Love at Stakes 04 - Vampire tragen keine Karos-ok-KM-neu
Jean-Luc. Er war zu attraktiv, zu verlockend, und zu verdammt geheimnisvoll. Sie wusste fast nichts über ihn, nur, dass er zu gut schien, um wahr zu sein. Er hatte eine Menge über sie erfahren in dieser Nacht. Und dennoch hatte er sie küssen wollen.
Sie hätte es zulassen sollen, rügte sie eine innere Stimme. Sie hätte keinen Rückzieher machen dürfen. Hatte sie nicht der Angst den Krieg erklärt? Aber sie musste auch vorsichtig sein. Was Männer anging, hatte sie einige schwerwiegende Fehler gemacht. Aber hatte sie aus ihnen nicht auch etwas gelernt?
Morgen Nacht würde er wiederkommen. Es gab also eine weitere Chance, ihn kennenzulernen. Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie morgen Nacht zulassen, dass er sie küsste.
7. KAPITEL
Am nächsten Abend fuhr Jean-Luc mit seinem schwarzen BMW wieder nach Schnitzelberg. Auf dem Beifahrersitz lagerte eine Kühltasche voll mit synthetischem Blut in Flaschen. Die Sonne war vor zehn Minuten untergegangen. Er stürzte Blut aus einer Flasche AB positiv hinunter, immer noch kalt, weil er es zu eilig gehabt hatte, um es aufzuwärmen.
Das Problem war, dass Lui zur gleichen Zeit erwachte wie er. Und wenn Lui herausgefunden hatte, wer Heather war und wo sie wohnte, dann konnte er sofort dort sein. Jean-Luc wollte sich eigentlich sofort nach dem Erwachen zu ihrem Haus teleportieren, aber es war besser, wie ein normaler Sterblicher dort anzukommen, meinte Emma.
Es musste Heather einfach gut gehen, versicherte er sich selbst, als er den Highway verließ und in die Stadt hineinfuhr. Emma war vor fünf Minuten in ihrem Garten angekommen. Sie hätte ihn telepathisch informiert, wenn etwas nicht in Ordnung wäre.
Dennoch gefiel es ihm nicht, abwesend zu sein. Er hasste es, dass Heather und ihre Tochter in diese Fehde mit Lui hineingezogen worden waren. Wenn ihnen irgendetwas passierte... wie konnte er die Schuld ertragen, für den Tod von noch mehr unschuldigen Sterblichen verantwortlich zu sein?
Durch Heathers Geschichte war ihm klar geworden, was auch ihn quälte. Er erkannte jetzt, was hinter seinen Schuldgefühlen und seiner Wut lauerte. Es war Angst.
Er hatte es seit seinen bescheidenen Anfängen als Stallbursche weit gebracht. Als Roman ihn 1513 verwandelte, war er schon Ritter. Er war ein Musketier geworden, dann Besitzer einer anerkannten Fechtakademie in Paris, ein Lieutenant-Colonel der Vampirarmee, und jetzt war er der Zirkelmeister von Westeuropa. Zusätzlich hatte er noch seine Karriere gemacht als Designer und erfolgreicher Geschäftsmann. All seine Energie steckte in dem nach außen sichtbaren Erfolg, der ihn in die Lage versetzen sollte, Herr über sein eigenes Schicksal zu werden. Aber unter all dem plagte ihn immer noch die gleiche alte Qual. Die Angst, machtlos zu sein.
Als einfacher Stallbursche war er machtlos gegenüber den Launen und politischen Manipulationen seines Meisters. Er hatte geschworen, nie wieder der Bauer in einem Schachspiel zu sein. Und er war erfolgreich, bis Lui 1757 in sein Leben getreten war.
Er hätte Louis XV. in diesem Jahr sterben lassen sollen. Aber nein, Jean-Luc erfüllte seine Pflicht als königliche Leibwache und hielt den Attentäter Damiens auf.
Der Sterbliche war nur eine weitere Schachfigur. Lui gefiel es, die Gedanken der Sterblichen zu kontrollieren, um sie seine Drecksarbeit machen zu lassen. Er war schon zweimal erfolgreich damit, Sterblichen die Schuld für den Mord an Königen in die Schuhe zu schieben - Henri III. im Jahre 1589 und Henri IV. 1610.
Jean-Luc vereitelte Luis dritten Königsmord. In der darauf folgenden Nacht erhielt er eine Nachricht. Wegen dir ist der König noch am Leben. Wegen mir wird deine Königin sterben. Keine Unterschrift, aber das Papier war gefaltet und mit Wachs versiegelt. Auf dem Siegel befand sich ein verschnörkeltes L.
Zwei Nächte später fand er die verstümmelte Leiche seiner Mätresse Yvonne. Zusätzlich zu den Stichwunden und den Bissspuren war der Buchstabe L in ihr Fleisch eingebrannt.
Er erklärte diesem Feind, den er Lui nannte, den Krieg. Nach zwanzig Jahren, in denen es ihm immer wieder gelungen war zu entwischen, verschwand Lui, und Jean-Luc glaubte, ihn endlich vernichtet zu haben. Dann, 1832, wurde seine Mätresse Claudine ermordet. Über ihrem Herz war ihr der Buchstabe L ins Fleisch gebrannt worden.
Jean-Luc beschloss daraufhin, dass es das einzig Ehrenhafte wäre, weitere Beziehungen zu vermeiden. Aber Heathers Rede hatte ihm die Augen geöffnet. Seine
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