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Luftkurmord

Luftkurmord

Titel: Luftkurmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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zimperlichen
zweifachen Mörder. Alles war denkbar. »Ich werde Judith bitten, mit mir zu
kommen«, beschloss ich und zog mein Handy aus der Tasche, in der Hoffnung, dass
sie zum einen mit ihrer Arbeit vielleicht schon fertig war und zum anderen
überhaupt Empfang hatte. Ausnahmsweise hatte ich Glück, und Judith versprach,
so schnell wie möglich zu mir zu kommen.
    ***
    »Es war also
noch niemand bei dir?« Judith steckte das Telefon ein und setzte sich wieder.
    »Wie meinst du das?
Jemand bei mir?« Kai Rokke kam zurück ins Innere seines Wohnmobils. »Ich war
gar nicht da. Ich war einkaufen. Zu Fuß.« Er lächelte sie an. »Setz dich doch.
Ich wollte etwas für uns kochen.«
    Judith schwieg und
schob das kleine Glas mit den Wiesenblumen, die er für sie gepflückt und in die
Mitte des Tisches gestellt hatte, hin und her.
    »Was ist los?«
    »Hast du mich
belogen, Kai?« Judiths Stimme klang fest, aber in ihrer Körperhaltung erkannte
er eine Anspannung, die er sich nicht erklären konnte.
    »Nein.« Er hatte ihr
noch vieles nicht erzählt. Das stimmte. Aus seiner Vergangenheit und warum es
so gekommen war, wie es gekommen war. Aber er wollte es tun. Immer ein
Stückchen mehr. Erzählen von seinem Leben und von seinem Hunger, den er nicht
zulassen durfte. »Nein. Ich habe dich nicht belogen, Judith.«
    Er setzte sich ihr
gegenüber, legte seine Hände neben ihre auf die Tischplatte und wartete. Judith
strich über seine Handrücken und drehte die Innenflächen nach oben. Sie
lächelte, und auf Kai machte es den Eindruck, als sei sie erleichtert, als sie
den langen Kratzer in seiner rechten Hand entdeckte. Mit ihrem Nagel kratzte
sie langsam darüber. Ein Stück Kruste löste sich, und ein winziger Tropfen Blut
quoll hervor. Es tat ein bisschen weh, aber er zog die Hand nicht weg.
    »Woher hast du den?«
    »Warum fragst du
mich das?«
    »Sag es mir
einfach.«
    »Und wenn ich es dir
sage, dann habe ich nicht gelogen?«
    »Wenn du mir die
Wahrheit sagst, hast du nicht gelogen.« Judith hielt immer noch seine Finger in
ihrer Hand. Er spürte die Wärme ihrer Haut. »Wenn du es mir sagst, weiß ich, ob
ich eine gute Polizistin bin oder nicht.«
    »Wegen eines
Kratzers?«
    »Ja.« Sie hob den
Kopf und sah ihn an. Sie wartete.
    »Ich hatte gedacht,
du vertraust mir.«
    »Ich sitze hier.«
    »Und das würdest du
nicht, wenn du mir nicht vertrauen würdest?«
    »Nicht allein.«
    Kai löste seine Hand
aus ihrer und stand auf. Er lehnte sich an die Spüle, wollte Abstand zwischen
sich und die Frau bringen, von der er sich wünschte, sie würde ihn lieben.
    »Was ist es jetzt?
Was hast du jetzt über mich herausgefunden, was dir Angst macht?«
    »Gibt es denn etwas,
was mir Angst machen müsste?«
    Er ließ die Arme
sinken, ging einen Schritt auf sie zu und drückte sich wieder in die schmale
Spalte zwischen Tisch und Banklehne.
    »Nein, Judith. Es
gibt nichts.«
    »Dann sag mir jetzt,
was mit dem Kratzer ist.«
    Kai hob seine Hand,
drehte sie vor seinen Augen hin und her wie eine Ware, die er begutachtete.
    »Ich habe mich
verletzt, bei dem Versuch, die ›Lydia‹ aus dem Wasser zu ziehen.«
    »Wie hast du dich
verletzt?«
    »Herrgott, was ist
das? Ein Verhör?« Er ballte die Hände zu Fäusten und wischte damit über das
Resopal.
    »Ja.« Judith folgte
mit den Blicken seinen Bewegungen.
    »Die ›Lydia‹ lag zu
weit weg vom Ufer. Da habe ich mir einen Ast genommen und damit nach ihr
gefischt.«
    »Wo lag der Ast?«
    »Keine Ahnung. Da
war ein Gebüsch. In einem Gebüsch liegen Äste.«
    Judith setzte sich
aufrecht hin, rückte die Manschetten ihrer Uniformbluse gerade und wartete. So
wie sie dasaß, erinnerte ihn nichts an die Frau, die in der Nacht mit ihm das
Wohnmobil mit Lachen und Liebe gefüllt hatte.
    Er würde sich
erinnern müssen, damit sie die Gewissheit bekam, ihm Vertrauen zu können.
    »Ich stand auf dem
Metallsteg und erkannte, dass ich sie so nicht erreichen würde.« Er schloss die
Augen und hörte in Gedanken wieder das Rauschen des Wassers. »Dann bin ich
runter vom Steg und habe nach etwas gesucht, was ich brauchen konnte. Da lag
dann der Ast.«
    »War es in der Nähe
des späteren Fundorts?«
    »Ich denke schon.«
Als er ihren unzufriedenen Blick sah, korrigierte er sich. »Ja. Kann man so
sagen.«
    »Gut.« Judith
entspannte sich. »Dann ist es gut.« Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse.
»Komm.« Sie stand auf. »Ich habe Ina versprochen, so schnell wie möglich bei
ihr zu sein.«
    »Warum

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