Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
Vom Netzwerk:
bekam einen Anruf von einer Mrs. Sullivan, der Collegeberaterin deiner Schule.«
    Zeke fragte: »Müssen wir jetzt darüber reden? Mir schmeckt mein Frühstück nämlich. Willst du, dass ich so werde wie Abigail? Ich könnte auch zu essen aufhören.«
    Mister Stanley sagte: »Schlimm genug, dass du nicht bei Mrs. Sullivan gewesen bist, Zeke. Sie glaubt auch, dass du dich bisher weder bei einem College beworben noch die Liste der Colleges eingereicht hast, bei denen du dich bewerben willst.«
    »Hab ich vergessen«, sagte Zeke.
    »Niemand vergisst so was«, sagte Mister Stanley.
    »Na gut, ich war beschäftigt. Genau wie du, Dad. Und Mom war nicht hier, um mir zu helfen.«
    »Da musst du wohl an die alte Mom denken. Als uns die neue Mom verlassen hat, konnte sie niemandem mehr helfen, nicht mal sich selbst.« Normalerweise war Mister Stanley penibel darauf bedacht, bloß keine Kritik an Ginger zu äußern. Sein Ton ließ Lula vermuten, dass sie auf dem besten Wege zu einem dunklen, als Zekes Collegepläne getarnten Ort waren.
    »Ich hätte helfen können«, sagte Lula. Die Vorstellung, Zeke würde nicht aufs College gehen, erfüllte sie mit klaustrophobischer Panik. Niemand hielt sie hier gefangen. Sie hatte keinen Vertrag. Sie konnte gehen, wann immer sie wollte, selbst wenn Zeke nicht fortging. Don Settebello und Mister Stanley hatten ihr versprochen, ihr so oder so bei der Einbürgerung zu helfen.
    Zeke sagte: »Nimm’s nicht persönlich, Lula, aber du kennst dich halt überhaupt nicht mit dem Bewerbungsprozess für amerikanische Colleges aus. Du hast gesagt, albanische Mädchen wurden zu den beliebtesten Studiengängen zugelassen, wenn sie dem Professor einen bliesen.«
    Wann hatte Lula das gesagt? Vermutlich an einem der Nachmittage mit Mojitos, Junkfood und Fernsehen, an denen Lula mal wieder zu freimütig geplappert hatte. Zeke zu schockieren, machte Spaß. Das schon, aber klug war das nicht.
    »Das haben Sie gesagt ? Sie haben Zeke das erzählt?«, fragte Mister Stanley.
    »Ich glaube nicht«, sagte Lula. »Wir hatten Prüfungen, genau wie hier.«
    »Doch, das hast du«, sagte Zeke. »Du hast mir das erzählt.«
    »Du musst mich missverstanden haben«, sagte Lula.
    »Diese Rühreier sind der Hammer«, sagte Zeke.
    »Dann nimm dir noch«, sagte Lula.
    »Pass bloß mit den Eiern auf, Zeke«, sagte Mister Stanley. »Wahrscheinlich hast du meinen hohen Cholesterinspiegel geerbt. Es ist nie zu früh, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu entwickeln.«
    »Genau das meine ich«, sagte Zeke. »Deswegen ist Abigail so geworden, wie sie ist.«
    Mister Stanley sagte: »Mrs. Sullivan schlägt vor, dass wir das Veteran’s Day-Wochenende dazu nutzen, uns ein paar Colleges in New England anzuschauen. Sie hat die Namen und die Webseiten aufgeschrieben. Wir sind sowieso schon spät dran damit …«
    »Vergiss es. Nicht mit mir!«, sagte Zeke.
    »Lula könnte mitkommen«, sagte Mister Zeke.
    »Das würde ich gerne!«, sagte Lula. Eine Autofahrt war eine Autofahrt. Amerika erwartete sie da draußen. Bisher war sie nicht über New Jersey hinausgekommen. Sie war nicht mal in Detroit gewesen, obwohl sie dem Visabeamten erzählt hatte, dass sie dahin wolle.
    Mister Stanley sagte: »Nun komm schon, Zeke. Wir sind doch immer gereist.«
    »Na gut, in Ordnung«, sagte Zeke. »Vielleicht haben wir einen Unfall, und ich kann den Rest des Schuljahres blaumachen.«
    »Klopf auf Holz«, sagte Lula.
    »Ich dachte, Albaner sind nicht abergläubisch«, sagte Zeke. »Das sagst du doch dauernd, aber dann klopfst du auf Holz.«
    »Sei vorsichtig, was du dir wünschst«, sagte sein Vater. »Daran glauben sogar Protestanten.«
    Am Montag war es kalt, aber sonnig, und Lula beschloss, einen Spaziergang zu machen. Nach einem ganzen Wochenende mit Zeke und Mister Stanley wäre es eine angenehme Abwechslung, in der gemütlichen Bücherei zu lesen, während die Heizungsrohre knackten. Und zu Hause wollte sie nicht bleiben. Sie wusste, das Gefühl würde vergehen, vor allem, wenn nichts weiter passierte, aber momentan hatte ihr die Vorstellung, dass ein Fremder ihre Dusche benutzte, die Freude vergällt, allein in Mister Stanleys Haus zu sein. Höchstwahrscheinlich war es ein einmaliger Vorfall.
    Doch wenn der Eindringling Alvo gewesen war, würde er vielleicht wiederkommen. Und wenn er nun heute kam und sie ihn erneut verpasste? Sie wog die Chancen ab und entschied sich, darauf zu setzen, dass Alvo wieder auftauchen würde. Sollte stattdessen der

Weitere Kostenlose Bücher