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Luftkurmord

Luftkurmord

Titel: Luftkurmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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Schritt zurück und wartete. Nichts
tat sich. Steffen schaute sich um.
    »Kennst du die?«
    Eine Frau mit einer
dunklen Umhängetasche hatte sich genähert, blieb in einiger Entfernung stehen
und beobachtete uns.
    Ich nickte, stieg
wieder die beiden Treppenstufen hoch und klingelte erneut. Noch immer blieb im
Inneren des Hauses alles still.
    »Presse.« Ich legte
meinen Kopf in den Nacken und versuchte, in den Fenstern der oberen Stockwerke
etwas zu erkennen.
    »Was will sie hier?«
    »Frag sie.«
    Steffen schnaubte
und klopfte energisch gegen die Haustür. »So lange geht doch kein Mensch
einkaufen.« Er schob den Ärmel seines Jacketts hoch und drehte das Ziffernblatt
seiner Uhr nach oben. »Es ist schon nach acht.«
    Die Reporterin trat
näher. Sie hatte die blonden Haare zu einem losen Pferdeschwanz
zusammengebunden und trug ihr Lächeln wie eine freundliche Einladung vor sich
her.
    »Hallo, Frau Weinz.«
Sie streckte mir die Hand entgegen. Mit der anderen hielt sie den Gurt ihrer
Tasche fest. »Wollen Sie zu Vorhaus?«
    »Und Sie?«, antwortete
ich mir einer Gegenfrage und bemerkte, wie sich ein besorgter Ausdruck in ihre
Miene schlich. Ich kannte sie. Als Journalistin der Lokalredaktion war sie
immer auf der Suche nach Neuigkeiten, Interessantem und all dem, was das Leben
in einer Kleinstadt bunter werden ließ. Einige ihrer Artikel waren mir in guter
Erinnerung geblieben. Sie schien mir nicht der Typ Journalistin zu sein, der um
jeden Preis einer Sensation hinterherhechtete. »Was wollen Sie denn von den
beiden?«
    »Ich will nachsehen,
ob das hier«, sie hielt mir einen Zettel hin, »stimmen kann.« Sie öffnete ihre
Tasche, holte einen Fotoapparat heraus und machte ihn startklar.
    »Was ist das?«
Steffen schaute über meine Schulter auf das Blatt Papier in meinen Händen. Ich
hörte, wie er leise pfiff, bevor er sich wieder an die Reporterin wandte.
»Woher haben Sie das?«
    »Es lag im
Redaktionsbriefkasten.« Sie hob den Fotoapparat und richtete ihn auf das Haus.
»Wir schauen mehrmals am Tag hinein. Bei der letzten Leerung haben wir das hier
gefunden.« Sie nahm mir das Blatt wieder aus der Hand.
    »Wann war das
ungefähr?«, fragte ich sie und überlegte fieberhaft, wie ich nun weiter
vorgehen sollte.
    »Ist nicht so lange
her. Ich bin sofort hergekommen, um es zu überprüfen, bevor ich die Polizei
informiere. In der letzten Zeit häufen sich schlechte Scherze wie dieser.« Sie
zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was die Leute daran witzig finden.
Deswegen sind wir dazu übergegangen, erst einmal selbst nachzusehen, bevor wir
die Pferde scheu machen.« Sie ging die beiden Stufen hinauf und klingelte lang
und anhaltend.
    »Sie sind nicht da.
Das ist sicher. Wenn es stimmt«, ich wies mit dem Kinn auf den Zettel und
kramte in meiner Tasche nach dem Handy, »dann müssen wir jetzt sehr schnell
etwas unternehmen.« Ich tippte eine Kurzwahl und wartete auf die Verbindung.
»Hallo, Bernhard, ruf die Kollegen in Bonn an und frag, ob sie uns Sauerbier
schicken können«, sagte ich zu der Stimme am anderen Ende der Leitung. »So wie
es aussieht, wurden Birgit und Frank Vorhaus entführt.«
    ***
    »Es wird noch
dauern, bis wir etwas von Sauerbier hören.« Hansen lehnte sich an die Hauswand
und verschränkte die Arme. »Er muss offiziell von Bonn aus beauftragt werden
und ist noch dort im Präsidium. Ein bis zwei Stunden wird er brauchen.«
    Ich nickte und las
zum x-ten Mal den Erpresserbrief. Er steckte mittlerweile in einer
Plastikhülle. Trotzdem hatten Steffen und die Reporterin ihre Fingerabdrücke
abgeben müssen, um diese von vorneherein ausschließen zu können. Vermutlich
würde die Spurensicherung zwar in dieser Hinsicht nichts bringen, aber man
wusste ja nie.
    »Er war übrigens
nicht gerade begeistert, als er hörte, dass du in den Fall verwickelt bist.«
    »Hmm.« Ich hörte ihm
nicht richtig zu. »Wir fordern eine Million Euro und den sofortigen Stopp des
Projektes ›Lorbachtal‹«,las ich stumm und runzelte
die Stirn. Was machte das für einen Sinn? Wo war hier der Zusammenhang?
    »Ich hatte den
Eindruck, als ob ihr beide ein recht gespaltenes Verhältnis habt«, redete er
weiter, »stimmt das?«
    »Was?« Ich fuhr aus
meinen Gedanken auf und versuchte, mich an Hansens letzte Worte zu erinnern.
»Er mag mich nicht. Denke ich.« Ich lächelte zaghaft. »Er hat Schwierigkeiten
mit meiner Art zu arbeiten.« Im letzten Sommer waren Horst Sauerbier und ich
aneinandergeraten, als es darum

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