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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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Chaussee abfuhr. Und ohne meine Antwort abzuwarten, sprach er weiter: »Daß du eine von diesen gutaussehenden Zicken bist, die auch noch wissen, wie gut sie aussehen.«
    Ich hatte es geahnt … Fragen wie diese ließen sowieso nichts anderes als eine beleidigende Antwort zu.
    »Mit der Kamera wollte ich dich eigentlich nur provozieren.«
    »Was dir ja bestens gelungen ist.«
    Skip bog in einen schmalen, von Rosenbüschen umrankten Weg ein und hielt vor einem backsteinfarbenen Einfamilienhaus, das hell erleuchtet war.
    »Dein Antiquitätenhändler zu Hause?«
    »Nein. Die Besitzerin. Mein Freund hat nur den Keller angemietet.«
    »Hör mal!« empörte ich mich. »Wieso sind wir nicht zu mir gegangen? Ich habe ein vernünftiges Bett, saubere Bettwäsche und ein Bad, das sich sehen lassen kann!«
    Skip hielt es nicht für nötig zu antworten. Statt dessen hauchte er mir einen Kuß auf die Wange, stieg aus dem Wagen und ging seinen Schlüssel schwenkend vor zur Haustür. Als er aufschloß, hörte ich eine weibliche Stimme »Hallo« rufen, Skip rief ebenfalls »Hallo«, dann schob er mich rechts vom Eingang durch eine angelehnte Tür.
    »Hab ich das wirklich nötig? Mich hier wie eine Diebin reinzuschleichen?« Ich fand die ganze Aktion mehr als kindisch.
    »Wenn du willst, gehen wir wieder rauf, und ich stelle dich als meine Zukünftige vor.« Skips Stimme klang schneidend.
    Ich bereute es in der Tat schon, überhaupt mitgekommen zu sein, als Skip unten Licht machte und ich schützend meine Hand vor die Augen legen mußte. Ein großer Kellerraum, bestückt mit Vitrinen voller Silber. Silberbesteck, Silberleuchter, Silberschalen, wohin man schaute, im hinteren Teil prangte ein klobiges französisches Mahagonibett – alles frisch bezogen – mit passender Frisierkommode.
    »Klasse«, sagte ich nur und setzte mich aufs Bett, um den Härtegrad der Matratze zu überprüfen. Meistens hatten Betten dieser Art steinharte Matratzen oder eben butterweiche, die einen zwangen, sich mit der zweiten anwesenden Person die ganze Nacht über zu einem unauflösbaren Knäuel zu vereinigen.
    Ich hopste ein wenig auf und ab, doch zu meiner Überraschung war alles in bester Ordnung. Skip strahlte. Er war stolz, als sei dieses Lager auf seinem Mist gewachsen.
    »Toilette und Waschbecken sind dort hinter dem Vorhang.«
    »Keine Dusche?«
    »No.«
    Ich hatte es doch gewußt. Natürlich war ein Haken an der Sache. Aber eigentlich spielte es auch keine Rolle. Ich genoß die Nacht mit Skip, fühlte mich für ein paar Stunden sogar wie frisch verliebt. Er roch so gut, ein bißchen nach Limonen und nach Gewürzen, als habe Bernd ihn in Sachen Parfümierung beraten.
    Als ich am Morgen aufwachte, wußte ich zunächst nicht, wo ich mich befand. Das lag daran, daß Skip zum einen nicht neben mir lag und es zum anderen durch die runtergelassenen Außenjalousien so stockfinster war, daß ich meine Finger nicht vor Augen erkennen konnte. Gerade als mir Erinnerungsfetzen an den gestrigen Abend zu Bewußtsein kamen, ging die Klospülung und Skip federte dynamisch hinter dem Vorhang hervor. Erst zog er mit ohrenbetäubendem Lärm die Rolläden hoch, dann riß er mir die Decke weg, küßte mich auf den Bauchnabel und sagte: »Schatz, wir müssen uns beeilen.«
    Wie benebelt schälte ich mich aus dem Bett und hatte dabei Mühe, meine Gliedmaßen zu koordinieren. Ohne auch nur ein Wort von mir zu geben, tapste ich hinter den Vorhang und ließ mich auf die Klobrille fallen. Skip plapperte aus dem Off munter weiter. Gern wäre er noch mit mir frühstücken gegangen – auf seine Kosten natürlich –, aber sein Ressortleiter Hawke erwarte ihn gegen Mittag zurück, selbstverständlich würde dieEinladung jedoch nicht verfallen, und am liebsten hole er sie in Berlin nach.
    Ich saß derweil auf der Toilette, konnte weder pinkeln noch mich unverrichteterdinge erheben und dachte über Skips immer wieder in den Raum geworfenes »Schatz« nach. Wie kam ein Mann nur dazu, mich nach einer ersten Liebesnacht mit dem abgegriffensten aller Kosenamen zu titulieren?
    Natürlich wunderte sich Skip über meine schlechte Laune, als ich endlich hinter dem Vorhang hervorgetaumelt kam, aber einfallslos, wie er war, schob er es vermutlich auf das ausfallende Frühstück.
    Genauso klammheimlich, wie wir gestern abend in die Silberhöhle eingedrungen waren, machten wir uns auch wieder aus dem Staub. Skip öffnete die Beifahrerseite seines Wagens, aber ich lehnte dankend mit den Worten

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