Luegen auf Albanisch
hervorragend. Können wir es Don zeigen?«
»Selbstverständlich«, sagte Lula.
In der folgenden Woche rief Don Settebello an und fragte, ob sie sich am nächsten Tag zum Mittagessen treffen könnten. Nur sie beide. Während der Antrag auf ihr Arbeitsvisum in Bearbeitung war, hatte Don sie mehrmals auf einen Burger eingeladen, um sie wegen ihres Falls auf dem Laufenden zu halten. Alles sehr korrekt und professionell, der freundliche, hippe, onkelhafte Anwalt, der seine Mandantin beruhigte, in der er, wie er mehrfach betonte, seine erwachsene Tochter sehe. Damit konnte er wohl kaum Abigail gemeint haben, die lieber schnellstens zu essen anfangen sollte, wenn sie vorhatte, wie Lula zu werden. Lula nahm an, dass Don damit meinte, seine Gefühle für sie seien rein väterlicher Natur, wie sie ein mächtiger, älterer Mann für eine kluge, vielversprechende junge Frau empfindet.
Don sagte: »Gehen wir ins Mezza Luna. Das ist im Moment total angesagt, aber ich kann bestimmt einen Tisch bekommen. Die Beiköche sind alle Mandanten von mir. Ich muss Ihnen eine kleine Frage stellen. Vielleicht zwei kleine Fragen.«
Lula konnte nicht ablehnen, obwohl sie ein ungutes Gefühl hatte, wenn sie an das unterschwellige sexuelle Surren dachte, das sie von Don im Steakrestaurant aufgefangen hatte. Großer Gott, lass ihn bloß nicht auf mich abfahren und das Leben kompliziert machen. Zugegebenermaßen wäre es schmeichelhaft, dass ein wichtiger Mann wie Don wissentlich die Ethik seines Berufsstandes verletzte, um sie anzubaggern; schließlich hatte sie sich in letzter Zeit nicht gerade an einem Übermaß sexueller Aufmerksamkeit erfreuen können.
»Zwei kleine Fragen?«, wiederholte Lula. Sie hatte nicht so provokant klingen wollen. Könnte eine davon lauten: Willst du mir einen blasen? So was würde Don nie sagen.
Lula zog ihre neuen Sachen an, diesmal ohne Zekes Schal, und nahm die drei Busse, die sie, entgegen jeder Wahrscheinlichkeit, pünktlich zum Restaurant brachten. Don erhob sich und küsste sie auf die Wange. Auf dem Tisch standen ein Glas und eine halb leere Flasche Rotwein. Halb voll, ermahnte sich Lula.
»Etwas zu trinken?«, fragte der Kellner.
Lula deutete auf Dons Flasche, und der Kellner zauberte aus dem Nichts ein Glas herbei.
»Hervorragende Wahl«, sagte Don.
Don fragte nach Stan und Zeke. Gut, ihnen gehe es gut, allen gehe es gut. Als Lula fragte, wie es mit Dons Fällen laufe, starrte er in seinen Wein und schwieg so lange, dass sie schon meinte, er hätte sie nicht gehört. Dann sagte er: »Ich war in Guantánamo.«
»Was ist passiert?«, fragte Lula.
»Ich brauchte zwei Tage, bis ich überhaupt mit jemandem reden durfte, und dann noch mal zwei Tage, bis jemand mit mir reden wollte. Und dann … Die Geschichten, die sie mir erzählt haben … das war schlimmer, als Sie es sich vorstellen können.« Don schloss für einige Sekunden die Augen, was Lula die Gelegenheit gab, ihm ins Gesicht zu schauen und mehr Wut und Qual zu entdecken, als sie im Gesicht ihres Anwalts sehen wollte oder auch nur in irgendeinem Gesicht. »Wissen Sie, wie die dort Folter nennen? Verfeinerte Verhörmethoden. Wissen Sie, was die zu Schlägen sagen? Nicht gesundheitsgefährdender physischer Kontakt. Ein Selbstmordversuch? Manipulatives selbstverletzendes Verhalten. Wenn ich Ihnen erzählte, was ich dort gehört habe, müssten die uns beide umbringen. Ich würde meine Zugangsberechtigung verlieren, und mein armer Mandant wäre in den Arsch gekniffen. Nur ist er das bereits. Ich werde Ihnen seinen Namen nicht nennen, er ist ein in Harvard ausgebildeter afghanischer Kardiologe, der nach Hause fuhr, um dort eine Klinik aufzubauen, und irgendein beschissener Nachbar hat zweitausend Riesen dafür gekriegt, ihn als Taliban-Anführer zu denunzieren. Der Nachbar war vielleicht gar kein Scheißkerl, nur so ein verzweifelter Trottel, der dringend Geld brauchte. Inzwischen hat mein Mandant drei Jahre Folter hinter sich. Kein Schlaf. Kein Essen. Ständig lauter Krach. Musste seine eigene Scheiße essen. Wurde an den Füßen gefesselt von der Decke gehängt. Rasiermesserschnitte am Penis.«
Lula legte die Hände über die Ohren und las von Dons Lippen ab: »Wurde gefickt.«
»Es ist toll, dass Sie etwas tun«, sagte sie. »Oder wenigstens versuchen, etwas zu tun.«
»Wer weiß, was ich erreichen kann«, sagte Don. »Gibt mir ein besseres Gefühl. Aber was werden sie mich wirklich tun lassen?«
Warum stellten Don und Mister Stanley ihr
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