Ludlum Robert - Covert 02
würde ihr jetzt das Leben retten.
Sie hatte im Spiegel gesehen, wie Reed die Leiter herunterkletterte, zögerte, sie dann entdeckte und auf sie zugeschwebt kam. Sie beobachtete ihn, wie er an einem Werkzeugkasten anhielt, eine Art Stichsäge herausholte und jetzt näher rückte.
Megan hatte das Rad bereits so weit gedreht, wie es sich drehen ließ, ließ aber die Hände an den Speichen und tat so, als würde das Rad sich nicht bewegen lassen. Sie blickte zu Boden, sah, dass Reed näher herantrieb, den rechten Arm in Richtung auf sie ausgestreckt. In seiner Hand sah die Säge wie die spitze Nase eines Schwertfischs aus.
Megan nahm die linke Hand von dem Rad. Die Tür war mit einem Schließknopf versehen, der die Tür aufspringen ließ, sobald das Rad ganz gedreht war. Ohne den Blick von dem Spiegel zu wenden, versuchte sie den Abstand zwischen sich und Reed zu schätzen. Alles hing jetzt vom perfekten Timing ab.
Reed beobachtete Megan, wie diese sich abmühte, das offensichtlich verklemmte Rad frei zu bekommen. Er hob die Säge und schwebte näher heran. Da sie stand, wählte er eine Stelle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Die Zähne der Säge würden den Plastikstoff ihres Anzugs aufreißen. Und das würde sofortigen Druckverlust zur Folge haben. Die Luft im Inneren des Anzugs würde in einem Schwall herausströmen… und die sie umgebende kontaminierte Luft würde durch den Riss eindringen. Zwei, drei Atemzüge, und der Erreger würde in ihre Lungen fluten.
In der Schwerelosigkeit sind schnelle Bewegungen ein Ding der Unmöglichkeit. Als Reed mit der Säge nach unten fuhr, sah es so aus, als würde er sich in Zeitlupe bewegen. Megan dagegen stieß sich ab, stieß sich seitwärts von der Tür weg und drückte dabei den Öffnungsknopf. Mit fast unhörbarem pneumatischem Zischen schwang die Tür auf, als Reed an die Stelle schwebte, wo noch vor einer Sekunde Megan gewesen war. Die schwere Tür traf ihn voll am Helm, warf seinen Kopf nach hinten und zerrte ihn dann mit, als sie sich ganz öffnete. Seine Finger ließen die Säge los, worauf diese sich selbstständig machte und davonschwebte.
Verblüfft und benommen tastete Reed vergebens nach Megan, als diese um ihn herum in den Tunnel glitt. Drinnen fand sie einen weiteren Knopf, drückte ihn und sah zu, wie die Tür sich zu schließen begann.
Komm schon, komm schon!
Es sah so aus, als würde die Tür sich zentimeterweise auf sie zubewegen. Sobald Megan die Griffe an dem Rad erreichen konnte, begann sie zu ziehen.
Dann sah sie das Blitzen der Säge, als die durch die Öffnung schoss, nur Zentimeter von ihrem Anzugärmel entfernt. Während Reed zum nächsten Stoß ausholte, schaffte sie es, die Schleusentür zu schließen und das Rad zu drehen. Die Riegel schnappten ein, und Megan zog den Nothebel, um sie zu blockieren.
Reeds schnarrende Stimme ließ ihr Herz einen Satz machen, ihr stockte der Atem. »Was sind Sie doch für ein schlaues Mädchen, Megan. Können Sie mich hören? Haben Sie auch Ihr Interkom repariert?«
Megan drückte einen Knopf an ihrem Anzug und vernahm ein schwaches Knistern.
»Ich kann Sie atmen hören«, sagte Reed. »Oder besser gesagt keuchen.«
»Und ich kann Sie auch hören, aber nicht sehr gut«, erwiderte sie. »Sie müssen lauter reden.«
»Freut mich, dass Sie offenbar nach wie vor Spaß verstehen«, sagte Reed. »Raffiniert, was Sie dort hinten gemacht haben. Sich tot gestellt? Auf mich gewartet…«
»Dylan…«
Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
»Sie glauben, Sie sind in Sicherheit, was?«, sagte er. »Solange die Notverriegelung eingeschaltet ist, kann ich nicht rein. Aber wenn Sie es sich einmal richtig überlegen, Megan - verdrängen Sie einfach Ihre Panik und denken Sie mal scharf nach -, dann wird Ihnen klar werden, dass das nicht stimmt.«
Megan versuchte zu ergründen, was er eigentlich meinte, aber seine Worte blieben ihr unverständlich.
»Ganz gleich, was Sie auch versuchen sollten, Sie werden dieses Shuttle nie lebend verlassen«, fuhr Reed fort.
Sie unterdrückte ein Schaudern und erwiderte: »Aber auch Sie können nicht gewinnen, Dylan. Ich werde das Entsetzliche, was Sie hier gemacht haben, zerstören.«
»Tatsächlich? Sie haben doch keine Ahnung, um was es mir dort drinnen ging.«
Oh ja, die habe ich sehr wohl! »Ich werde es herausfinden!«
»In weniger als sechzig Minuten bis zur Landung? Das glaube ich nicht. Und, Megan? Selbst wenn Sie es finden sollten, was würden Sie dann tun - es durch die
Weitere Kostenlose Bücher