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Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Gesicht verändert – es nimmt einen geradezu drohenden Ausdruck an. Er haut mit der Faust auf ein Sofakissen. Warum reagiert er auf den Namen gleich so sauer? Das läuft ja viel besser, als ich gedacht hatte.
    »Ich glaube, dieser Typ hat, also ich weiß nicht, wie ich das sagen soll …«
    Er presst seine Lippen fest aufeinander und die Pupillen in seinen Babyaugen verkleinern sich zu Stecknadelköpfen.
    »Wie du was sagen sollst?«
    »Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ich glaube, er hat Ally … ähh … belästigt.« Gute Wortwahl.
    »Verdammt, ich habe ihr gesagt, sie soll wegbleiben von dem kranken Typen!«
    »Wieso krank?«
    Er springt auf und geht im Wohnzimmer hin und her. »Ich hab sie geradezu angefleht, mit dem Kerl auf keinen Fall in eine Höhle zu steigen.«
    Ich brauche mich nicht mal anzustrengen, um verwirrt auszusehen.
    »Als Ally mir von ihrem Plan erzählt hat, habe ich mich an einen merkwürdigen Zeitungsartikel über ihn erinnert, aber das ist jetzt total egal.«
    Ach der, jetzt verstehe ich. Und wie ich diesen Artikel kenne! Carolinas Name stand zwar nicht drin, aber ich wusste trotzdem, dass es dabei um sie ging. Danach war mir klar, dass ich ihn stoppen musste.
    »Wie geht es Ally? War sie bei einem Arzt? Wir werden das Schwein anzeigen. Ich muss sie sofort anrufen.« Seine Stimme überschlägt sich fast. Er holt sein Handy aus der Hosentasche und tippt Allys Kurzwahlnummer ein.
    »Wenn du jetzt mit ihr sprichst, machst du alles nur noch schlimmer.« Ich versuche, nicht so panisch zu klingen, wie ich bin. »Sie wird sich von mir verraten fühlen und komplett dichtmachen. Und wenn du dann auch noch mit dieser Ich-hab’s-dir-ja-gleich–gesagt-Nummer kommst, wird sie ganz bestimmt auflegen und das war’s dann.«
    Er wirft sein Handy auf den Tisch und reibt seine Nase.
    »Verdammt, ja, genau so tickt Face. Du kennst sie wirklich gut.«
    »Körperlich ist sie so weit okay, aber Ally will nicht darüber reden. Ich glaube, sie denkt, sie wäre irgendwie selbst schuld daran.«
    »Typisch Ally.« Plötzlich konzentriert er wieder den Blick auf mich. »Wenn sie nicht redet, woher weißt du dann überhaupt, dass er ihr was getan hat?«
    »Ich habe ihre komischen blauen Flecken gesehen.«
    Allys Bruder wird bleich, lehnt sich zurück und schließt die Augen, als wollte er dieses Bild sofort verscheuchen. »Das ist alles meine Schuld«, flüstert er vor sich hin, ballt eine Hand zur Faust und schlägt damit auf die andere Handfläche. »Ich habe mich lustig gemacht über ihre Angst vor engen Räumen und sie damit dem Typen geradezu in die Arme getrieben. Und dass sie überhaupt solche Angst hat, ist auch meine Schuld.«
    Es könnte nicht besser laufen. Er fühlt sich schuldig! Perfekt. Das lasse ich für einen langen Augenblick so im Raum stehen und setze dann noch eins drauf.
    »Ich habe mit angeschaut, wie sie stundenlang unter der kochenden Dusche geblieben ist, so als wollte sie etwas abwaschen.« Das kommt glaubhaft über meine Lippen, denn das habe ich auch schon versucht.
    »Alles abgewaschen. Verdammt! Dann gibt es keine Beweise.« Er rutscht wieder nach vorne auf die Sofakante. »Und warum bist du eigentlich hier?«
    Er ist unglaublich schlau, ich muss wirklich aufpassen, dass er mir nicht auf die Schliche kommt.
    »Ich bin zu dir gekommen, weil ich das nicht mit ansehen konnte, und als sie sich geweigert hat, darüber zu reden, habe ich einen Plan entwickelt. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.«
    Seine Augen strahlen begeistert. Er gießt mir frische Cola ein und will sofort alle Details wissen. Und es dauert nicht lange, da ist er geradezu begeistert von meinem Vorhaben.
    Und ich bin begeistert, dass er so begeistert ist.

23. Ally
    Ich konnte bis in die frühen Morgenstunden nicht einschlafen, habe den Wecker ausgeschaltet und bin dann erst gegen Mittag schweißgebadet aufgewacht. Der Typ ist durch meine Gedanken geschwirrt wie eine elende Stechmücke, immer und immer wieder hat er mir ins Ohr gesurrt: Warnung: Mila, Achtung: Mila, Gefährlich: Mila.
    Und ich habe mich gefragt, was er wirklich wollte, denn warum sollte ein normaler Spanner so etwas zu mir sagen? Andererseits: Wieso hat er nicht einfach mit mir geredet, sondern durchs Fenster geglotzt? Das ist doch auch nicht ganz koscher.
    Irgendetwas an der ganzen Geschichte macht mich stutzig. Woher hatte der Typ plötzlich diese Verletzungen? Und dann habe ich versucht, mich zu erinnern, wie das genau war, als Mila ihn

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