Luegen auf Albanisch
Chef isst.«
»Was haben die für ein Problem?«, fragte Kapuzenshirt.
»Sie sind vollkommen verstört. Bevor sie abgehauen ist, hat die Mom versucht, sie zu vergiften.« Warum hatte Lula das gesagt? Weil die wahre Geschichte über Gingers Einsamkeit, über ihre hausfrauliche Unzufriedenheit, die in Sauberkeitswahn übergegangen war, die Larchs sogar noch trauriger und mitleiderregender aussehen ließ, als sie es sowieso schon waren.
»Ehrlich? Womit?«, fragte Ledermantel.
»Mit Spülmittel«, improvisierte Lula.
»Gibt nur Magenkrämpfe«, sagte Kapuzenshirt. »Ist nicht tödlich.«
Alvo betrachtete seine Tasse. »Vielleicht sollten wir den Kaffee erst mal dem Hund geben.«
»Es gibt keinen Hund«, sagte Lula.
»Ist der Hund auch tot?«, fragte Alvo.
»Ich glaube, es gab nie einen Hund«, sagte Lula.
»Wir wissen, dass es keinen Hund gibt«, sagte Alvo. Hatte er diese Information einkalkuliert, als er sich ins Haus geschlichen hatte? Oder wollte er damit nur anmerken, er wisse, dass es keinen Hund gebe?
Lula fragte: »Wollt ihr eure Waffe abholen?«
Alvo sagte: »Deswegen sind wir nicht hier, kleine Schwester. Wir sind hier, weil wir uns Sorgen machen, dass du nicht genug aus dem Haus kommst.«
Sah sie bleich aus? Müde? Sie musste es im Spiegel überprüfen.
Alvo sagte: »Weil wir zur Familie gehören, praktisch Vettern von deinem Vetter George sind, wollen wir dich auf eine Autofahrt mitnehmen, damit du mal frische Luft bekommst.«
Lula hätte ihm ewig zuhören können.
Kapuzenshirt sagte: »Die frische Luft von New Jersey. Du bist ein Witzbold, Boss.«
Lula sagte: »Ist das der Teil, in dem ich morgen früh im Harem eines Scheichs in Dubai aufwache?« Wie konnte sie nur Witze über solche Dinge machen, wenn Dunia da draußen war, verloren?
Ha, ha, lachten die Männer. Dann fragte Alvo: »Ist irgendwas passiert?«
Lula sagte: »Ich hab da diese Freundin …«
»Die Scheichs wollen zwölfjährige Jungfrauen«, sagte Kapuzenshirt. »Die kleine Schwester ist überqualifiziert.«
»Besten Dank«, sagte Lula.
»Halt die Klappe, Blödmann«, sagte Alvo. »Komm mit, Lula. Wir haben was zu erledigen. Geschäftlich. Fahr mit uns.«
Welches Mädchen würde darauf verzichten wollen, Männer zu Geschäftstreffen zu begleiten? Nicht das ehemalige kleine Mädchen, dessen Papa sie zu Stammesführern in den Norden mitgenommen hatte, Warlords, denen er uralte Flinten abkaufte. Nicht der ehemalige Teenager, dessen Freund sie dazu gebracht hatte, eine Unze schlechtes Homegrown abzuholen, das er mit wilder Petersilie verschnitt, um es bei den Bunkerfeld-Raves weiterzuverkaufen. Es machte Spaß mitzutrotten: kaum bemerkt, aber mit von der Partie und die Temperatur mit ihrer weiblichen körperlichen Anwesenheit unterschwellig aufheizen.
»Ich muss aber zurück sein, bevor Zeke heimkommt«, sagte sie.
Kapuzenshirt wirkte genervt. »Glaubst du, wir haben den ganzen Tag Zeit für Spritztouren?«
Sie hatten Dinge zu erledigen, mussten sich mit Leuten treffen. Wichtigere Dinge, als so einen Loser von albanischem Kindermädchen im nördlichen New Jersey herumzukutschieren. Aber wenn sie Lula nicht entführen wollten, was dann? Dass Alvo Zeit mit ihr verbringen wollte, war zu viel der Hoffnung.
»Ich hole nur meinen Mantel«, sagte sie.
»Lass keine Nachricht da«, sagte Kapuzenshirt. »Und wir müssen dir deine SIM-Karte abnehmen.«
Lula wusste, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte. Doch als sie die Tür ihres Zimmers schloss, hatte sie das scheußliche Gefühl, es nie wiederzusehen. Wenn du dich auf eine Reise vorbereitest, pflegte ihre Großmutter zu sagen, bereite dich auf den Tod vor. Was war das nur für ein pessimistisches Volk, aus dem sie stammte! Kein Wunder, dass ihr Glas immer halb leer war. Aber wenn Zeke und Mister Stanley nun heimkamen und sie nicht mehr vorfanden? Sie würden glauben, das läge an ihrem speziellen Fluch. Oder dass Frauen so was eben taten. Vielleicht war auch Lula auf der Suche nach dem größeren Weiß verschwunden. In ihrem Fall den weißen Stränden der Emirate.
Kapuzenshirt lief auf und ab, als sie die Kaffeetassen in die Küche trug und abwusch. Noch ein Fehler. Durch die Beseitigung der Spuren ihres Doppellebens hatte sie kostbare DNS -Beweise vernichtet, die den Behörden hätten helfen können, sie zu finden. Reiß dich zusammen, befahl sich Lula. Drei Freunde ihres Vetters George wollten sie in einem Lexus spazieren fahren.
Ledermantel und Kapuzenshirt stürzten
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