Loved by an Angel
wir auf unsere Zimmer gehen. Deshalb ...«, er hob ihre Hand an seinen Mund, »ist das nun mein Gutenachtkuss«, sagte er und streifte mit dem Mund sanft über ihre Fingerspitzen.
Als Tristan aufwachte, erhellte nur sein schwaches Schimmern die Umkleide. Es leuchtete ihm aus jedem Spiegel entgegen. Doch die Dunkelheit, die er in dem verlassenen Raum um sich herum spürte, war mehr als nur die Abwesenheit von Licht. Die Dunkelheit fühlte sich greifbar an, hatte eine weiche und unheilvolle Konsistenz, und sie machte Tristan wütend und jagte ihm gleichzeitig Angst ein.
»Gregory«, sagte er hörbar, und die Szenen, deren Zeuge er vor ein paar Stunden geworden war, fielen ihm wieder ein.
Einen Moment lang glaubte er, in dem Raum brenne Licht. Hatte Gregory sich wirklich in Ivy verliebt? Lind erzählte er die Wahrheit über Eric und den Dealer? Tristan musste es wissen, er musste es in Gregorys Kopf hineinschaffen. »Du bist der Nächste, Gregory«, sagte er. »Du bist der Nächste.«
»Kannst du mal aufhören, mit dir selbst zu quatschen? Wie soll ein Mädchen da zu seinem Schönheitsschlaf kommen?«
Tristan ging in den vorderen Teil des Ladens, der von zwei schwachen Nachtlichtern und einem Ausgangsschild beleuchtet wurde. Lacey lag ausgestreckt zu King Kongs Füßen.
»Ich hab in deiner Eigentumswohnung im Riverstone Rise auf dich gewartet«, erklärte sie, dann hielt sie eine verwelkte Blume hoch. »Die hab ich dir mitgebracht. Es gab noch mehr, die waren aber genauso tot und lagen als T auf deinem Grab. Du scheinst eine Weile nicht mehr dort gewesen zu sein.«
»War ich auch nicht.«
»Jedenfalls hab ich noch mal nach Eric gesehen«, fuhr sie fort. »Nur für den Fall, dass du dich in dem Gruselkabinett - auch sein Hirn genannt - verlaufen hast. Dann hab ich mich um Ivy gekümmert, die heute keine angenehme Nacht hat - gibt es sonst noch was Neues?«
»Geht es ihr gut?«, erkundigte sich Tristan. Eigentlich hatte er mit ihr nach Hause gehen und sich dort ausruhen wollen. So hätte er sicherstellen können, dass Ella in der Nähe war. Er hätte Philip rufen können, wenn sie ihn gebraucht hätte. Aber er wusste auch: Wäre er mit ihr gegangen, hätte er sie die ganze Nacht betrachtet. »Ist sie okay?«
»Na ja, sie ist Ivy!«, erwiderte Lacey und schüttelte ihre Haare. »Also, was hab ich von der Soap verpasst? Gregory ist genauso unruhig wie sie. Was treibt ihn denn um?«
Tristan erzählte Lacey, was früher am Abend vorgefallenn war und was er in Erics Kopf erlebt hatte - von der Erinnerung an die Szene in Carolines Haus und von dem überwältigenden Gefühl von Enttäuschung und Angst.
Lacey hörte ihm eine Weile zu, dann fing sie an, im Laden auf und ab zu gehen. Sie ließ ihre Finger Gestalt an nehmen, setzte eine Maske auf und drehte sich einen Augenblick zu Tristan um, dann probierte sie die nächste auf.
»Vielleicht ist Eric nicht zum ersten Mal in Schwierigkeiten«, meinte sie. »Was ist, wenn Eric Caroline wegen Geld für Drogen erpresst hat - so wie er jetzt Gregory erpresst? Und was, wenn Caroline ihm in jener Nacht, als er Geld brauchte, nichts gegeben hat?«
»Nein, so simpel ist das nicht«, erwiderte Tristan, ein wenig zu schnell. »So einfach kann es nicht sein.«
Sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.»Weißt du das, oder willst du das glauben?«, fragte sie.
»Wie meinst du das?«
»Ich hab den Eindruck, dass es dir gefallt, in Gregory den Schuldigen zu sehen«, sagte sie und versuchte, Tristan in die Falle zu locken. »Vielleicht besteht seine Schuld ja bloß darin, dass er Spielchen mit Mädchen spielt und sich in deine Freundin verknallt hat - und deine Freundin sich in ihn«, fügte sie listig hinzu.
»Das ist doch nicht dein Ernst!«, empörte sich Tristan.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich behaupte ja nicht, dass Gregory sich nicht manchmal wie ein Arsch benimmt, aber manchmal, zumindest einmal, ist er gutmütig genug gewesen, den Kopf seines verwirrten Freundes aus der Schlinge zu ziehen.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und lächelte. »Ich glaube, er ist reich, sieht gut aus und ist unschuldig.«
»Wenn er unschuldig ist, dann werden seine Erinnerungen das beweisen«, erklärte Tristan.
Lacey schüttelte den Kopf und wurde plötzlich ernst. »Dieses Mal schießt er dich vielleicht auf den Mond.«
»Das Risiko nehm ich auf mich und ich werde Erfolg haben, Lacey. Immerhin hatte ich eine erstklassige Lehrerin.«
Sie warf ihm einen Blick
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