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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gesicht über ihr Sandwich her und dachte für den Rest des Tages nicht mehr an Amanda, das gute Schiff Stockrosen oder Boo'ya-Mond. In dieser Nacht wachte sie jedoch von fernem Donner und dem Gefühl auf, etwas Riesenhaftes wäre dabei … nicht sie zu jagen (damit würde es sich nicht abgeben), sondern über sie nachzudenken. Bei der Vorstellung, Gegenstand der unbegreiflichen Überlegungen dieses Wesens zu sein, hätte sie am liebsten geschrien und geweint. Beides zugleich. Und sie weckte in ihr den Wunsch, sich auf TCM Filme anzusehen und dabei Zigaretten zu rauchen und starken Kaffee in sich hineinzuschütten. Oder Bier. Bier wäre vielleicht besser. Von Bier konnte man vielleicht wieder schlafen. Doch statt aufzu stehen, knipste sie die Nachttischlampe aus und lag still da. Ich werde nicht mehr einschlafen, dachte sie. Ich werde ein fach so daliegen, bis es im Osten hell wird. Dann kann ich aufstehen und mir den Kaffee machen, nach dem ich mich jetzt sehne.
    Drei Minuten nach diesem Gedanken döste sie bereits wie der. Zehn Minuten später schlief sie tief und fest. Noch später, als der Mond aufging und sie davon träumte, auf dem flie genden Teppich Marke Pillsbury’s Best über eine bestimmte exotische Bucht mit feinem weißem Sandstrand zu fliegen, war ihr Bett für einige Augenblicke leer, und das Zimmer füll te sich mit den Düften von Jasmin, Bougainvillea und nacht blühenden Cereus-Kakteen: Düfte, die auf rätselhafte Weise Sehnsucht und Schrecken zugleich weckten. Dann kehrte Lisey jedoch wieder zurück und konnte sich morgens kaum an ihren Traum, ihren Traum vom Fliegen, ihren Traum von einem Flug über den Sandstrand des Pools in Boo'ya-Mond erinnern.
    Wie sich zeigen sollte, wich Liseys Vorstellung vom Abbau der Bücherschlange nur in zwei Punkten von der Realität ab, und diese Abweichungen waren wirklich mini mal. Die erste war, dass die eine Hälfte von Mr. Partridges Zweierteam sich als junge Frau erwies: eine stämmige Person Anfang zwanzig mit einem karamellfarbenen Pferdeschwanz, der durch den hinteren Teil einer Red-Sox-Kappe gezogen war. Und zweitens hatte Lisey nicht geahnt, wie schnell die Arbeit vonstatten gehen würde. Trotz der Gluthitze in Scotts Büro (gegen die selbst die auf höchster Stufe laufen den Deckenventilatoren nicht viel ausrichten konnten) waren in weniger als einer Stunde sämtliche Bücher in einem blauen UMO -Kastenwagen verstaut. Als Lisey die beiden Bibliothe kare aus der Abteilung für Spezialsammlungen (die sich – nur halb im Scherz, wie Lisey glaubte – Partridges Lakaien nannten) fragte, ob sie Eistee wollten, sagten sie begeistert Ja und tranken jeder zwei große Gläser. Das Mädchen hieß Cory. Sie war diejenige, die Lisey erzählte, wie gut ihr Scotts Bücher gefallen hatten, vor allem Relics, das sie dreimal ge lesen zu haben behauptete. Der Junge hieß Mike, und er war derjenige, der ihr beider herzliches Beileid aussprach. Lisey dankte ihnen für ihre Freundlichkeit und meinte es durchaus ernst.
    »Es muss Sie traurig machen, alles so ausgeräumt zu sehen«, sagte Cory und deutete mit ihrem Glas in Richtung Scheune, wobei die Eiswürfel leise klirrten. Lisey achtete darauf, das Glas nicht direkt anzusehen, um darin außer den Eiswürfeln nicht noch etwas anderes zu sehen.
    »Es ist ein bisschen traurig, aber auch befreiend«, antworte te sie. »Ich habe das Ausräumen viel zu lange vor mir her geschoben. Meine Schwestern haben mir dabei geholfen. Ich bin froh, dass wir's gemacht haben. Noch etwas Tee, Cory?«
    »Nein, danke, aber könnte ich bei Ihnen auf die Toilette gehen, bevor wir zurückfahren?«
    »Natürlich. Durchs Wohnzimmer, dann erste Tür rechts.«
    Cory entschuldigte sich. Lisey schob das Glas des Mäd chens geistesabwesend – beinah geistesabwesend – hinter den braunen Plastikkrug mit Eistee. »Noch ein Glas, Mike?«
    »Nein, danke«, sagte er. »Der Teppichboden muss auch raus, nehme ich an.«
    Sie lachte verlegen. »Ja. Echt schlimm, was? Von Scotts einzigem Versuch, Holzteile zu beizen. Eine Katastrophe!« Und dachte dabei: Sorry, Schatz .
    »Sieht fast aus wie getrocknetes Blut«, sagte Mike und trank seinen Eistee aus. Die Sonne, verschleiert und heiß, lief über die Außenseite des Glases, aus dem Lisey für einen Moment ein Auge anzustarren schien. Als er es abstellte, musste sie den Drang unterdrücken, sich das Glas zu schnappen und wie das andere hinter dem Plastikkrug zu verstecken.
    »Das sagt jeder«, bestätigte

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