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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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als wir unter dem Lecker-Baum hervorgekommen sind; sich daran zu erinnern hat bedeu tet, sich der Wahrheit über seinen Bruder Paul zu stellen; sich an den wirklichen Paul zu erinnern hat bedeutet, in jenes kalte Gästezimmer zurückzukehren, während das Nordlicht den Himmel füllte und der Wind aus Kanada, aus der Pro vinz Manitoba, aus Yellowknife heranheulte. Verstehst du das nicht, Lisey? Alles hängt zusammen, es hat schon immer zusammengehangen, und sobald du dir gestattet hättest, die erste Verbindung herzustellen, den ersten Dominostein um zustoßen …
    »Ich wäre verrückt geworden«, wimmerte Lisey. »Genau wie sie – wie die Landons und die Landreaus und wer sonst noch davon weiß. Kein Wunder, dass sie durchgedreht haben: Zu wissen, dass es gleich nebenan eine weitere Welt gibt … und die Trennwand so dünn ist … «
    Aber selbst das war noch nicht das Schlimmste. Am aller schlimmsten war das Ding, das ihn so verfolgt hatte, das gefleckte Ding mit der langen gescheckten Seite …
    »Nein!«, kreischte sie in dem leeren Büro. Sie schrie so laut, dass eine Schmerzwelle ihren ganzen Körper durchflutete. »O nein! Aufhören! Es soll aufhören! Sorg dafür, dass diese Sachen AUFHÖREN! «
    Aber es war schon zu spät. Und zu wahr, um noch geleug net zu werden – unabhängig davon, wie hoch das Risiko war, dass sie verrückt wurde. Es gab wirklich einen Ort, an dem Nahrung nach Einbruch der Dunkelheit schlecht, manchmal sogar giftig wurde und wo dieses gescheckte Ding, Scotts Long Boy
    (Ich mache dir vor, wie es klingt, wenn es sich umsieht)
    real sein könnte.
    »Oh, es ist real, wirklich«, flüsterte Lisey. »Ich hab's gesehen.«
    In der leeren, von Gespenstern erfüllten Luft des Büros ei nes Toten begann sie zu weinen. Noch immer wusste sie nicht sicher, ob das stimmte und was genau sie gesehen hatte … aber es fühlte sich wahr an. Eine das Ende aller Hoffnungen bedeutende Erkenntnis von der Art, wie Krebspatienten sie in den stillen Wassergläsern auf ihren Nachttischen entdecken, wenn alle Schmerzmittel eingenommen sind, die Morphium-pumpe auf 0 steht, die Stunde ungewiss ist und die Schmer zen sich stetig tiefer in die Knochen ihres schlaflosen Körpers hineinfressen. Und lebendig . Lebendig, bösartig und hungrig. Die Art Ding, die ihr Mann, dessen war sie sich sicher, ver geblich wegzutrinken versucht hatte. Und wegzulachen. Und wegzuschreiben. Das Ding, das sie beinahe in seinem leeren Blick gesehen hatte, als er in dem kalten Gästezimmer vor dem schwarzen, leeren Fernsehschirm gesessen hatte. Er hat te in dem
    6 Er sitzt in dem Schaukelstuhl, ist bis zu seinen schreck lich starrenden Augen in Good Mas höllisch fröhliche gelbe Häkeldecke eingemummelt. Er sieht Lisey an und zugleich durch sie hindurch. Er reagiert nicht auf ihre immer verzwei felteren Wiederholungen seines Namens, und sie hat keine Ahnung, was sie tun soll.
    Jemanden anrufen, denkt sie, das musst du tun, und hastet den Flur entlang in ihr Schlafzimmer zurück. Canty und Rich sind in Florida und werden bis Mitte Februar dort bleiben, aber Darla und Matt wohnen ganz in der Nähe, und sie hat vor, Darlas Nummer zu wählen, sie ist weit davon entfernt, sich Gedanken wegen der unchristlichen Zeit zu machen, sie muss mit jemandem reden, sie braucht Hilfe.
    Die kriegt sie nicht. Der heulende Sturm, der sie in ihrem Flanellnachthemd frösteln lässt, obwohl sie noch einen Pull over darübergezogen hat. Der die Heizung im Keller im Dauerbetrieb laufen lässt, während das Haus knarrt und ächzt und manchmal sogar besorgniserregend krrracht. Dieser gro ße kalte Wind aus Kanada hat irgendwo in der Nähe des Castle View eine Telefonleitung abgerissen, sodass sie nur ein idiotisches mmmmm hört, als sie den Hörer abnimmt. Sie drückt trotzdem noch mehrmals mit der Fingerspitze auf den Knopf unter dem Hörer, weil man das eben macht, aber sie weiß, dass es nichts nutzen wird, und es nutzt auch nichts. Sie ist allein in diesem großen, alten umgebauten viktorianischen Haus auf dem Sugar Top Hill, während psychedelische Farb schleier über den Himmel wabern und die Außentemperatur auf Werte sinkt, die man sich gar nicht vorstellen mag. Wür de sie versuchen, nach nebenan zu den Galloways zu laufen, hätte sie gute Aussichten, sich ein Ohrläppchen oder einen Finger – vielleicht auch mehrere – abzufrieren. Sie könnte sogar auf ihrer Schwelle erfrieren, bevor es ihr gelänge, die Nachbarn zu wecken. Dies ist die Art Kälte,

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