen waren voller Fremden, die zur Armee einberufen worden waren. Sie sagten sich lachend ›Auf Wiedersehen‹ und versprachen, wieder zusammenzukommen, sobald der Krieg vorüber wäre.«
    »Wie gut, daß du selber neutral warst«, rief Klara aus.
    Isabel lachte: »Aber ich war doch gar nicht neutral, liebes Kind. Legal bin ich ja Deutsche.«
    »Ach! Bist du das wirklich?« fragte Klara verblüfft.
    »Natürlich ist sie es«, versicherte Violet.
    Isabel hielt ihr Glas hin: »Würde jemand so freundlich sein? Ich habe keinen Champagnerpunsch mehr getrunken, seit ich das letztemal auf einem Ball in Vicksburg war.«
    Bei der Vorstellung, Isabel auf einem Ball in Vicksburg zu sehen, hätte Eleanor beinahe gekichert. Aber sie erinnerte sich rechtzeitig, daß die Isabel jener Tage ja noch nicht die Isabel von heute war. Drei Herren sprangen gleichzeitig herbei, um das Glas wieder zu füllen. Isabel lächelte sie dankbar an.
    »Ich fuhr nach Rom«, fuhr sie in ihrer Erzählung fort, »und begann ebenso wie alle anderen das amerikanische Konsulat zu stürmen. Da waren plötzlich Hunderte von Amerikanern, die ihre Sehnsucht nach Apfelpasteten oder nach dem Mount Vernon entdeckten und die bereit waren, alles, was sie besaßen, für eine Koje in irgendeinem nach dem Westen fahrenden Schiff herzugeben. Ihr wißt, wie amerikanische Reisende in diesen Ländern sonst geschätzt werden, die Leute machen tiefe Verbeugungen und

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