Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
»Diese Hand fühlt sich wirklich nach dir an.«
Lucy lächelte. »Das bin auch ich«, bestätigte sie leise.
»Ihr beide … seid Zwillinge?«, stammelte Brendan.
Lucy nickte. »Wir sind uns auch erst zu Beginn des
Schuljahres begegnet«, erläuterte sie. »Bis dahin wusste ich noch nicht mal, dass ich überhaupt eine Schwester habe.«
Wenigstens müssen wir es jetzt nicht mehr geheim halten, beruhigte sich Olivia.
»Ich muss mich setzen«, sagte Brendan kühl. Er zog seine Hand aus Lucys Griff und stakste zu einer Ecke des Betts.
Lucy folgte ihm und sprach immer schneller. »Noch nicht mal wir beide haben am Anfang bemerkt, wie ähnlich wir uns sehen. Aber abgesehen von der Tatsache, dass Olivia Cheerleader ist, sind wir praktisch identisch.«
Brendan schüttelte den Kopf. »Ich versteh das nicht«, gab er zu. »Und wie kommt es, dass sie jetzt nicht wie ein Cheerleader aussieht?«
»Weil«, gestand Lucy und zuckte zusammen, »wir die Rollen getauscht haben.«
Brendan blinzelte langsam.
»Bren?«, sagte Lucy mit bebender Stimme. Eine einzelne Träne lief ihr übers Gesicht, und Olivia spürte, wie ihr selbst die Tränen in die Augen traten. »Alles in Ordnung?«
Brendan antwortete nicht.
Bitte, bitte, mach nicht mit ihr Schluss, wünschte sich Olivia leise und biss sich auf die Lippe.
Schließlich brach Brendans Stimme heiser hervor. »Ich … ich kann’s einfach nicht fassen … lange getrennte Zwillingsschwestern? Das ist ja wie in einem Roman.«
Lucy holte tief Luft. »Ich könnte verstehen, wenn du
mich nie mehr wiedersehen willst, Brendan.« Ihre Lippe zitterte heftig. »Ich wollte es dir sagen…«
Brendan stand plötzlich auf und legte seine Hand auf Lucys Gesicht, wobei er mit seinem Daumen sachte eine Träne wegwischte. Lucys Sprühbräune ging ab und darunter kam ein bleicher Streifen Haut zum Vorschein. Brendan lächelte und nahm sie in den Arm. »Ich bin ein bisschen durcheinander, aber ich bin nicht sauer«, flüsterte er, als Lucy ihre Arme fest um ihn schlang.
Olivia rieb sich die Augen und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Da ist noch etwas«, sagte Lucy nach einem Moment schniefend und machte sich von Brendan los.
»Du meinst, du hast ein noch größeres Geheimnis als deine Zwillingsschwester?«, zog Brendan sie auf.
Olivia kicherte nervös.
»Olivia und ich sind nicht völlig gleich«, hob Lucy an. »Sie ist kein Vampir.«
Brendan erschrak. »Lucy!«, raunte er missbilligend und warf einen schnellen Seitenblick auf Olivia.
»Ich musste es ihr sagen, Brendan«, sagte Lucy.
Olivia machte einen Schritt nach vorn. »Ich habe Lucy versprochen, dass ich niemals jemandem davon erzählen werde, Brendan, und dieses Versprechen halte ich auch. Ich werde alles dafür tun, um das Vampirgeheimnis zu wahren.« Brendan sah sie zweifelnd an. »Deshalb bin ich auch wie Lucy angezogen – um Toby Decker von ihr abzulenken.«
»Was hat denn Toby Decker mit der ganzen Sache zu tun?«, fragte Brendan.
»Serena Star hat ihn auf mich angesetzt in der Hoffnung, etwas Sensationelles herauszufinden«, erklärte Lucy.
»Oh«, sagte Brendan. »Ich schätze mal, das ergibt Sinn.« Er gluckste. »Es ist absoluter Wahnsinn, aber es ergibt Sinn.«
Er und Lucy umarmten sich erneut.
Olivia wurde bewusst, dass ihre Füße sie umbrachten, nachdem sie den ganzen Nachmittag in Lucys schweren schwarzen Stiefeln herumgelaufen war. »Hey, jetzt, wo das große Geheimnis gelüftet ist«, unterbrach sie, »könnten wir uns ja vielleicht wieder umziehen.«
Lucy sah auf ihr rosa Glitzertop hinunter. »Oh ja!«
»Och«, jammerte Brendan. »Aber ich mag dich wirklich in Rosa.«
»Echt?«, wunderten sich Olivia und Lucy überrascht.
»Nein«, antwortete Brendan verschmitzt. Dann zwinkerte er Olivia zu. »Nimm’s nicht persönlich.«
»Keine Sorge«, sagte Olivia lachend, während sie und Lucy auf den schwarz lackierten Paravent in der Ecke des Raums zugingen, um die Kleider zu tauschen.
Brendan fing ebenfalls an zu lachen. »Kein Wunder, dass du mein Buch nicht finden konntest!«
Lucy zog ihr Top über den Kopf und kam hinter dem Paravent in der Ecke des Raums hervor, wo Olivia sich noch zu Ende umzog.
Brendans dunkle Augen leuchteten auf, als er sie sah. »Da bist du ja«, freute er sich und Lucys Herz klopfte.
Grinsend ging sie geradewegs zum Schreibtisch und
zog Brendans Englischbuch mitten aus dem Haufen. Sie ging zu ihm hinüber und reichte es ihm. »Danke, Brendan«, sagte sie und
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