Lucifer - Traeger des Lichts
ein Frostdämon sein kann. »Was zu trinken?«
Mit ein paar Schritten hatte Sam den Raum durchmessen, trat an den Tisch, wo Asmodeus saß, packte ihn hart am Kragen und zog ihn über die Tischplatte zu sich. »Sag mir, was du weißt und was du planst«, flüsterte er, »und vielleicht werde ich es mir überlegen, dich nicht hier und jetzt zu töten.«
Zu seiner Überraschung und seinem Unbehagen lachte Asmodeus. »Droh mir nicht, alter Mann«, sagte er. »Deine Macht ist am Ende, jeder kann das sehen.«
»Meine Macht? Wage nicht, mich über meine Macht zu belehren, kleiner Dämon, oder du wirst entdecken, was genau es ist, das mir meinen Namen gegeben hat.«
»Droh mir nicht!«, wiederholte Asmodeus, riss sich aus Sams Griff los und trat einen Schritt zurück. »Ich habe Freunde, die mächtiger sind als du.«
»Wer? Wer hat dir gesagt, ich würde nicht zurückkehren? Wer war so sicher, dass ich sterben würde?«
»Versuch, mir etwas anzutun, und sie werden dich zur Strecke bringen«, warnte Asmodeus. »Ich weiß nicht, wie du ihnen entkommen bist, aber wenn du mir auch nur ein Haar krümmst, werden sie dich kriegen. Und sie haben keine Skrupel zu töten.«
Sam hob die Hände, die Handflächen gegen den Dämonenfürsten ausgestreckt. Wie Michael vor Jahrhunderten wurde Asmodeus hochgehoben und durch die Luft gewirbelt. Er prallte gegen eine Wand, wo er hängen blieb. Seine Füße baumelten ein paar Handbreit über dem Boden.
»Sag es mir!«, donnerte Sam. Seine Stimme wurde leiser, drohend und unheilvoll. »Ich habe dein Königreich geschaffen. Mit Blut und Gewalt habe ich es errichtet, und wenn du glaubst, ich würde davor zurückschrecken, nach Blut und Gewalt zu greifen, dann verstehst du das Land nicht, das du regierst.«
»Du kannst mir nichts anhaben«, höhnte Asmodeus. »Meine Freunde werden dich töten, wenn du mir etwas antust.«
Sam ließ eine Hand heruntersausen, und der Kopf des Dämonen wurde herumgeworfen, als hätte ihn ein Schlag getroffen. »Wenn ich nach deinen Regeln spielen muss, um die Wahrheit zu finden, so sei es!«, warnte er. »Sag mir, wer deine Freunde sind! Wer hat dir gesagt, dass du mit dem Krieg Ernst machen sollst?«
»Seth«, flüsterte Asmodeus. Sein Gesicht glühte vor Stolz und Häme. »Seth kämpft für meine Sache. Seth wird mich bewahren!«
Sams Zauber schwankte, stockte. Asmodeus stürzte zu Boden.
Seth, Sohn der Nacht. Also war es wahr, was Bello gesagt hatte, dass Seth irgendwie seine Nase in die Angelegenheiten der Hölle steckte. Seth tat, was Sam immer befürchtet hatte - er tat jenen letzten kleinen Schritt in seine Welt.
Warum hat eigentlich niemand Interesse daran, die Erde zu beherrschen?
Wäre dir das lieber?
Er hatte Annettes Frage damals nicht wirklich beantwortet. Niemand will die Erde haben, weil sie ein bloßer Schatten der Herrlichkeit des Himmels ist - eine verzerrte Kopie. Und die Hölle ist ein Schatten der Erde. Wenn man im Himmel nicht leben kann, nimmt man widerwillig die Erde. Wenn man auf Erden nicht bleiben kann, ist man wahrlich verzweifelt genug, mit der Hölle vorlieb zu nehmen.
Und jetzt mischte sich Seth, der größte Heimlichtuer von allen, Freund des eingekerkerten Unheilstifters Loki, tatsächlich in die Belange der Hölle ein. Seiner Hölle.
»Was hat Seth dir erzählt?«
»Er sagte, seine Brüder seien hinter dir her, dass sie und er zusammen dich töten würden. Weil du mit einer verräterischen Fürstin gemeinsame Sache gemacht hättest. Er sagte, er würde mir helfen, meine Heere zum Sieg zu führen.« Asmodeus glühte vor Triumph, erfüllt von dem fälschlichen Glauben, einen Sohn der Zeit seinen eigenen Zwecken dienstbar gemacht zu haben.
»Warum? Warum, zur Hölle, gibt sich Seth mit der Hölle ab? Die Hölle steht unter ihm, sie kümmert ihn nicht! Warum also mischt er sich ein? Was in der Hölle ist von Wert für ihn?«
Asmodeus antwortete nicht.
»Heilige Zeit! Willst du, dass ich das Licht anwende? Und die Antwort direkt deinem armseligen kleinen Geist entreiße?«
»Er sucht nach ... Macht.«
»Das klingt aber höchst geheimnisvoll«, knurrte Sam. »Versuch's mal ein bisschen genauer.«
»Es ist... er sucht... ein spezielles Artefakt.«
»Es gibt zahllose »Artefakte«, selbst in der Hölle. Einige wurden von gelangweilten Hexen erfunden, um Schaben zu töten, andere von verrückten Hexern, um Sonnen auszulöschen. Welches Artefakt könnte so wertvoll sein, dass Seth sich in die Hölle hinab begibt, um
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