Ludlum Robert - Covert 03
düstere Zelle roch trocken, fast sandig, als hätte die Hitze Algeriens ein für alle Mal jegliche Feuchtigkeit aus den Brettern gebrannt. »Wir müssen hier raus. Wir dürfen den Computer und Ihren Vater nicht in den Händen dieser Leute lassen.«
»Aber wie?«
In dem engen Raum war nichts, auf das man sich stellen konnte. Die einzige Pritsche im Raum war an der Wand gegenüber dem Fenster montiert, und anderes Mobiliar gab es keines. Er sah wieder zu dem Fenster hinauf und schätzte, dass es höchstens etwas über zweieinhalb Meter über dem Boden angebracht war. »Ich werde Sie hochheben, dann können Sie nachsehen, ob vielleicht eine von den Gitterstangen locker ist. Das wäre ein großes Glück.«
Er faltete die Hände ineinander und stemmte Thérèse auf seine Schultern.
Sie zerrte an den Stangen, überprüfte jede einzelne und verkündete dann bedrückt: »Sie sind in drei waagerecht montierte Bretter eingelassen, die zusammengeschraubt und dann an eine Eisenplatte montiert sind. Sieht ziemlich alt aus.«
Alte Eisenstangen in einem vor langer Zeit gebauten Gefängnis, vielleicht einem Gefängnis für arabische Sklaven, oder vielleicht für die Gefangenen der Piraten, die hier gemeinsam mit einem Bey des Osmanischen Reiches die Herrschaft ausgeübt hatten.
»Bewegt sich denn gar nichts?«, fragte er, immer noch hoffend.
»Nein. Die sitzen ganz fest.«
Jon half ihr wieder herunter, und sie wandten sich der Holztür zu. Sie war ebenfalls recht alt, und das könnte vielleicht von Vorteil sein. Aber auch die Tür zeigte keinen Schwachpunkt und war zu allem Oberfluss von draußen zweimal gesichert. Selbst die Scharniere befanden sich außerhalb des Raums. Die Sklavenbesitzer und Piraten hatten offenbar eher befürchtet, ein Gefangener könnte ausbrechen, als dass jemand den Versuch machen würde, sich von außen Zugang zu ihrem Gefängnis zu verschaffen, um jemanden zu befreien. Und jetzt würden er und Thérèse ohne Hilfe von draußen auch nicht herauskommen.
Und dann hörte er ganz schwach ein seltsames Geräusch – wie von winzigen Zähnen. Ein kleines Tier, das vorsichtig am Holz nagte. Er lauschte, konnte das Geräusch aber nicht lokalisieren.
»Jon …«
Das Flüstern war so leise, dass er zuerst glaubte, er habe Halluzinationen, höre Stimmen, vielleicht heraufbeschworen von seinen eigenen verzweifelten Fluchtgedanken.
»Jon, verdammt nochmal!«
Er wirbelte herum und sah zum Fenster. Aber da war nur der dunkle Himmel.
Wieder das Flüstern. »Idiot! Die hintere Wand.«
Jetzt erkannte er die Stimme. Er hastete quer durch die Zelle und kauerte sich an der hinteren Wand nieder. »Randi?«
»Wen hast du denn erwartet, eine Kompanie Marines?«
»Hoffen darf man schließlich. Warum flüstern wir eigentlich?«
»Weil Abu Auda und seine Männer hier überall sind. Das ist eine Falle, und du bist der Köder, der mich anlocken soll. Mich oder sonst jemand, der versucht, dich aus diesem dämlichen kleinen Gefängnis zu befreien.«
»Wie bist du denn durchgekommen?« Wieder ertappte er sich dabei, wie er das Geschick dieser Frau bewunderte.
Die Antwort kam nach kurzem Zögern im Flüsterton. »Ich musste zwei von Abu Audas Männern töten. Es ist stockdunkel, das hat mir geholfen. Aber Abu Auda wird die Männer bald vermissen, und dann sind wir erledigt.«
»Hier drinnen habe ich keine große Wahl. Ich bin für jeden Vorschlag dankbar.«
»Das Vorhängeschloss vor der Tür ist gut, aber das Türschloss selbst ist Schrott. Die Scharniere sind alt, aber noch nicht so verrostet, dass uns das viel nützen würde. Aber die Scharniere sind geölt, und ich kann sie abschrauben. Die Schrauben, von denen die Stange gehalten wird, sind ebenfalls außen angebracht. Wenn ich sie entferne, denke ich, kannst du die Tür von innen aufschieben.«
»Klingt nach einer Möglichkeit. Nicht sehr originell, aber gut.«
»Ja. Das dachte ich auch, bis ich die zwei Kerle töten musste. Die liegen jetzt in dem Mandarinenhain. Und deshalb blieb mir nichts übrig, als einen anderen Plan auszudenken. Hier gibt es eine Menge verfaultes Holz.«
Jon hörte wieder das halb gedämpfte nagende Geräusch in der Wand. »Bohrst du darin herum?«
»Richtig. Ich habe mit meinem Messer herumgestochert, und das Verrottete reicht tief genug. Ich glaube, ich kann ein hübsches Loch rausschneiden. Das wird wesentlich leiser und vielleicht auch schneller gehen.«
In ihrem Gefängnis lauschten Jon und Thérèse den Geräuschen, die wie das Nagen eines kleinen
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