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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Teppichboden, und Lisey machte sich auf den lauten Knall gefasst, dem ein gellend lauter Schmerzensschrei folgen würde, wenn Amanda oder sie eine Kugel in den Knöchel bekam. Die Waffe ging nicht los, sondern starrte nur mit ihrem einzelnen blöden Auge in die Ferne. Als Lisey sich nach ihr bückte, hörte sie von unten ein dumpfes Poltern, als wäre dort jemand gegen etwas gestoßen und hätte es umgeworfen. Zum Beispiel einen Karton mit hauptsächlich leeren Blättern, der auf einem gan zen Stapel gestanden hatte.
    Als Lisey wieder zu ihrer Schwester aufsah, waren Amandas Hände über Kreuz auf ihren kümmerlichen Busen gepresst.
    Ihr Gesicht war kreidebleich; ihre Augen waren dunkle Tüm pel der Verzweiflung.
    »Ich kann die Waffe nicht halten«, flüsterte sie. »Meine Hände … siehst du?« Sie drehte ihre Handflächen nach außen, um die Schnitte vorzuweisen.
    »Los, nimm das verschmickte Ding«, sagte Lisey. »Du brauchst ihn nicht zu erschießen.«
    Jetzt schlossen Amandas Finger sich widerstrebend um den Hartgummigriff des Pathfinder. »Versprichst du mir das?«
    »Nein«, sagte Lisey. »Aber fast.«
    Sie spähte zu der Treppe, die in die Scheune hinunterführ te. An diesem Ende des lang gestreckten Raums war es dunk ler, weit bedrohlicher, vor allem nachdem Amanda nun den Revolver hatte. Die unzuverlässige Amanda, der alles Mög liche zuzutrauen war. In ungefähr der Hälfte aller Fälle auch das, was man ihr aufgetragen hatte.
    »Was hast du vor?«, flüsterte Amanda. In der Nische sang erneut Ole Hank, und Lisey wusste, dass der Abspann von Die letzte Vorstellung lief.
    Lisey legte den rechten Zeigefinger zu einer Pst -Geste an die Lippen
    (du musst jetzt still sein)
    und trat von Amanda zurück. Einen Schritt, zwei Schritte, drei Schritte, vier. Jetzt stand sie in der Mitte des Raums ge nau zwischen Dumbo's Big Jumbo und der Nische, auf deren Schwelle Amanda mit dem kleinen Revolver unbeholfen auf die Blutflecken auf dem Teppichboden zielte. Donner grollte. Countrymusik spielte. Von unten: Stille.
    »Ich glaube nicht, dass er dort unten ist«, flüsterte Amanda.
    Lisey machte einen weiteren Schritt rückwärts auf den großen Schreibtisch aus Rotahorn zu. Körperlich fühlte sie sich weiter angespannt, vibrierte geradezu vor Anspannung, aber der rationale Teil ihres Wesens musste sich eingestehen, dass Amanda recht haben könnte. Das Telefon war ausgefallen, aber hier oben auf dem Sugar Top Hill musste man damit rechnen, dass es mindestens zweimal im Monat ausfiel, meis tens bei oder gleich nach Gewittern. Dieses Poltern, das sie gehört hatte, als sie sich nach der Waffe gebückt hatte … hat te sie wirklich ein Poltern gehört? Oder hatte sie es sich nur eingebildet?
    »Ich glaube nicht, dass dort unten irgend…«, begann Amanda, und in diesem Augenblick ging das Licht aus.
    2 Einige Sekunden, endlose Sekunden lang konnte Lisey nichts sehen und machte sich Vorwürfe, weil sie nicht die Stablampe aus dem Auto mitgebracht hatte. Das wäre so ein fach gewesen. Jetzt konnte sie nicht mehr tun, als zu bleiben, wo sie war, und dafür zu sorgen, dass auch Amanda blieb, wo sie war.
    »Keine Bewegung, Manda! Bleib stehen, bis ich etwas an deres sage!«
    »Wo ist er, Lisey?« Amanda fing an zu weinen. »Wo ist er?«
    »Na, gleich hier, Missy«, sagte Jim Dooley leichthin aus dem pechschwarzen Dunkel an der Treppe. »Und ich kann euch mit der Nachtsichtbrille, die ich trage, beide sehen. Ihr seht ein bisschen grün aus, aber ich sehe euch recht gut.«
    »Das kann er nicht, er lügt«, sagte Lisey, aber sie spürte, wie ihr das Herz sank. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er eine Art Nachtsichtgerät haben würde.
    »Oh, Missus – wenn ich lüge, will ich tot umfallen.« Die Stimme kommt weiterhin von der Treppe her, und jetzt erkennt Lisey dort allmählich eine schemenhafte Gestalt. Seine Horrortüte konnte sie noch nicht erkennen, aber, o Gott, sie konnte das Papier rascheln hören. »Ich sehe euch gut genug, um zu wissen, dass Miss Groß-und-dürr den kleinen Revolver hält. Ich möchte, dass Sie diese Waffe fallen lassen, Missy Groß. Sofort.« Seine Stimme wurde schärfer, klang wie der Knall einer mit Blei beschwerten Peitschenschnur. »Los, los, Ausführung! Fallen lassen!«
    Draußen war es inzwischen ganz dunkel, und falls es einen Mond gab, war er noch nicht aufgegangen oder von Wolken verdeckt, aber der durch die Dachfenster einfallende schwa che Lichtschein reichte aus, um Lisey zu zeigen,

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