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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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anschlug, also gehorchte Jasmin, während sie fieberhaft überlegte, wie viel Zeit ihr blieb. Was mochten Luc und Melton vereinbart haben? Es musste eine Zeit am frühen Nachmittag sein. Das wären zwei, höchstens drei Stunden. Ihr Blick irrte zum Fenster, von dem aus sie den Pfad zu dem Badehaus sehen konnte. Dass Warzais Männer Alima nicht zutrauten, sich mit dem Kind durchs Gebirge zu schlagen, war ihre Chance. Mit einem Stück Brot in der Hand deutete sie auf das Fenster. »Du musst mit Bassam dorthin verschwinden. Versteckt euch im Gebirge.«
    Statt auf ihren Vorschlag einzugehen, winkte Alima lässig ab. »Nun mal ganz langsam. Zuerst möchte ich ganz genau wissen, was in den letzten Tagen passiert ist, und zwar aus deiner Sicht.«
    »Aber … « Seufzend gab Jasmin nach und erzählte ihr von dem vereitelten Entführungsversuch durch Meltons Männer vor dem Krankenhaus und ihrem Wiedersehen mit Luc. Alimas Augen funkelten vor Vergnügen. »Und du hast Scott wirklich umgehauen? Wie hat er darauf reagiert, von einer kleineren Frau geschlagen zu werden?«
    Jasmin verschluckte sich an ihrem Wasser. »Woher weißt du, wie groß Scott ist?«
    Sie bekam ein freches Grinsen als Antwort. »Na, einfach geraten.«
    Jasmin glaubte ihr kein Wort. Sie wusste, wie viel Angst Alima sonst um Hamid hatte und wie sorgfältig sie ihre Sorgen verbarg. Auch wenn sie sich keinen vernünftigen Grund dafür vorstellen konnte, war Alimas Sorglosigkeit ansteckend. Bereitwillig schilderte Jasmin ihr das Treffen zwischen Hamid und Luc. Erst als sie zur geplanten Befreiungsaktion für Kalil kam, stockte sie. »Ich hoffe, sie hatten Erfolg. Das Ergebnis habe ich leider nicht mehr mitbekommen. Und jetzt wird es kompliziert.« So knapp wie möglich, berichtete sie von der Verhaftung Hamids und wartete angespannt auf eine Reaktion, die aber nicht kam.
    Stattdessen nahm Alima mit einem geringschätzigen Schnauben ihren Sohn auf den Arm. »So ein Unsinn.«
    Jasmins Geduld war beendet. »Entweder weißt du mehr als ich oder du bist verrückt geworden. Was ist hier los? Du bist dran mit Erzählen, und komm mir nicht mit irgendwelchen Ausflüchten.«
    Der Anflug eines schlechten Gewissens zeigte sich bei Alima. »Entschuldige, Jasmin. Du hast natürlich recht und allen Grund, dir Sorgen um Luc zu machen. Aber ich bin ganz sicher, dass sich heute noch vieles klärt, und zwar zum Guten hin. Gestern Nachmittag sind Warzais Männer ins Dorf gestürmt und wurden von Khaled begrüßt.«
    »Von Khaled?«, unterbrach Jasmin sie ungläubig. Sie kannte seinen Hass auf die Amerikaner seit dem Tod seines Bruders durch eine Drohne und Luc hatte die Folgen am eigenen Leib nach seiner Hilfe für Mouna zu spüren bekommen. Aber sie konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass Khaled bereit war, Hamid zu verraten oder Alima und Bassam etwas anzutun.
    »Ja, Khaled«, bekräftigte Alima, ehe sie fortfuhr: »Wir waren so erstaunt und überrascht, dass es ihnen problemlos gelungen ist, die Männer zusammenzutreiben und zu entwaffnen. Warzai hat eine Art Antrittsrede gehalten und angekündigt, dass Hamid von den ISAF -Truppen festgenommen wurde, dass Kalil tot ist und dass er jetzt das Kommando übernehmen wird. Wir waren wie gelähmt, obwohl wir es nicht glauben konnten.«
    Jasmin hob eine Hand. »Was? Das hat er nachmittags schon gewusst oder behauptet? Ich denke, das ist erst abends passiert.«
    »Da siehst du, dass das alles ein falsches Spiel ist. Khaled schien von der Entwicklung selbst überrumpelt worden zu sein und befahl uns, zunächst abzuwarten. Die nächsten Stunden waren fürchterlich, aber dann … « Sie stockte und raffte ihren Rock zusammen. »Moment bitte.«
    Jasmins Mund klappte auf, als ihre Freundin nach einem vorsichtigen Blick zur Tür ein Sat-Handy hervorzerrte. Sie hatte das Telefon mit einem bunten Tuch an ihren Oberschenkel gebunden und hielt das vibrierende Gerät jetzt in der Hand. Nach einem raschen Blick aufs Display verbarg sie es wieder in dem Versteck.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Dass sich dann irgendwas geändert hat. Aber das ist nicht wichtig. Gib mir das Telefon, ich muss unbedingt mit Luc reden. Woher hast du es eigentlich?«
    »Jetzt warte doch. Das Telefon hatte ich schon immer. Wie soll ich denn sonst Hamid erreichen, wenn er unterwegs ist? Warzais Leute haben Hamids Waffen gesucht und gefunden, aber das Telefon, das immer bei den Gewürzen liegt, übersehen. Manchmal ist es praktisch, dass sie uns Frauen nur als dumme

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