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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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man nicht einfach vom Tisch fegen kann.«
    Das Bild, das Joss skizzierte, war ein Alptraum. Die Vorstellung, dass innerhalb der CIA ein Mann wie Melton nach Belieben handeln konnte und sogar offensichtliche Straftaten vertuscht wurden, war schockierend. Mit einem Ruck fuhr Joss herum und sah Luc fest an. »Ich möchte, dass ihr da runter fliegt, Warzai ausschaltet und Jasmin in Sicherheit bringt. Das ist ein Höllentrip, hart an der Grenze zum Selbstmord, weil ihr zwischen alle Fronten geraten werdet. Aber damit dürfte ich doch eure Interessen getroffen haben, oder?«
    »Hast du, und zwar hundertprozentig. Wie sieht es in der Praxis aus? Ein offizieller Einsatz scheidet doch wohl aus.«
    »Richtig, wir wollen Melton nicht zu früh warnen. Es wird ein verdeckter Einsatz, von dem nur mein Boss und euer Admiral erfahren. Eine Gulfstream wartet auf dem Halsey Airfield auf euch, morgen Abend seid ihr und eure Ausrüstung schon in Kunduz. Mein Vorschlag wäre, dass zwei von euch offiziell die Deutschen unterstützen und dort Augen und Ohren offen halten. Den Rest würde ich in der Stadt unterbringen und dort loslegen lassen, aber wenn ihr bessere Vorschläge habt, her damit.«
    Luc signalisierte seine Zustimmung zu dem Vorgehen, da sie damit an zwei entscheidenden Orten präsent waren. Er gab Joss ein Zeichen fortzufahren.
    »Sehr schön, dann ist das Ziel klar. Die Vorbereitungszeit ist knapp, aber das schafft ihr schon. Wenn ihr militärische Hilfe braucht, unterstützt euch Andi. Empfangen wird euch Azad Rawiz, ein Cousin von mir, der die Stadt wie seine Westentasche kennt und mit nahezu jedem in Kontakt treten kann. Seine Diskretion ist manchmal ein Hindernis und er vertritt letztlich nur seine eigenen Interessen, aber er ist eng mit Kalil befreundet.«
    Trotz der drohenden Gefahr konnte Luc es kaum erwarten, dass ihr Flieger in Kunduz landete. »Eine Einschränkung gibt es allerdings. Das Ganze läuft für mein Team auf freiwilliger Basis, ich werde keinen dazu zwingen, sich auf dieses Unternehmen einzulassen. Aber es gibt die volle offizielle Absicherung für meine Jungs, wenn sie mitmachen und es passiert ihnen was.«
    »Das ist selbstverständlich«, stimmte Joss zu.
    Scott stand auf und sammelte die leeren Bierdosen ein. »Als ob einer unserer Jungs sich das entgehen lassen würde. Ich kann es nicht erwarten, die Frau kennenzulernen, die einen solchen Aufruhr veranstaltet.«

24
    Knapp zwei Tage saß Jasmin jetzt in ihrer Wohnung fest, doch ihr kam es wie zwei Monate vor. Sie blies die Backen auf und stieß verärgert über ihre eigene Ungeduld die Luft wieder aus. Mit mehr Kraft als notwendig bürstete sie sich die Haare aus dem Gesicht und fasste sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ihr Vorhaben war im besten Fall leichtsinnig, im schlimmsten Fall selbstmörderisch, aber ihre Entscheidung stand fest. In der Enge ihrer vier Wände wurde sie wahnsinnig, und die Vorstellung, dass es wesentlich unangenehmere Aufenthaltsorte oder Bedingungen gab, half ihr auch nicht weiter. Der Gedanke an Lucs Zeit bei Warzai ließ ihr schlechtes Gewissen über ihre eigene Ungeduld in unendliche Höhen steigen, aber sie war eben anders. Ihr fehlte die Fähigkeit, Dinge als gegeben hinzunehmen, solange es noch Möglichkeiten gab, sie zu ändern. Und genau das würde sie jetzt tun.
    Weder von Kalil noch von Luc waren weitere Nachrichten eingetroffen, und soweit sie feststellen konnte, wurde sie nicht länger beschattet. Außerdem hätten ihre ehemaligen Kollegen garantiert schon ihre Wohnung gestürmt, wenn sie wussten, dass sie sich hier aufhielt. Oder auch nicht. Wer wusste schon, was im Kopf dieses selbsternannten Meisterstrategen und Weltenretters vor sich ging. Es änderte jedenfalls nichts an ihrem Entschluss. Sie hatte ihrer Patientin versprochen, die Nachversorgung der Operation persönlich zu übernehmen, und würde dies auch tun. Auch wenn es ihr unbegreiflich war, dass eine Frau in der heutigen Zeit die Behandlung durch einen männlichen Arzt verweigerte, wenn sogar ihr eigener Ehemann sie dazu drängte. Mit dieser Einstellung konnten sogar harmlose Erkrankungen, die unbehandelt blieben, zum Tod führen.
    Jasmins Eltern hatten ihr beigebracht, andere Überzeugungen zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen, und genau das unterschied sie von anderen westlichen Helfern, die zu sehr darauf bedacht waren, Änderungen herbeizuführen. Einerseits war dies richtig, andererseits musste man die Fälle akzeptieren, die man nicht

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