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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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spitzenmäßig und wurde ständig auf irgendwelchen College-Radiosendern gespielt. Das hatte zur Folge, dass die Major-Label sich auf Shooting Star stürzten und Interesse daran zeigten, eine Band unter Vertrag zu nehmen, die praktisch nicht existierte. »Und deine arme Gitarre stirbt fast, weil du sie so sehr vernachlässigst«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. Seit unserem abgeblasenen Auftritt als Vorband von »Bikini« hatte ich sie tatsächlich nicht mehr aus dem Koffer genommen.
    Also fand ich mich mit der Fernbeziehungssache ab. Zum Teil, weil es keinen Sinn machte, mit Mia zu streiten. Und zum Teil auch deshalb, weil ich tatsächlich bei Shooting Star nicht unbedingt aussteigen wollte. Aber irgendwie war ich auch der Meinung, die Entfernung würde mir nichts ausmachen. Na ja, früher hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, dass die Entfernung unserer Beziehung würde schaden können. Aber jetzt ? Was konnten uns schon schlappe viertausend Kilometer anhaben? Außerdem hatte Kim einen Studienplatz an der NYU angenommen, nur ein paar Kilometer von der Juilliard entfernt. Sie würde also ein Auge auf Mia haben.
    Nur dass Kim es sich dann in letzter Sekunde anders überlegte und sich für das Brandeis in Boston entschied. Ich war stinksauer deswegen. Nach dem Unfall unterhielten wir uns des Öfteren darüber, ob Mia Fortschritte machte, und informierten ihre Großeltern jedes Mal entsprechend. Wir sprachen selbstverständlich heimlich über sie, denn wir wussten, dass Mia uns umbringen würde, wenn sie rausbekam, dass wir uns gegen sie verbündet hatten. Aber Kim und ich, wir waren so was wie Kapitän und Co-Kapitän im Team Mia. Wenn ich schon nicht mit Mia nach New York gehen konnte, dann hielt ich es wenigstens für Kims Pflicht, in ihrer Nähe zu bleiben.
    Eine Weile schmollte ich deswegen, bis zu jenem heißen Juliabend ungefähr einen Monat bevor Kim und Mia schließlich gehen sollten. Kim war zum Haus von Mias Großeltern gekommen, um mit uns gemeinsam DVD s zu gucken. Mia war früh ins Bett gegangen, deshalb sahen wir beide uns einen pseudointellektuellen ausländischen Film gemeinsam zu Ende an. Kim versuchte ständig, mit mir über Mia zu reden, darüber, wie gut es ihr doch ging, und sie laberte wie ein Papagei den ganzen Film über. Schließlich meinte ich, sie solle endlich den Mund halten. Ihre Stirn zog sich in Falten, und sie fing an, ihre Sachen zu packen. »Ich weiß, weswegen du so patzig bist, und es hat nichts mit diesem furchtbar langweiligen Film zu tun. Warum also brüllst du mich nicht endlich an und bringst es hinter dich?«, fragte sie. Dann war sie in Tränen ausgebrochen. Ich hatte Kim noch nie weinen sehen, zumindest nicht so richtig, nicht mal bei der Beerdigung. Deshalb fühlte ich mich total mies, entschuldigte mich bei ihr und umarmte sie unbeholfen.
    Nachdem sie sich beruhigt hatte, trocknete sie sich die Augen und erklärte, wie Mia sie dazu gebracht hätte, sich fürs Brandeis zu entscheiden. »Sieh mal, ich wollte ja sowieso von Anfang an da hin. Nachdem ich jetzt so lange im nichtjüdischen Oregon gelebt habe, möchte ich gern an eine jüdische Schule. NYU wäre schon okay gewesen, und in New York gibt es ja auch viele Juden. Aber sie hat darauf bestanden. Sie meinte, sie habe keine Lust mehr auf einen Babysitter. Genau das waren ihre Worte. Sie meinte, dass, wenn ich nach New York ginge, sie genau wüsste, dass das nur geschehen würde, weil wir beide den Plan ausgeheckt haben, auf sie aufzupassen. Sie meinte, sie würde dann nie wieder was mit mir zu tun haben wollen. Ich hab ihr gesagt, dass ich das nicht glaube, doch da war etwas in ihrem Blick, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie meinte es absolut ernst. Deshalb hab ich auf sie gehört. Weißt du überhaupt, was ich alles anstellen musste, um zu dem Zeitpunkt noch sämtliche Pläne über den Haufen zu werfen? Außerdem ist mir die Anzahlung für die Studiengebühren an der NYU durch die Lappen gegangen. Aber egal, Mia war endlich zufrieden, und dazu hatte sie ja echt nicht mehr allzu viel Grund in letzter Zeit.« Kim lächelte reumütig. »Ich hab also keine Ahnung, warum ich mich jetzt so beschissen fühle. Schuldgefühle, schätze ich. Der Preis, den man als gläubiger Mensch zahlt.« Und dann hatte sie wieder zu heulen angefangen.
    Das war ein ziemlich deutliches Signal gewesen. Ich muss taub gewesen sein.
    Letzten Endes aber ging dann alles relativ lautlos über die Bühne.
    Mia ging nach New York. Ich

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