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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Himmel ist.
    Scott zupft an der Sauerstoffmaske auf seiner Brust, kann sie aber nicht heben. Sie greift danach, drückt sie ihm leicht auf Mund und Nase. Scott atmet mehrmals tief durch, dann macht er ihr ein Zeichen, die Maske wieder abzunehmen. Das tut sie, und seine Stimme klingt für eine kurze Weile – viel leicht fast eine Minute – etwas kräftiger.
    »Bin vom Flugzeug aus in Boo'ya-Mond gewesen«, berich tet er mit Staunen in der Stimme. »So was hatte ich noch nie versucht. Dachte, es würde nicht klappen, bin aber wie immer auf dem Sweetheart Hill angekommen. Später noch mal dort gewesen … aus der Toilette auf dem Flughafen. Letztes Mal … Wintergarten, unmittelbar vor der Lesung. Weiter da. Ole Freddy. Noch immer da.«
    Himmel, er hat sogar einen Namen für das verschmickte Ding.
    »Konnte nicht zum Pool, also hab ich ein paar Beeren ge gessen … meistens sind sie in Ordnung, aber …«
    Er kann nicht zu Ende sprechen. Sie setzt ihm nochmals die Maske auf.
    »Es war zu spät«, sagt sie, während er atmet. »Es war zu spät, nicht wahr? Du hast sie nach Sonnenuntergang ge gessen.«
    Er nickt.
    »Aber du wusstest dir sonst keinen Rat.«
    Er nickt nochmals. Bedeutet ihr, die Maske wieder abzu nehmen.
    »Aber bei der Lesung warst du noch gesund!«, sagt sie. »Dieser Professor Meade hat gesagt, du wärst großartig ge wesen!«
    Er lächelt das vielleicht traurigste Lächeln, das sie je ge sehen hat. »Tau«, sagt er. »Hab ihn von den Blättern geleckt. Beim letzten Mal, als ich … vom Wintergarten aus drüben war. Ich dachte, er könnte …«
    »Du dachtest, er könnte heilend wirken. Wie der Pool.«
    Er sagt mit den Augen Ja. Sein Blick verlässt sie keine Sekunde lang.
    »Und dann war dir besser. Für eine kurze Weile.«
    »Ja. Kurze Weile. Jetzt …« Er macht ein bedauerndes kleines Schulterzucken und dreht den Kopf weg. Diesmal ist der Hus ten schlimmer, und sie beobachtet entsetzt, dass die Flüs sigkeit in den Schläuchen dickflüssiger wird und sich tiefrot verfärbt. Er tastet nach ihrer Hand, ergreift sie wieder. »Ich hatte mich im Dunkeln verirrt«, flüstert er. »Du hast mich ge funden.«
    »Scott, nicht …«
    Er nickt. Doch.
    »Du hast mich ganz gesehen. Alles …« Mit der freien Hand macht er eine schwache kreisende Bewegung. Alles beim Alten. Er lächelt ein wenig, als er sie jetzt ansieht.
    »Halt durch, Scott! Du musst durchhalten!«
    Er nickt, als hätte er endlich verstanden. »Durchhalten … warten, bis der Wind sich dreht.«
    »Nein, Scott, das Eis!« Das ist alles, was ihr im Augenblick einfällt. »Warte auf das Eis!«
    Er sagt Baby . Er nennt sie Babylove . Und dann ist der ein zige Laut das stetige Rauschen des Sauerstoffstroms aus der Maske an seinem Hals. Lisey schlägt die Hände vors Gesicht
    und ließ sie trocken wieder sinken. Sie war überrascht und zugleich nicht überrascht. Jedenfalls war sie erleichtert; es schien, als hätte sie ihre Trauer bald abgeschlossen. Wahr scheinlich gab es hier oben in Scotts Büro noch viel Arbeit – Amanda und sie hatten kaum die Oberfläche angekratzt –, aber sie fand, dass sie in den vergangenen zwei bis drei Tagen un erwartet gute Fortschritte dabei gemacht hatte, ihren eige nen Scheiß in Ordnung zu bringen. Sie berührte ihre verletzte Brust und empfand fast gar keinen Schmerz mehr. Das nennt man Selbstheilung auf eine neue Stufe heben, dachte sie und lächelte.
    In dem anderen Raum rief Amanda, vor dem Bildschirm sitzend, indigniert aus: »O du Trottel! Lass die Finger von die ser Schlampe, blickst du denn nicht, dass die nichts taugt?« Lisey horchte hinüber und gelangte zu dem Schluss, dass dies die Szene sein musste, in der Jacy Sonny dazu überreden wollte, sie zu heiraten. Der Film war fast zu Ende.
    Sie muss ihn teilweise vorgespult haben, dachte Lisey, aber als sie die auf dem Dachfenster über ihr lastende Dunkel heit sah, wusste sie, dass dem doch nicht so war. Sie hatte über eineinhalb Stunden lang an Dumbo's Big Jumbo geses sen und die Vergangenheit wiedererlebt. Ein bisschen an sich selbst gearbeitet, wie die New-Age-Typen gesagt hätten. Und zu welchen Schlussfolgerungen war sie gelangt? Dass ihr Mann tot war, das war alles. Tot und weitergezogen. Er war tete nicht in Boo'ya-Mond auf dem Weg auf sie oder saß auf einer der Steinbänke, auf denen sie ihn einmal angetroffen hatte; er war auch keiner der unheimlichen Verhüllten. Scott hatte Boo'ya-Mond hinter sich gelassen. Wie Huck war er in die Territorien

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