Ludlum Robert - Covert 02
schlug Warfield vor. »Könnte es etwas so Alltägliches sein?«
»Die Crew dürfte ihre erste Mahlzeit bereits eingenommen haben. Aber selbst wenn sämtliche Lebens mittel kontaminiert waren, kann ich mir kaum vorstellen, dass das Gift sich so schnell - und mit so durchschlagender Wirkung - ausgebreitet haben könnte.«
»Was ist mit der Ladung?«
»Das war kein Einsatz mit Geheimladung. Das Spacelab hatte die übliche Menagerie von Fröschen, Insekten und Mäusen an Bord, die für die Experimente benutzt werden sollten…«
»Aber was war es dann, Harry?«
Landon überflog erneut den Ablaufplan für die Experimente. »Megan Olson sollte mit Legionärskrankheit anfangen. Das ist der einzige Erreger in dem ganzen Programm. Und sie hatte damit noch nicht angefangen.«
»Könnte es sein, dass der Erreger irgendwie entkommen ist?«
»Die Wahrscheinlichkeit dagegen beträgt zehntausend zu eins. Wir haben alle möglichen Sensoren installiert, um etwaige Lecks im Biorack zu entdecken. Aber nehmen wir es einmal an. Legionärskrankheit wirkt nicht so schnell. Was auch immer die Crew umgebracht hat, hat das innerhalb weniger Minuten getan.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille.
»Ich bin mir bewusst, dass ich für diese Dinge nicht gerade ein Fachmann bin«, meinte Warfield schließlich. »Aber wenn man die anderen Möglichkeiten der Reihe nach ausschließt, klingt es für mich immer noch nach einem Erreger, der irgendwie freigesetzt wurde.«
»Unter uns gesagt könnte das durchaus der Fall sein«, erwiderte Landon. »Aber wir sollten dem Präsidenten jetzt noch nicht irgendwelche Theorien vorlegen. Im Augenblick wissen wir einfach noch zu wenig.«
»Der Präsident wird Fragen haben«, sagte Warfield mit ernster Stimme. »Sie wissen ja wahrscheinlich, wie die erste Frage lauten wird.«
Landon schloss die Augen. »Die vorgeschriebene Vorgehensweise ist folgende, Rich. Während des Starts überwacht der Sicherheitsoffizier auf dem Startgelände den Flug. Er hat den Finger ständig auf dem Sprengknopf. Wenn etwas schiefgeht nun… erinnern Sie sich an Challenger! Nachdem der Außentank hochging und das Shuttle explodierte, brannten die Feststoffraketen weiter. Der Sicherhe itsoffizier hat sie heruntergebracht. Das Shuttle ist mit einer Sprengsequenz ausgestattet, die von uns aktiviert werden kann, wenn es auf dem Weg nach unten ist. An dem Punkt ist es noch weit genug entfernt, um von uns, falls das nötig sein sollte, gesprengt zu werden - ohne dass irgendwelche Menschen auf der Erdoberfläche in Gefahr sind.«
Landon hielt kurz inne. »Rich, wenn Sie dem Präsidenten das sagen, sollten Sie ihn daran erinnern, dass er derjenige ist, der diesen Befehl erteilen muss.«
»In Ordnung, Harry. Ich gebe an ihn nur weiter, was wir bis jetzt haben. Und wundern Sie sich nicht, wenn er Sie anruft.«
»Ich sage Ihnen sofort Bescheid, sobald ich mehr weiß«, versprach Landon.
»Harry, eine letzte Frage noch: Können wir das Shuttle mit Autopilot landen?«
»Zum Teufel, wir können auch eine 747 auf diese Weise landen. Die Frage ist, ob wir das überhaupt tun wollen?«
Landons nächster Anruf galt dem Sicherheitsoffizier des Startgeländes, der bereits über die Situation informiert worden war. Landon erklärte ihm so viel er konnte und fügte dann hinzu, dass diese Mission ursprünglich auf acht Tage angesetzt gewesen war.
»Das ist ganz eindeutig jetzt nicht mehr der Fall«, sagte er. »Die Frage ist nicht, ob wir sie herunterholen, sondern wann.«
»Und sobald sie in Reichweite ist?«, fragte der Sicherheitsoffizier mit leiser Stimme.
»Das werden wir dann entscheiden.«
Landon arbeitete seine Liste ab; dazu gehörten auch Anrufe bei General Richardson und Anthony Price. Richardson war nicht nur Stabschef der Luftwaffe, sondern auch Kommandant der Abteilung für Weltraumsicherheit, die dafür verantwortlich war, alle Flugkörper zu identifizieren und zu überwachen, die sich der Erde näherten oder sich im Orbit befanden. Als Chef der National Security Agency stand Price auf der Liste, weil das Shuttle gelegentlich von der NSA gesponserte Geheimeinsätze flog.
Jedes Mal, wenn er einen seiner Anrufe beendet hatte, sah Landon sich um und hoffte, dass einer seiner Leute irgendwelche neuen Entwicklungen zu berichten hätte. Er war sich bewusst, dass er damit nur das Verhalten eines Verzweifelten demonstrierte; so wie die Dinge lagen, wäre jedes seiner Gespräche sofort unterbrochen worden, falls man den Kontakt zum Shuttle wieder
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