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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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Buchladen, dass du nach einer Erstausgabe von The Whispering Game suchst, und warte im Park.«
    »Welchem Buchladen?«
    »Librairie Riviere«, sagte sie auf Französisch. »Paris. Neben der Kirche.«
    »Ist er noch da? Der alte Buchladen, derselbe Besitzer?«
    »Der Besitzer war einer von ihnen«, antwortete sie, jetzt wieder auf Englisch, mit einer solchen Leichtigkeit, dass Sam sich fragte, ob sie überhaupt gemerkt hatte, dass sie die Sprache gewechselt hatte. »Er wird nie sterben. Nie, nie und nimmermehr.« Sie flüsterte die Adresse.
    Er merkte, dass sie den Tränen nahe war. Also stand er auf, legte einen Arm um ihre Schultern und ließ ihren Kopf an seine Seite sinken.
    »Warum willst du einfach nicht sterben?«, flüsterte sie.
    »Ich kann nicht. Noch nicht.«
    »Ich hasse dich, Luc. Ich hasse dich.«
    »Und auch ich liebe dich immer noch.«
    Sie schniefte. »Oh, Luc. Warum konntest du nicht jemand anders sein?«
    »Dann wäre ich nicht ich.«
    »Sag es mir, Luc. Wenn wir sterben, kommen wir alle in den Himmel. Nicht in die Hölle. In den Himmel. Versprich es mir, Luc.«
    Er starrte auf sie herab, von Schuld gepeinigt, fühlte, wie die schreckliche Wahrheit gegen seine Zunge drückte und verlangte, ausgesprochen zu werden. Nein, wollte er sagen, dies hier ist deine große Chance. Dies ist dein Leben, und Himmel und Hölle gibt es nicht — jedenfalls nicht so, wie du es dir vorstellst. Der wirkliche Himmel jenseits des Tores ist ein Ort, wohin weder du noch ich gehen können.
    »Alle kommen in den Himmel«, sagte er leise, beschämt, wie leicht die Lüge über seine Lippen glitt. »Auch du.«

7
    Mondgespinst
     
    Die Schwierigkeit war, nach Paris zu gelangen. Zum Glück wusste er, wie lasch die Passkontrolle in Dover in einer frostigen Nacht sein würde, wenn der Regen von allen Seiten zugleich kam und die weißen Klippen den Wind direkt gegen den Fährhafen trieben, der unter ihnen lag.
    Andernfalls wäre er wieder versucht gewesen, die Weltenpfade zu benutzen. Aber nein. Es würde vermutlich nicht länger dauern, wenn er die Fähre nahm und von dort den Zug nach Paris. Es hatte Zeiten gegeben, als er stundenlang durch Paris geirrt war, so niedrig war die Verteilung von Toren in der Stadt. Anders als in London waren viele der Tore dort überbaut worden. Manchmal wünschte er sich, Paris wäre schmutziger, dunkler, als es war. So könnte er ein Tor benutzen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er inmitten eines gepflegten Parks oder Kinderspielplatzes auskommen würde.
    Der Bus von der Dover Priory Station bog zum Eingang des Fährhafens ein, und Sam begann im Geist seinen deutschen Akzent zu üben. Wenn er unter dem Namen Sebastian Teufel reiste, dann sollte er besser auch so klingen. Das Ergebnis ließ ihn dem Schurken in einem James-Bond-Film ähneln, doch es war das Beste, was er zustande brachte. Falls jemand ihn auffordern sollte, Deutsch zu reden, wäre er in Schwierigkeiten. Hoffentlich wollte auch niemand sehen, was er in seinem Rucksack trug. »Golfschläger«, sagte er versuchsweise mit seinem deutschen Akzent und rollte dabei die Silben im Mund.
    »Aha. Eine gute Reise.«
    »Danke«, sagte er zu der Frau an der Passkontrolle, ganz der höfliche deutsche Tourist. Sie hatte kaum hochgeblickt, um sein Passfoto zu überprüfen. Seine eigenen Sinne waren voll gespannt, lauschten, fühlten nach irgendeinem Zeichen von Thor oder seinen Gehilfen. Ich bin der Einzige mit wirklich guten Verbindungen hier, dachte er inbrünstig. Die anderen sind so auf den Himmel fixiert gewesen, dass die Netzwerke, die sie hier unten haben, mehr als dürftig sind.
    Trotzdem, mit den Walküren ist nicht zu spaßen.
    Die Pride of Calais war ungewöhnlich voll für eine Abendfahrt. Bei rauer See und solch einem Regen vermieden es die Passagiere, an Deck zu gehen, und drückten sich lieber unter Deck zwischen Spielautomaten und Kiosken herum. Es war unmöglich, irrational, aber als die Fähre sich vom Kai löste und die Lichter von Dover in der Dunkelheit verschwammen, sagte sich Sam, dass er es vielleicht doch gerade noch geschafft hatte. Thor war in England. Die Polizei war in England. Er würde das Mondgespinst-Netzwerk finden, unerkannt. Sie würden wissen, wo Andrew war, und Andrew würde alles erklären. Alles erschien mit einem Mal ganz einfach.
    Doch es war zu schön, um wahr zu sein.
    Als er in einer der vielen Bars saß und an einem Bier nippte, spürte Sam etwas und wusste, dass es die Antwort auf seine

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