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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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einer gezackten Narbe auf der Wange sie zum Anhalten auf. Er verzog keine Miene, als sie ihm wortlos Hamids Passierschein gab.
    »Motor aus und aussteigen.«
    Das klang nicht gut. Unauffällig tastete sie nach ihrer Pistole. Die Männer waren nur zu zweit, damit rechnete sie sich gute Chancen aus.
    Der zweite Mann, deutlich jünger, gab seinen Platz im Schatten des verrosteten Toyotas auf und kam zu ihnen. »Schiebe bitte dein Kopftuch so weit zurück, dass ich deine Haarfarbe erkennen kann.«
    Im Gegensatz zu dem barschen Befehl konnte sie die freundliche Bitte kaum abschlagen. Sie löste das Tuch so weit, dass er ihre schulterlangen, blonden Haare erkennen konnte.
    Mit einem Nicken und einem Lächeln bedankte er sich und trat zurück. Mit deutlicher Missbilligung wandte er sich an seinen Begleiter: »Es wäre unklug, sich mit Hamid anzulegen. Es ist unwichtig, welcher Nationalität oder Religion sie angehört, solange sie uns und vor allem den Kindern hilft. Mein Cousin lebt in dem Dorf und er hat mir von ihren Taten berichtet. Lass sie in Ruhe, sonst bin ich der Erste, mit dem du Ärger bekommst.«
    Jasmin wartete das zustimmende Knurren ab und gab Gas. Das unterschiedliche Verhalten der Männer war typisch für dieses Land und sie bezweifelte ernsthaft, dass es jemals zu einer Einigung zwischen den Extremisten und den gemäßigteren Vertretern kam.
    Noch fünf Kilometer.
    Die Anzeige ihres Tachos sprang um und sie hatte es geschafft. In einer Staubwolke brachte sie den Range Rover zum Stehen. Das Gewehr im Anschlag überprüfte sie sorgfältig die Umgebung. Erst als sie sich überzeugt hatte, dass sie alleine war, brach sie in die Knie und das Gewehr fiel ihr aus der Hand. Sie hatte weitergemacht, als ihre Eltern gestorben waren. Sie hatte einen Weg gefunden, damit zu leben, dass vor ihren Augen Frauen und Kinder durch ihre Schuld getötet wurden. Sie hatte nur Hass empfunden, als sie den Mann umgebracht hatte, der ihr Leben zerstört hatte. Sie würde es auch jetzt schaffen. Tränen strömten über ihr Gesicht und sie bebte am ganzen Körper. Dieses Mal war Luc nicht da, um sie zu halten. Verzweifelt schrie sie seinen Namen in die Wüste hinaus und wusste nicht einmal, ob er noch am Leben war.
    Wut stieg in ihr auf. Er hätte in ihr niemals die Hoffnung auf ein anderes Leben wecken dürfen. Es war unfair. Sie schlug auf den steinigen Boden, bis ihre Handflächen bluteten. Aber der Schmerz war nichts im Vergleich zu dem in ihrem Inneren.
    Jedes Zeitgefühl war ihr abhandengekommen, als sie sich schwerfällig aufrichtete und ihr Gewehr aufhob. Vor ihr lag ihr altes Leben, hinter ihr eine Erinnerung, die im Laufe der Zeit verblassen würde. Ihr nächster Besuch in Hamids Dorf würde hart werden, aber sie würde weitermachen, so wie sie es bisher immer getan hatte.
    »Im nächsten Leben«, flüsterte sie und nahm endgültig Abschied von Luc.
    Hämmernde Kopfschmerzen drangen unaufhaltsam in Lucs Bewusstsein. Stöhnend krümmte er sich zusammen und versuchte, ihnen zu entkommen. Vergeblich, sie wurden stärker, gleichzeitig begriff er, dass er sich kaum bewegen konnte. Die Lider fest zusammengepresst machte er sich an eine Bestandsaufnahme. Hände und Füße gefesselt, aber Jasmins Duft hüllte ihn beruhigend ein. Irritiert öffnete er die Augen und stöhnte frustriert auf. Jasmin war auf dem Weg wohin auch immer, er lag auf der Matratze, die sie noch vor wenigen Stunden geteilt hatten. Ihr Duft fand sich noch überall: auf dem Kissen, der Decke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Er hatte sich tief in sein Gedächtnis eingeprägt, wie alles an ihr.
    Laute, streitende Stimmen vor der Tür ließen ihn aufhorchen. Den Inhalt verstand er nicht, aber die Aggressivität, mit der die Auseinandersetzung geführt wurde, überraschte ihn. Wenn er sich nicht täuschte, war Kalil einer der Streitenden.
    Dann eine andere Stimme, die er sofort erkannte. Hamid. Luc betrachtete durch das Fenster den wolkenlosen Himmel. Fehler, die Kopfschmerzen wurden übermächtig und er hatte immer noch keinen Anhaltspunkt, wie lange er bewusstlos gewesen war oder was draußen geschah.
    Da sie so rücksichtsvoll gewesen waren, ihm die Hände vorm Körper zusammenzuschnüren, konnte er den Unterarm gegen die pochende Stirn pressen und sich etwas Linderung verschaffen. Er hatte davon gehört, dass das Abschnüren der Blutzufuhr zum Gehirn mit Glück nur zu mörderischen Kopfschmerzen, im schlimmsten Fall zu massiven Schäden führte, hätte aber

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