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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Fahrzeuge, schoss quer über die Fahrbahn und scheuchte den Motor . . . Es war beängstigend.
    Ich öffnete das Fenster, um ein bisschen Luft reinzulassen.
    »Willste Musik, Bren?«, rief Robbie und warf seinen Kopfherum. »Hä? Worauf stehste? Bisschen Dumdum? Magste ’n bisschen Dumduduuum?«
    Brendell sah ihn nur an. Er war groß, ein Mann Ende zwanzig, Anfang dreißig, mit ausgeblichenem grauen T-Shirt und schmuddeligen Jeans, einem grob geschnittenen Gesicht und großen, verwitterten Händen, die er flach auf den Knien hielt. Das Einzige, was ich über ihn wusste, war, dass er auf einem Hausboot im Westen der Insel lebte und jemand war, mit dem man besser keinen Streit anfing. Er roch nach Duftspray und Schweiß.
    Robbie drehte sich wieder zu ihm um und grinste ihn an. »Sag schon, was willste? Willste was zum Rauchen? Hey, hey? Willste Dumdum? Angel schmeißt   –«
    »Fahr du einfach den Wagen«, sagte Brendell ruhig.
    »Okey dokey, Bren«, antwortete Robbie selig. »Okey dokey, verflucht noch mal.«
    Die Außenbezirke der Stadt flogen vorbei, und eh ich mich’s versah, jagten wir über die Landstraßen zurück zur Insel. Obwohl ich mich immer noch ein bisschen schwindelig fühlte, reinigte die Luft, die durch das offene Fenster hereinströmte, mein Gehirn. So langsam ging es mir wieder besser.
    Bill dagegen – na ja, Bill litt eben. Gegen das Fenster gesackt, den Kopf in den Händen, mit hochgerutschtem Rock und verschmierter Wimperntusche um die Augen sah sie völlig unmöglich aus. Ich hatte wenig Mitleid mit ihr. Eigentlich gar keins. Ich konnte sie in diesem Moment nicht ausstehen.
    Aber trotzdem . . . sie war meine beste Freundin. Ich durfte sie doch nicht einfach sich selbst überlassen.
    Also beugte ich mich über Brendell und nahm ihre Hand. »Bill? Bill, ist alles in Ordnung?«
    »Nn näh«, sagte sie und schlug nach meiner Hand. »Verpiss ’ich, du . . .«
    »Hey Bill, ich bin’s, Cait.«
    »Lass mi’n Ruhe, Mann . . .«
    Brendell wandte den Kopf und sah mich an, sein Gesicht absolut ohne jeden Ausdruck. Er sagte nichts, bewegte keinen Muskel, sondern starrte mich nur an, als wäre ich irgendetwas in einem Käfig, dann schaute er langsam wieder weg. Ich zerrte Bills Rock so weit runter, wie es ging, was nicht weit war, dann zog ich mich zurück auf meine Seite des Wagens.
    Angel hing wieder mit hochgerecktem Hintern über dem Sitz und beobachtete mich mit einem spöttischen Leuchten in den Augen. Weil Brendell so tat, als existierte er gar nicht, Bill halb bewusstlos war und Robbie sich in seinem Raserrausch verloren hatte, waren Angel und ich so gut wie allein. Wir wussten es beide. Sie steckte sich einen Kaugummistreifen in den Mund und zwinkerte mir zu.
    »Willkommen in der Welt, Schätzchen«, sagte sie. Als ich nicht antwortete, starrte sie mich lange mit kalten Augen an und kaute dabei demonstrativ auf ihrem Kaugummi herum, dann ließ sie eine Blase platzen und sagte höhnisch: »Du meinst, du bist was Besonderes, stimmt’s? Etwas ganz
Besonderes
. Sauber und rein, Caity McCann . . . das Strandhäschen . . . kleine Caity McCann . . . nennt er dich nicht so?«
    »Wer?«
    »
Wer?
«, sagte sie, »Scheiße – wie viele
hast
du denn?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Natürlich nicht – du weißt überhaupt nichts, stimmt’s? Du läufst ja nur einfach mit deinem Hund über den Strand und guckst in die Luft . . .« Sie beugte sich zu mir und ihre Stimme bekam einen bösen Unterton. »Hör mir gut zu, Mädchen«, zischte sie, »lass die Finger von meinem Freund.«
    »
Was?
«
    »Rühr nichts an, womit du nicht fertig wirst, kapiert?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie war verrückt. Von wem redete sie? Von Malcolm? Dem talkigen Malc? Simon? Meinte sie Simon . . .? Nein, sie würde Simon gar nicht beachten. Plötzlich dämmerte es mir –
kleine Caity McCann
. So hatte mich Jamie Tait am Strand genannt.
Na, wenn das nicht die kleine Caity McCann ist
. . . Meinte sie ihn? Jamie Tait? Aber das war doch lächerlich. Angel hatte nichts mit ihm zu tun.
Sie
war doch nicht seine Freundin. Sara Toms war das – seine Verlobte sogar. Andererseits ist Jamie sicher nicht gerade der treueste Partner der Welt, überlegte ich. Trotzdem   – Angel Dean? Mit Jamie? Bestimmt nicht . . . Und überhaupt, selbst wenn sie tatsächlich Jamie
meint
, woher weiß sie, was passiert ist? Er muss es ihr erzählt haben, er muss ihr was vorgelogen haben . . .
    Ein schreckliches Stöhnen unterbrach meine

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