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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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Sondierungen war. Er erstarrte, sah sich in plötzlicher Panik um. Ein schlafender Lastwagenfahrer; eine müde Frau, die versuchte, die Times zu lesen; ein paar Geschäftsleute, die sich unterhielten. Zahlreiche Leute in Freizeitkleidung, die alle nicht schlafen konnten, da das Schiff sich hob und senkte. Draußen an Deck war es dunkel.
    »Und wohin wollen Sie?«
    »Wie bitte?«, fragte er, wobei er sich gerade noch rechtzeitig an seinen deutschen Akzent erinnerte.
    Der Barkellner, praktisch der Einzige auf dem Schiff, dem dessen konstante Bewegung nichts ausmachte, polierte ein Glas. »Oh, Sie sind Deutscher... Warum fahren Sie nach Calais?«
    »Ich fahre zu meiner Familie. Ich bin fertig mit meiner Arbeit, und jetzt machen wir Urlaub.« Sein nervöses Lächeln wurde verstärkt durch den Alarm, der nun seinen sechsten Sinn schrillen ließ. Gefahr. Gefahr ist nahe. »Ich liebe Golf, wissen Sie.«
    »Ach ja? Sind das Ihre Schläger?«, fragte er mit Blick auf das Bündel, das Sam auf den Knien liegen hatte.
    »Ja.«
    »Oh ... Haben Sie Kinder?«
    »Zwei Mädchen, kleine Lauser«, sagte er mit dem verlegenen Lachen eines stolzen Vaters, der versucht, nicht anzugeben.
    »Ach. Ich habe selbst ein Mädchen. Hat nächste Woche Geburtstag. Liebt die Teletubbies, leider Gottes.«
    Sam gab ein weiteres unsicheres Lachen von sich; er wusste nicht, ob die Deutschen Teletubbies hatten oder ob sie davon verschont geblieben waren. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit draußen auf dem Deck. Sein Kopf fuhr herum wie der einer Schlange, doch es war niemand dort.
    »Sauwetter, nicht wahr?«, meinte der Barkellner.
    »Oh, ja. Entschuldigen Sie, aber ich muss raus und frische Luft schnappen. Es ist etwas stickig hier drin.«
    »He, es ist nicht schön da draußen.«
    Sam überging den Einwand. »Könnten Sie so lange auf meine Tasche aufpassen?«
    Als er die Glastür aufschob, die aufs Deck hinausführte, peitschte ihm der Regen ins Gesicht. Sein Magen revoltierte. Er stemmte die Tür hinter sich zu und schob sich seitwärts das dunkle Deck entlang, wobei er jeden Schritt mit Vorsicht setzte. Ich kann dich spüren. Ich weiß, dass du hier bist.
    Über ihm bewegte sich etwas. Er rannte los und bog um eine Ecke, wobei seine Füße auf dem glitschigen Deck fast den Halt verloren. Rutschend kletterte er eine Metalltreppe hinauf, drehte sich auf dem oberen Absatz, dann eine weitere Treppe, und schließlich stand er auf dem Oberdeck und spähte in die Dunkelheit.
    Hier peitschte der Regen von allen Seiten zugleich, und die riesigen Schornsteine der Fähre wummerten laut. Hektisch blickte er sich um, spürte die Bewegung in der Luft hinter sich. Eine Walküre, durchnässt von ihrer Kletterpartie auf dem Deck, schwang sich über die Reling. Er sah das Aufblitzen einer Klinge und duckte sich, riss die Hände nach oben und schloss sie um ihren Arm.
    Jahrhunderte des Überlebens hatten Sam seine eigene Kampfmethode gegeben, die perfekte Körperbeherrschung und ständige Übung erforderte. Alle Teile seines Körpers bewegten sich gleichzeitig; während seine Ellbogen die Walküre zurückstießen, hakte sich ein Fuß um ihren Knöchel und zog sie nach vorn. Sie fiel, rollte herum — und er war schon wieder woanders, hinter ihr, zog ihre Arme so fest zurück, dass ihr schier die Knochen brachen. Der Dolch fiel aus ihrer Hand. Mit einem Ausdruck der Empörung nahm er ihn auf.
    »Stahl?«, schrie er ihr ins Ohr. Sein Griff hielt sie auf die nassen Deckplanken gepresst. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Du bist schlecht vorbereitet!«
    Sie versuchte zu schreien, weniger um Hilfe herbeizurufen, als um ihm zu trotzen. Doch er hatte ihr bereits ein Knie in den Rücken gestemmt, um gleichzeitig eine Hand um ihren Mund zu schließen. Über das Heulen des Sturm und das Prasseln des Regens hinweg schrie er ihr direkt ins Ohr. »Thor hat dich geschickt, nicht wahr?«
    Sie blieb regungslos.
    »Hör zu, Mädchen, ich bin der Fürst der Finsternis, der Bastardsohn von Vater Zeit. Und ich bin imstande, dir beide Arme zu brechen, wenn ich keine Antwort kriege. Ich weiß , dass Thor dich geschickt hat, also nick einfach!«
    Sie nickte. Wütend auf sich selbst, wand sie sich in seinem Griff und versuchte, ihn in die Hand zu beißen.
    »Woher hat er gewusst, dass ich über Dover kommen würde?« Er zog seine Hand zurück, und sie begann zu schreien. Sofort hielt er ihr den Mund wieder zu und verdrehte ihr mit einem Ruck den Arm. »Sag's mir! Oder ich töte dich!« Er

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