Luftkurmord
ging, den Mord an einem Professor aufzuklären.
Sauerbier war davon überzeugt gewesen, mit Steffen den richtigen Verdächtigen
erwischt zu haben. Ich nicht.
»Da ist er nicht der
Einzige.« Hansen stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu. »Du bist nicht
im Dienst, Ina. Was also um alles in der Welt hattest du hier zu suchen?« Kurz
vor mir blieb er stehen. »Hatte ich mich heute Nachmittag nicht deutlich genug
ausgedrückt? Morgen!« Er schlug mit der flachen Hand gegen den Putz. »Morgen
solltest du mit Frank Vorhaus sprechen. Nicht heute.«
»So wie es aussieht,
war es ja nicht schlecht, dass Ina sich nicht an das gehalten hat, was Sie ihr
gesagt haben.« Steffen stand plötzlich hinter mir.
»Und Sie haben hier
schon mal gar nichts verloren, Herr Ettelscheid«, sagte Hansen heiser,
räusperte sich und rieb seine Hand. »Das ist eine polizeiliche Ermittlung. Ich
muss Sie nun bitten zu gehen.«
Steffen rührte sich
nicht. Ich spürte, dass er auf eine Äußerung von mir wartete.
»Du kannst direkt
mit ihm gehen, Ina. Du hast keinen Dienst und ich habe dich nicht extra
angefordert. Wir sehen uns morgen in der Dienststelle.« Er wies mit der Hand
zur Tür. »Guten Abend.«
»So ein Idiot!«
Steffen ging mit großen Schritten neben mir durch die Dreiborner Straße auf den
Parkplatz zu, auf dem wir den Wagen abgestellt hatten. »Ohne dich säße er doch
jetzt noch in seiner Dienststelle und würde …«
»Ich bin mir sicher,
dass die Reporterin ihn früher oder später informiert hätte.«
Er blieb stehen, hob
die Hände und sah mich an. »Ja, Ina. Das hätte sie wohl.« Er ging weiter. »Was
hast du jetzt vor?«
»Ins Altenheim
fahren und nachhören, ob Alfons Brinke mittlerweile wieder aufgetaucht ist.
Wenn Hansen mich schon nicht bei dem Entführungsfall dabeihaben will, kann ich
mich ja wenigstens da nützlich machen.« Steffens Handy unterbrach unsere
Unterhaltung.
»Ja?« Er nahm ab,
ohne nachzusehen, wer ihn anrief. »Sofort?«, fragte er gereizt, nachdem er eine
Weile gelauscht und nur durch einige »Hmms« seinem Gesprächspartner seine
Anwesenheit bestätigt hatte. Als er auflegte, wirkte er angespannt.
»Helga?«, fragte
ich. Wir waren am Käfer angekommen und ich legte meine Hände auf das Wagendach
und wartete auf Steffens Reaktion.
»Kannst du mich nach
Hause bringen? Ich brauche mein eigenes Auto.«
»Was wollte sie
denn?«
»Irgendwas mit ihrem
Fernseher stimmt nicht, und allein schafft sie es nicht.«
»Kann sie nicht
einen der Nachbarn fragen? Da springen doch genug Jungs rum, die gerne einen
schnell verdienten Euro mitnehmen.«
Steffen schüttelte
den Kopf. »Das ist es nicht.« Er seufzte. »Es geht ihr nicht um den Fernseher
oder um die Antenne oder was auch immer. Es geht ihr darum, mir klarzumachen,
wie viel einfacher es wäre, wenn wir bei ihr wohnen würden.«
»Wäre es das denn
für dich? Einfacher?« Ich spielte mit meinem Autoschlüssel.
Steffen sah mich
über das Wagendach hinweg an. »Es gibt gerade nur eine Frau, mit der ich gerne
zusammenwohnen würde.« Er öffnete die Beifahrertür. »Und das ist nicht meine
Mutter.«
***
»Bringst du
Nachrichten?« Hermann klappte das Buch zu, in dem er gerade gelesen hatte,
stand aus dem Sessel in der Nähe des Eingangs auf und kam mir eilig entgegen.
Automatisch las ich den Titel und musste grinsen. Zengeler, »Gestorben wird
später«. Die roten Gläser auf dem Titelbild sahen aus wie Friedhofslämpchen.
Was für eine passende Lektüre in einem Altenheim.
Amalie Eckholz war
ebenfalls aufgestanden und folgte Hermann. Die beiden wirkten müde und
angespannt. Amalie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und Hermanns Falten
traten so deutlich hervor, dass er mit einem Schlag Jahre älter aussah. Die
Sorge um Alfons Brinke zehrte an ihnen.
»Nein, Pap. Tut mir
leid.« Ich sah mich um. »War denn noch niemand von den Kollegen wieder hier?«
»Sie suchen wohl
noch«, mischte sich Amalie ein. »Ich denke, wenn sie ihn gefunden hätten,
wüssten wir es.«
»Habt ihr keine
Hundestaffel oder so was? Diese Tiere finden doch viel besser die Spur eines
Vermissten als Menschen.«
Gegen meinen Willen
musste ich lächeln. Hermann ließ keine Möglichkeit außer Acht. »Stimmt«,
bestätigte ich. »Aber zum einen ist Alfons mit dem Wagen weggefahren, da
versagt die beste Hundenase, und zum anderen müsste der Hund extra angefordert
werden. Es ist ja nicht so, dass jeder Polizist einen Suchhund hat.«
»Aber es muss doch
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