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Luftkurmord

Luftkurmord

Titel: Luftkurmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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beendete die Verbindung und
wandte mich Judith zu. »Du hast es gehört. Geh zu ihm und bring ihm die
Nachricht. Ich habe ihm gesagt, er soll dich einbinden.« Ich lächelte. »Ich
habe ihm auch gesagt, du seist eine gute Polizistin. Also los.« Ich nickte mit
dem Kopf in Richtung des polizeilichen Ameisenhaufens. »Mach was draus.«
    Judith starrte mich
an. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Sie schwankte.
    »Hab ich dich mit
meinem Virus angesteckt? Judith?« Ich trat zu ihr und fasste sie am Arm. Sie
lehnte sich an mich, fing sich aber rasch wieder und drückte den Rücken durch.
    »Nein, Ina. Ich bin
keine gute Polizistin. Ich würde sehr gerne eine sehr gute Polizistin sein.«
Sie zog die Ärmel ihrer Uniformjacke gerade. »Aber ich bin es nicht.«
    »Red keinen Unsinn.
Das ist deine Chance. Jetzt mach schon und geh.«
    »Ich habe mit Kai
Hornbläser geschlafen.« Ihre Stimme klang heiser. »Schlimmer. Ich habe mich in
ihn verliebt.« Sie öffnete die Wagentür und setzte sich auf den Beifahrersitz.
»Er ist vorbestraft und jetzt finden sich seine Blutspuren auf einem möglichen
Tatwerkzeug. Nein, Ina. Ich bin keine gute Polizistin.«
    Ich ging um den
Wagen herum. Langsam, um Zeit zu gewinnen. Als ich die andere Seite erreicht
hatte, setzte ich mich, ließ aber meine Füße draußen stehen. Sie wartete auf
meine Antwort. Auf mein Urteil. Was sollte ich ihr sagen? Dass sie nicht die
Erste war, der so etwas passierte? Dass es mir passiert war, vor nicht allzu
langer Zeit? Dass das der Grund war, warum ich nach Gemünd gekommen war, hier
saß und mit meinem Leben immer noch nicht im Reinen war? Konnte ich ihr ein
bisschen von dem Schmerz und dem Selbstzweifel ersparen? Vermutlich nicht. Und
vermutlich wäre es auch nicht gut, es zu versuchen. Ich tat es trotzdem.
    »Doch, Judith. Das
bist du.« Ich drehte mich zu ihr um. »Du bist ein Mensch mit Gefühlen, mit
Ängsten und mit dem Wunsch nach Nähe. Und genau deshalb bist du eine gute
Polizistin. Das eine ohne das andere kannst du nicht sein. Niemals, auch wenn
es holprig wird.« Judith zuckte zusammen, als ich ihr meine Hand auf die
Schulter legte. »Und jetzt geh, bring Hansen die Info und kümmere dich darum,
dass die Sache geklärt wird. So oder so.«
    ***
    »Und dann hat er
dich kaltgestellt?« Hermann rückte seinen Stuhl zurecht, rührte in seinem
Kaffee und runzelte die Stirn. Ein gnädiger Kollege der Spurensicherung hatte
mich nach Hause gefahren, und ich hatte mich sofort auf den Weg zu Hermann
gemacht. Den kurzen Überblick, den ich ihm und Amalie gegeben hatte,
quittierten sie mit besorgten Mienen. Amalie räusperte sich.
    »Trauen Sie Ihrer
Freundin denn einen Mord zu?« Erschrocken legte sie die Hand auf ihren Mund,
so, als ob sie etwas Unaussprechliches ausgesprochen und damit als Tatsache in
die Welt entlassen hätte.
    »Auf den ersten
Blick spricht alles dafür, dass sie es getan hat«, wich ich ihrer Frage aus.
»Andrea hatte eine Stinkwut auf Birgit. Und sie war besessen davon, den Bau
dieses Hotels zu verhindern.«
    »Wie passt dann
Regina ins Bild?«, wollte Hermann wissen. »Hast du nicht gesagt, Andrea wäre
der absoluten Überzeugung gewesen, dass Regina keinen Selbstmord begangen hat?«
    Ich nickte. »Es
ergibt keinen Sinn, sie des Mordes an Regina zu verdächtigen.« Ich umklammerte
meine leere Tasse mit beiden Händen. »Es wäre doch viel bequemer für sie
gewesen, Reginas Tod als Selbstmord abzuhaken, anstatt mich förmlich mit der
Nase draufzustoßen, dass da was faul ist.« Ich starrte in meine Tasse. »Und
warum sollte sie Birgit töten wollen, wenn sie nicht für Reginas Tod
verantwortlich ist?«
    »Was also glaubst
du?« Hermann beugte sich vor.
    »Es muss eine
Verbindung zwischen den beiden Todesfällen geben.«
    »Frank Vorhaus«,
schlug Hermann vor. »Was ist mit dem? Er hatte ein faustdickes Motiv, Regina
umzubringen. Wenn wirklich Bestechung im Spiel war, hatte sie das Wissen und
die Macht, seinen dicken Deal platzen zu lassen. Das lässt manche Leute nicht
unbedingt ruhig schlafen.«
    »Du meinst, für
genügend Geld geht man schon mal über Leichen? Das stimmt. Aber auch über die
der eigenen Frau?« Ich stellte die Tasse weg und sah aus dem Fenster. Draußen
auf der Bank saß Alfons Brinke. Er hielt seine Flöte in der Hand, spielte aber
nicht.
    »Er könnte die
Entführung vorgetäuscht und das Erpresserschreiben fingiert haben und dann mit
Birgit verschwunden sein«, überlegte Hermann laut.
    »Aber

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