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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Falten der gelben Häkeldecke starren weiter blicklos den leeren Fernsehschirm an, aber ja, seine Hand drückt ihre. Die ser leichte Druck scheint aus großer Ferne zu kommen, wie denn auch nicht? Er ist schrecklich weit entfernt, obwohl sein Körper hier ist, und drückt dort in der Ferne vielleicht mit aller Kraft.
    Lisey hat plötzlich eine brillante Intuition: Scott hält ihr einen Weg offen. Gott allein weiß, was es ihn kostet, das zu tun, und wie lange er dazu noch imstande ist, aber genau das tut er. Lisey lässt seine Hand los, richtet sich kniend auf und ignoriert dabei den Ausbruch kribbelnder Nadelstiche in ihren leicht eingeschlafenen Beinen ebenso wie den nächsten gewaltigen Windstoß, unter dem das ganze Haus erzittert. Sie zieht die Häkeldecke weit genug weg, um ihre Arme zwischen Scotts Rumpf und seinen widerstandslosen Oberarmen durchschieben zu können, damit sie die Hände hinter seinem Rücken falten und ihn so umarmt halten kann. Anschließend bringt sie ihr Gesicht mit drängendem Ausdruck vor seinen starren Blick.
    »Zieh mich«, flüstert sie, indem sie den schlaffen Körper leicht schüttelt. »Hol mich zu dir, Scott.« Als er nicht reagiert, spricht sie lauter und schreit ihn schließlich sogar an.
    »Zieh mich, verdammt noch mal! Hol mich zu dir, damit ich dich heimbringen kann! Los jetzt! HOL MICH ZU DIR, WENN DU WIEDER HEIMKOMMEN WILLST! «
    24 »Und du hast es getan«, murmelte Lisey. »Du hast es getan, und ich hab's getan. Der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, wie das gehen soll, jetzt, wo du tot bist und nicht nur ein Gomer im Gästezimmer, aber darum ging's die ganze Zeit, nicht wahr? Darauf steuerte alles hin.«
    Und sie hatte sehr wohl eine Ahnung, wie das funktio nieren sollte. Es war nur eine Idee in ihrem Unterbewusst sein, nur ein Etwas hinter dem purpurroten Vorhang, aber es war da.
    Unterdessen hatte das Excedrin zu wirken begonnen. Vielleicht nicht allzu sehr, aber immerhin ausreichend, damit sie in die Scheune hinuntergehen konnte, ohne bewusstlos zu werden und sich den Hals zu brechen. Wenn sie es bis dorthin schaffte, konnte sie das Haus erreichen, in dem der wirklich gute Stoff gebunkert war … falls er noch wirkte. Das konnte sie nur hoffen, denn sie hatte Dinge zu erledigen und Orte aufzusuchen. Einige davon waren wirklich weit entfernt.
    »Reise von tausend Meilen beginnt mit erstem Schritt, Lisey san«, sagte sie und erhob sich von der Bücherschlange.
    Mit langsamen, schlurfenden Schritten nahm Lisey Kurs auf die Treppe. Sie brauchte fast drei Minuten, um sie hin unterzusteigen, klammerte sich bei jedem Schritt ans Trep pengeländer und legte zweimal eine Pause ein, weil sie sich schwach fühlte. Aber sie schaffte es, ohne zu fallen, blieb für kurze Zeit auf dem Mein Gott-Bett sitzen, um wieder zu Atem zu kommen, und begann dann die lange Expedition zur Hin tertür ihres Hauses.

XI LISEY UND DER POOL
    (Pssst – jetzt musst du still sein)
    1 Liseys größte Angst, die Spätmorgensonne könnte sie übermannen und auf halbem Weg zwischen Scheune und Haus zusammenklappen lassen, erwies sich als unbe gründet. Die Sonne tat ihr den Gefallen, sich hinter einer Wolke zu verstecken, und eine kleine kühle Brise kam auf, um vorübergehend ihre heiße Haut und ihr rotes, geschwol lenes Gesicht zu kühlen. Als sie die Stufen zur Hintertür erreichte, pochte der tiefe Schnitt in ihrer Brust wieder, aber die dunklen Schwingen blieben fort. Sie verlor kurz die Fas sung, als sie ihren Hausschlüssel nicht finden konnte, aber dann ertasteten ihre Finger den Schlüsselanhänger – eine kleine silberne Elfe – unter dem Papiertaschentuch, das sie immer in der rechten vorderen Tasche hatte, und damit war dieses Problem gelöst. Und das Haus war kühl. Kühl und still und beglückend ihres . Und hoffentlich bliebe es auch ihres, während sie sich versorgte. Keine Anrufe, keine Besucher, keine eins fünfundachtzig großen Deputys, die zur Hintertür getrampelt kamen, um nach ihr zu sehen. Und bitte, lieber Gott ( bitte bitte), keine Rückkehr des Schwarzen Fürsten der Inkunks.
    Sie durchquerte die Küche und holte die weiße Plastikwanne unter der Spüle hervor. Das Bücken tat weh, sogar sehr, und sie spürte wieder die Wärme von fließendem Blut auf der Haut, das ihre Bluse noch mehr durchtränkte.
    Er hat sich daran aufgegeilt – das weißt du, nicht wahr?
    Natürlich wusste sie das.
    Und er kommt zurück. Was du ihm auch versprichst … was du ihm auch

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