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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Menschen ihn vermutlich mit ihrer Besorgnis umbringen. Mit erstickender Liebe.
    Eeeeer is verleeeeetzt, kreischt jemand.
    Sie schreit sich in Gedanken selbst an
    (schnall’s um SCHNALL’S SOFORT UM )
    und schafft es schließlich. Der Morast, in dem sie festge steckt hat, verschwindet schlagartig. Plötzlich schießt sie nach vorn; die Welt um sie herum besteht wieder aus Lärm und Hitze und Schweiß und drängelnden Leibern. Sie genießt diese beschleunigte Realität, noch während ihre linke Hand nach ihrer linken Pobacke greift, daran zieht und den gott verdammten Slip aus ihrer gottverdammten Arschritze reißt. Da! Jetzt ist an diesem verkehrten, zerrütteten Tag zumindest etwas wieder in Ordnung gebracht.
    Eine Studentin in einem Top, dessen Träger auf den Schul tern große Schleifen bilden, droht ihren Pfad zu Scott zu blo ckieren, der ohnehin immer enger wird, aber Lisey schlüpft unter ihrem Arm hindurch und lässt sich auf dem heißen Asphalt auf die Knie fallen. Sie wird ihre aufgeschürften, brennenden Knie erst sehr viel später bemerken – erst im Krankenhaus, wo ein freundlicher Sanitäter auf sie aufmerk sam werden und sie mit einer Salbe bestreichen wird, die so kühl und wohltuend ist, dass sie vor Erleichterung weinen wird. Aber das kommt erst später. Im Augenblick könnte sie ebenso gut mit Scott auf diesem heißen Parkplatz, dieser schrecklichen schwarz-gelben Tanzfläche, auf der mindestens fünfzig, wenn nicht sechzig Grad Celsius herrschen, allein sein. Ihr Verstand versucht, ihr das Bild von einem Spiegelei vorzugaukeln, das mit dem Gelben nach oben in Good Mas alter schwarzer Eisenpfanne brutzelt, aber Lisey blendet es aus.
    Scott sieht sie an.
    Er blickt zu ihr auf, und sein Gesicht ist jetzt wachsbleich bis auf die dunklen Ringe, die sich unter seinen haselnuss braunen Augen bilden, und den breiten Blutstrom, der inzwi schen aus dem rechten Mundwinkel über seine Wange fließt und im Hemdkragen versickert. »Lisey!« Diese dünne, keu chende Höhenkammerstimme. »Hat der Kerl mich wirklich angeschossen?«
    »Nein, nicht reden.« Sie legt eine Hand auf seine Brust. Sein Hemd, du lieber Gott, ist durchgeblutet, und darunter kann sie sein Herz so schnell und leicht schlagen fühlen; das ist nicht der Herzschlag eines Menschen, sondern der eines Vogels. Ein Taubenpuls, denkt sie, und im nächsten Augenblick fällt das Mädchen mit den flatternden großen Schleifen auf den Schul tern durch einen Stoß von hinten auf sie. Sie würde auf Scott landen, aber Lisey deckt ihn instinktiv mit ihrem Körper, fängt das Gewicht der Studentin (»He! Mist! SCHEISSE! «, ruft das er schrockene Mädchen aus) größtenteils mit ihrem Rücken ab; das Gewicht lastet nur kurz auf ihr, dann ist es verschwunden. Lisey sieht, wie das Mädchen blitzschnell die Hände ausstreckt, um den Sturz abzufangen – ah, die göttlichen Reflexe der Jun gen, denkt sie, als wäre sie selbst uralt statt erst einunddrei ßig –, was ihr auch gelingt, doch dann jault sie »Aua, aua, AUA! «, als der heiße Asphalt ihr die Handflächen aufschürft.
    »Lisey«, flüstert Scott, und verdammt, wie sein Atem pfeift, wenn er Luft holt, wie der Wind in einem alten Kamin.
    »Wer hat mich geschubst?«, jammert die Hingefallene mit den Schleifen auf den Schultern. Sie kauert da, vor ihrem Gesicht Haare aus dem aufgegangenen Pferdeschwanz, und flennt vor Schock, Schmerzen und Verlegenheit.
    Lisey beugt sich über Scott. Seine hohe Körpertemperatur ängstigt sie und erfüllt sie mit tieferem Mitleid, als sie je für menschenmöglich gehalten hätte. Tatsächlich zittert er in der Hitze. Unbeholfen, nur mit einem Arm, streift sie ihre Jacke ab. »Ja, du hast eine Schusswunde. Also sei still und versuch nicht …«
    »Mir ist so heiß«, sagt er und fängt noch heftiger an zu zit tern. Was kommt als Nächstes – Krämpfe? Seine haselnuss braunen Augen starren noch in ihre blauen. Blut rinnt ihm aus dem Mundwinkel. Sie kann es sogar riechen. Auch sein Hemdkragen ist jetzt rot durchweicht. Hier würde seine Tee-Kur nichts nutzen, denkt sie, ohne recht zu wissen, woran sie eigentlich denkt. Diesmal gibt es zu viel Blut. Zu verdammt viel Blut. »Mir ist so heiß, Lisey, bitte gib mir Eis.«
    »Das tue ich«, sagt sie und schiebt ihm ihre zusammen gelegte Jacke unter den Kopf. »Das tue ich, Scott.« Gott sei Dank, dass er sein Sportsakko trägt, denkt sie, und dann hat sie eine Idee. Sie packt das Mädchen, das noch immer schluch zend neben

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